Direkt zum Inhalt

Fall Bergisch Gladbach: »Missbrauch ist ein lebenslanges Leid«

Sexualisierte Gewalt gegen Kinder ist keine Seltenheit und wird in Netzwerken organisiert. »Je früher, intensiver und wiederholter der Missbrauch stattgefunden hat, umso schwerer sind die körperlichen und sexuellen Folgen«, erklärt die Traumatherapeutin Melanie Büttner im Interview.
Der Körper kann nach einem Missbrauch stark verletzt sein, weil die Kinder auf verschiedenste, oft kaum vorstellbare Weise gequält werden.

Es könnte der bisher größte Fall sexualisierter Gewalt gegen Kinder in Deutschland sein: Ermittler haben zehntausende Täterspuren zu einem weltumspannenden pädokriminellen Netzwerk entdeckt. Das hat das NRW-Justizministerium am 29. Juni 2020mitgeteilt. In Gruppenchats mit möglicherweise tausenden Nutzern haben die Täter von ihren Missbrauch berichtet, sich gegenseitig motiviert, Bilder und Videos ausgetauscht, auf denen die Gewalt zu sehen ist, und Tipps geteilt. Etwa, mit welchen Mitteln sich Kinder am besten ruhig stellen lassen, um sie sexuell zu misshandeln. Was treibt Menschen dazu? Sind alle Beteiligten pädophil? Und wie können Opfer das Erlebte verarbeiten? Antworten liefert die Traumatherapeutin Melanie Büttner im Interview.

»Spektrum.de«: Die Zahl der Tatverdächtigen im Missbrauchsfall Bergisch Gladbach ist nicht genau bekannt. Ziemlich sicher ist aber: Zahlreiche Menschen haben sich im Netz und mit Messengerdiensten organisiert, um Kinder zu missbrauchen und ihre Erfahrungen darüber miteinander zu teilen. Hätten Sie solch ein Netzwerk für möglich gehalten?

Melanie Büttner: Es gab immer wieder Berichte über offengelegte Netzwerke. Und unter Psychotraumatologen ist gut bekannt, dass es zahlreiche solcher Verbindungen gibt. Bei der Arbeit schildern uns Opfer, wie sie über Jahre auf diese Weise systematisch missbraucht worden sind. Es war eher eine Frage der Zeit, wann die Methoden der Ermittler gut genug sind, um selbst solch eine große Organisation aufzudecken.

Wie viele Opfer von Kindesmissbrauch sind in Deutschland bekannt?

Aus der Polizeilichen Kriminalstatistik geht hervor, dass im Jahr 2019 insgesamt 13 670 Fälle von sexuellem Missbrauch zur Anzeige kamen. Das ist aber nur ein Bruchteil der Taten, die wirklich begangen werden.

Melanie Büttner | Die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Sexual- und Traumatherapeutin betreut die Sexualsprechstunde am Münchener Uniklinikum rechts der Isar und arbeitet in eigener Praxis. Für »Zeit Online« beantwortet sie im Podcast »Ist das normal?« Fragen zum Thema Sex. Bücher: »Sexualität und Trauma« und »Ist das normal? – Sprechen wir über Sex, wie du ihn willst«.

Gibt es brauchbare Schätzungen zur Dunkelziffer?

Es gibt zahlreiche internationale und nationale Studien der vergangenen Jahre, die Hinweise auf den Anteil von Missbrauchsopfern in der Bevölkerung liefern. Je nachdem, wie die Studie aufgesetzt wurde, variieren die Zahlen allerdings. Definiert jemand Missbrauch als Penetration von Anus, Vagina und Mund? Oder gilt nicht nur »hands on«, sondern auch »hands off« als Missbrauch – also wenn Kinder zum Beispiel gezwungen werden, Pornos oder Genitalien anzuschauen? Andere definieren es nach dem Altersunterschied von Opfer und Täter oder beziehen auch Taten durch Gleichaltrige mit ein. Es werden also unterschiedliche Phänomene untersucht und verglichen.

