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Klimawandel: Immer mehr Hitzetote in Deutschland

Eine internationale Klimastudie hat berechnet, dass im Jahr 2018 hier zu Lande 20 200 ältere Menschen im Zusammenhang mit Hitze starben, rund 8000 mehr als in den Vorjahren.
Heißer Tag in Frankfurt am Main

Modellrechnungen zufolge liegt die Zahl der Hitzetoten in Deutschland im weltweiten Vergleich weit vorne. Eine Studie im Fachjournal »The Lancet« ermittelte für 2018 bei über 65-Jährigen in Deutschland rund 20 200 Todesfälle, die im Zusammenhang mit Hitze stehen. Eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren: In den Jahren 2014 bis 2018 hat die Zahl der Hitzetoten nach dieser Methode hier zu Lande im Schnitt bei 12 080 gelegen, bereits 3640 Hitzetote mehr als im Mittel der Jahre 2000 bis 2004.

Nur die zwei bevölkerungsreichsten Länder der Welt mit je rund 1,4 Milliarden Einwohnern lagen nach reinen Zahlen gesehen in dem Rechenmodell noch höher: China mit 62 000 und Indien mit 31 000 Hitzetoten. Die Ergebnisse sind Teil der Studie »Lancet Countdown on Health and Climate Change 2020«, in der sich 120 internationale Forscher mit Beteiligung der Weltgesundheitsorganisation und der Weltbank Gedanken über die Zusammenhänge von Klimawandel und Gesundheit machen.

In die Kalkulation der Hitzetoten nahmen die Forscher unter anderem die tägliche Maximaltemperatur, den Anteil der über 65-Jährigen und das Sterberisiko dieser Altersgruppe durch Hitze auf. Nicht einkalkuliert sei dabei der Fakt, dass in Deutschland viele Menschen in Städten lebten, hieß es. Große Städte erhitzten sich mitunter noch stärker als die Werte, mit denen die Modellrechnung arbeite – insbesondere in der Nacht.

Dazu komme das Risiko, dass durch Hitze neue Infektionen auftauchen könnten, zum Beispiel Tropenkrankheiten, die durch bestimmte Mückenarten übertragen werden können. Selbst wenn hier zu Lande noch keine einheimische Dengue-Fieber-Infektion registriert worden sei, gebe es im Vergleich der Zeiträume von 1950 bis 1954 und 2014 bis 2018 eine Steigerung der klimatischen Möglichkeiten dafür von fast 120 Prozent. Nach vorläufigen Analysen der Weltwetterorganisation wird das Jahr 2020 eines der drei wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen.

Leicht zurückgegangen ist der aktuellen Untersuchung zufolge das Risiko, in Deutschland durch Luftverschmutzung vorzeitig zu sterben. Durch Kohleverbrennung seien 2015 geschätzt 9280 Menschen in Deutschland früher gestorben, 2018 seien es geschätzt 8140 gewesen.

(dpa/eli)

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