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News: Klonen menschlicher Embryonen

Offenbar ist ein Rennen um den ersten nach der Dolly-Methode geklonten menschlichen Embryo zwischen privaten US-Firmen entbrannt.
Das Unternehmen Geron aus Menlo Park, Kalifornien, fördere Forscher, die aus erwachsenen Körperzellen menschliche Embryonen erzeugen wollen. Bei diesem Klonverfahren würden menschliche Eizellen verwendet und Embryonen zu Forschungszwecken erzeugt, schrieb die Washington Post in einem Bericht vom 14. Juni 1999. Calvin Harley, leitender Wissenschaftler bei Geron, hoffe, die Versuche in Zukunft auch ohne menschliche Eizellen durchführen zu können, derzeit könne aber auf die Forschung mit klonierten menschlichen Embryonen noch nicht verzichtet werden. Die Versuche sind international äußerst umstritten.

Wie diese Woche ebenfalls bekannt wurde, verpflanzen Forscher der US-Firma Advanced Cell Technology (ACT) offenbar schon seit Monaten Zellkerne menschlicher Körperzellen in Eizellen von Kühen, aus denen zuvor der Kern entfernt wurde. Daraus wollten sie menschliche embryonale Stammzellen (ES-Zellen) gewinnen. ES-Zellen besitzen für die Gewebezüchtung ein großes Potential: mit ihnen könnten in Zukunft Patienten mit Diabetes, der Parkinsonschen und vielen weiteren Krankheiten effektiver behandelt werden.

Das Unternehmen ACT hatte diesen Versuch erstmals 1998 mit Hautzellen eines Firmenforschers unternommen, weitere Experimente aber damals – unter anderem nach Intervention des US-Präsidenten – gestoppt, um "ethische Bedenken" klären zu können. Jose Cibelli, der Direktor der Zellbiologie Forschung der Firma ACT sagte der Washington Post nun, die Versuche zum sogenannten "therapeutischen Klonen" seien vor einigen Monaten wieder aufgenommen worden: "Wir lassen die Embryonen nicht länger als 10 oder 12 Tage wachsen, bevor wir sie zerstören", sagte Cibelli der Washington Post: "Wir schauen nach den besten Zelltypen, und wir versuchen die Effizienz der Methode zu erhöhen." Die menschlichen Zellen seien von erwachsenen Freiwilligen gespendet worden mit der Zustimmung, sie für diese Art von Experimenten zu nutzen. Die Firma wolle keine Menschen klonen. Der nach dem Klonierungschritt entstehende Mensch-Kuh-Embryo diene allein dazu, menschliche embryonale Stammzellen zu gewinnen.

In Deutschland wäre derzeit weder die Forschung an Embryonen erlaubt, noch hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft bisher grünes Licht gegeben für Arbeiten an menschlichen ES-Zellen, die aus frühen menschlichen Embryonen gewonnen wurden. Von der technischen Seite aus gesehen wundere er sich nicht über die Versuche, sagte Michael Fuchs, Geschäftsführer des Instituts für Wissenschaft und Ethik in Bonn heute gegenüber dpa. „Aber – vorausgesetzt das ist passiert – halte ich das für moralisch äußerst problematisch“, so Fuchs weiter. In Bonn forderte heute die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Deutschland müsse „bei einem Nein ohne Wenn und Aber zu dieser Art von Forschung" bleiben. Menschliches Leben sei „von Beginn an generell schutzwürdig“.

Die Firma Geron, die mit menschlichen Eizellen arbeitet, würden laut Washington Post von einem von Geron gesponsorten Wissenschaftler durchgeführt, dessen Namen man aber weder nennen wolle noch den Fortschritt der Arbeiten. Einen Tag nach dem Artikel aus Washington hatte die Firma die Meldung gegenüber der New York Times dementiert. Die Firma Geron erzeuge keine menschlichen Embryonen zu Klonierungszwecken, sondern wolle jene biochemischen Faktoren entschlüsseln, mit denen aus einer erwachsenen Körperzelle wieder die Entwicklung eines Embryos eingeleitet werden können.

Diesen Weg will auch der Vater des Klonschafs Dolly beschreiten. Ian Wilmut, dessen Firma Roslin Biomed vor wenigen Wochen von Geron übernommen wurde, hatte vor wenigen Wochen verkündet, er wolle erforschen, welche Faktoren eine befruchtete Eizelle dazu befähigten, einen menschlichen Embryo zu bilden. Gelänge es in Zukunft, auch embryonale Stammzellen zu reprogrammieren, könnten in ihnen erwachsene Zellkerne von Patienten geklont werden, um daraus mit dem Spender immunologisch identische Nervenzellen züchten zu können. Mit diesem Verfahren wäre dann ein "therapeutisches Klonen möglich" so Wilmut, "ohne menschliche Embryonen zu zerstören".

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