Die Daten lassen vermuten, dass der Anteil der Personen in der Bevölkerung, die Missbrauch durch Penetration erlebt haben, im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt. Nimmt man andere Formen sexuellen Missbrauchs mit in die Statistik, sind es bis zu 20 Prozent.

»Es ist davon auszugehen, dass mehr Männer als Frauen Kinder missbrauchen«

Sexuelle Gewalt gegen Kinder wird noch immer häufig mit Pädophilie gleichgesetzt. Doch nicht jeder Täter, nicht jede Täterin ist pädophil. Was genau ist Pädophilie?

Per Definition ist Pädophilie die sexuelle Hingezogenheit zu einem kindlichen Körperschema. Körpern ohne Behaarung im Genitalbereich und mit kleinen Genitalien also, wie denen von Kindern vor der Pubertät. Die Neigung äußert sich in Fantasien und oft auch sehr starken Impulsen, Handlungen an Kindern zu begehen. Doch nicht jeder lebt sie aus.

Es ist daher wichtig, zwischen Pädophilie und Täterschaft zu unterscheiden. Nur etwa die Hälfte der Täter – das ist an Männern untersucht – hat eine pädophile Neigung. Zwar ist davon auszugehen, dass mehr Männer als Frauen Kinder missbrauchen, der Anteil der weiblichen Täterinnen liegt nach Schätzungen von Fachpersonen aber immerhin bei 10 bis 20 Prozent. Das überrascht viele, weil Frauen in der Gesellschaft oft weniger Gewalt zugetraut wird als Männern. Außerdem denkt mancher: Frauen haben ja keinen Penis, also können sie nicht missbrauchen. Aber es gibt auch Missbrauch ohne Penetration. Pädophilie kommt ebenso bei Frauen vor, aber dazu gibt es keine verlässlichen Zahlen.

Unter den Pädokriminellen im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach waren ebenfalls Frauen. Wie ist es zu erklären, dass Mütter anderen ihre eigenen Kinder für sexuelle Übergriffe, gar Gewalttaten anbieten?

Es kann sein, dass die Frauen früher selbst Gewalt erlebt haben oder noch immer in solch einer Situation sind. Es ist auch nicht so, dass jede Mutter ihr Kind liebt. Nehmen wir an: Die Mutter wird selbst missbraucht, hat nach einer Vergewaltigung ein Kind geboren, das sie nicht wollte, und sieht dann für sich einen Ausweg aus dem Missbrauch, den Täterpersonen ihr Kind zur Verfügung zu stellen. Doch auch kommerzielle Interessen können bei missbrauchenden Müttern manchmal eine Rolle spielen, zum Beispiel wenn sie ihr Kind der Kinderprostitution zuführen oder Geld für Filmaufnahmen bekommen. Andere Mütter werden von Tätern manipuliert und gezwungen, ihr Kind missbrauchen zu lassen.

»Manche Täter gehen davon aus, dem Kind mache der Missbrauch nichts aus oder gefalle ihm sogar«

Ist das Leid der Opfer Teil des Reizes für Täter?

Die Täterpersönlichkeiten sind sehr verschieden. Es gibt welche, die aus sadistischen Motiven handeln und für die das Leid der Kinder erregend ist. Bei anderen führt der Empathiemangel eher dazu, dass sie davon ausgehen, dem Kind mache der Missbrauch nichts aus oder gefalle ihm sogar. Vor allem bei Missbrauch in der Familie ist der Grund oft die Verfügbarkeit. Es werden zwar in erster Linie erwachsene Partner oder Partnerinnen begehrt; sind diese aber nicht vorhanden, wird das Kind als Sexpartner betrachtet. Bei sozial unsicheren Menschen, die nicht wissen, wie sie eine gleichaltrige Person für sich gewinnen können, ist das gehäuft zu beobachten. Im Fall von Bergisch Gladbach geht es zudem ganz klar um finanziellen Profit. Diese Ringe sind so breit und gut organisiert wie ein großes wirtschaftliches Unternehmen.

Wie lässt sich verhindern, dass Pädophile zu Tätern werden?

Für pädophile Menschen, die motiviert sind eine Therapie zu machen und verstanden haben, dass sie jemandem schaden, wenn sie ihre Neigung ausleben, gibt es diverse Angebote. Ein bekanntes Projekt ist »Kein Täter werden«. Das gibt es in vielen Städten. »Troubled Desire« ist das dazugehörige Online-Selbsthilfeprogramm.

Hilft womöglich eine Enttabuisierung des Verlangens?

Es wäre hilfreich, Pädophilie zu entstigmatisieren und eben nicht mit Täterschaft gleichzusetzen. Viele pädophile Menschen werden nicht zu Tätern und finden ihre Neigung selbst furchtbar. Man hat diese Neigung oder man hat sie nicht, dafür kann erstmal keiner was. Die Ablehnung der Gesellschaft setzt Pädophile unter enormen Druck. Das Stigma kann Betroffene davon abhalten, Hilfe zu suchen, selbst wenn sie noch keinen Kinderporno geschaut, noch kein Kind berührt haben.

Es gibt aber auch jene, welche keinerlei Skrupel haben. Die legitimieren den Missbrauch damit, dass sie sind, wie sie sind, und geben die Verantwortung an die Kinder weiter. Man muss also sehr genau darauf achten, mit wem man es zu tun hat.

In der 1970er Jahren gab es Tendenzen, einvernehmlichen Sex mit Minderjährigen zu legalisieren. Warum ist so etwas heute undenkbar?

Psychologen und Psychotherapeuten haben inzwischen verstanden, was es für Kinder bedeutet, wenn sich Erwachsene ihnen sexuell nähern. Es kann heftige Folgen haben, psychisch und körperlich. Da macht es keinen Unterschied, ob ein Kind in den Sex eingewilligt hat oder nicht. Viele Kinder wollen sich Erwachsenen anpassen, sie wissen, sie haben zu tun, was die Älteren ihnen sagen. Das ist also kein »Ja« im Sinn von Konsens. Kinder können auf Grund ihres Reifestands gar nicht zustimmen. Diese Erkenntnis ist auch grundlegend für das Strafrecht.

Den Ermittlungen zufolge haben die Täter im aktuellen Fall konkrete Tipps untereinander ausgetauscht. Wie man Kinder lockt, Vertrauen zu ihnen aufbaut, sie sediert. Einige Täterpersonen sagen, erst die konkreten Handlungsempfehlungen hätten sie handeln lassen. Gibt es Belege für solch gruppendynamische Prozesse?

Da kann ich nun nicht aus der Praxiserfahrung sprechen, aber ja: Es gibt Schilderungen von Menschen, die sagen, »ich habe es mir bislang vorgestellt, aber der konkrete Tipp hat es mich umsetzen lassen«. Was ich eher als Gruppendynamik beschreiben würde: Es ist möglich, dass Menschen einander zwingen – etwa durch konkrete Bedrohung oder Manipulation – übergriffig zu werden. Es gibt zum Beispiel bis heute rituelle Kulte und Sekten, die traditionell Kinder missbrauchen. Das Wissen darum, wie man dabei am besten vorgeht, wird dort mitunter von Generation zu Generation weitergegeben.

Was, wenn ein Pädophiler zum Täter wurde – welche Therapie ist dann ratsam?

Bei der Entscheidung, welche Therapie angebracht ist, kommt es darauf an, ob der Täter den Strafverfolgungsbehörden bereits bekannt ist oder nicht. Diejenigen, die schon etwas gemacht haben, aber sehr entschieden sind, es nicht mehr zu tun, und die noch nicht angezeigt wurden oder deren Strafe vollständig verbüßt ist, können sich an »Kein Täter werden« wenden. Die Behandlung der Täter erfolgt unter Schweigepflicht. Es geht darum, die Schwelle zur Therapie so niedrig wie möglich zu halten und dafür zu sorgen, dass Übergriffe in der Zukunft verhindert werden, nicht frühere Übergriffe aufzuarbeiten. Für jene, gegen die ein Strafverfahren läuft oder die ihre Strafe noch abbüßen, gibt es spezielle Beratungsstellen.

Der Fokus der Therapie liegt klar darauf, dass keinem Kind mehr Leid zugefügt wird. Auch hier hängt der Erfolg stark davon ab, ob die Person einsieht, dass sie Verantwortung für ihre Neigung übernehmen muss und den Willen hat, etwas zu verändern. Zum Teil kommt es darauf an, wie gut die Person denken und verstehen kann, was in ihr vorgeht. In einigen Fällen werden auch Medikamente zur Triebreduktion verordnet.

»Es gibt kaum eine psychische Erkrankung, die unter Missbrauchsopfern nicht häufiger auftritt als im Rest der Gesellschaft«

Sind Schuldgefühle in solchen Gesprächen ein Thema?

Teilweise schon, ebenso ein gewisser Leidensdruck. Beides gilt es zu lindern, um eine Stabilität herzustellen, die Tätern erlaubt, sich zukünftig besser zu kontrollieren. Was Psychotherapeuten jedoch oft vermeiden wollen, ist, Tätern, die sich gegenüber den betroffenen Kindern nicht schuldig fühlen, Schuldgefühle zu machen. Denn wenn der Patient den Eindruck hat, dass der Therapeut oder die Therapeutin ihn verurteilt, dann verliert er womöglich das Vertrauen und seine Therapiemotivation. Das wäre nicht im Interesse der möglichen Opfer.

Oft geht es darum, die Taten zu verhindern. Über die Opfer wird seltener gesprochen. Was kann ein Missbrauch bei den Opfern anrichten?

Der Körper kann stark verletzt sein, weil die Kinder auf verschiedenste, oft kaum vorstellbare Weise gequält werden. Wenn ein Penis in Vagina oder Anus einer Zweijährigen eindringt, kann das zu schweren Gewebeschäden führen. Andere Täter drücken Zigaretten auf der Haut ihrer Opfer aus und sorgen auf andere Weise für Wunden, die später Narben hinterlassen, brechen Knochen.

Hinzu kommen die chronischen Folgen. Traumatisierungen versetzen den Körper in dauerhaften Stress. Dem Körper wird ständig vermittelt »Es ist Gefahr um dich herum«. Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes, Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Asthma, Schmerzerkrankungen. Auch schwere Depressionen, Suizidalität, Posttraumatische Belastungsstörungen, die dazu führen, dass die Betroffenen den Missbrauch gefühlt immer wiedererleben oder davon träumen. Angsterkrankungen. Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Zwänge, Magersucht, Bulimie. Schwere dissoziative Störungen. Erinnerungslücken im Alltag, so dass Menschen sich nicht erinnern können, was sie getan haben oder wie sie von einem Ort an den nächsten gelangt sind. Das Gefühl, mehrere Personen zu sein – früher bekannt als multiple Persönlichkeitsstörung. Und all das ist nur ein Ausschnitt. Es gibt kaum eine psychische Erkrankung, die unter Missbrauchsopfern nicht häufiger auftritt als im Rest der Gesellschaft.

Hier finden Sie Hilfe

Missbrauch vorbeugen

Das Bundesfamilienministerium klärt in der Broschüre "Mutig fragen – besonnen handeln" über sexuellen Missbrauch auf. Beispielsweise wird erklärt, wie man wie man sein Kind schützen kann (ab Seite 83) und wie Eltern damit umgehen lernen, dass das eigene Kind missbraucht wurde (ab Seite 52).

Beratungsstellen und Hilfetelefone

Das Hilfeportal Sexueller Missbrauch bietet zahlreiche Informationen zum Thema sexuelle Gewalt an Kindern. Es lässt sich gezielt nach Beratungsstellen, medizinischer und rechtlicher Hilfe in der eigenen Umgebung durchsuchen. Auch die Internetseite www.kein-kind-alleine-lassen.de bündelt Informationen zu Beratungsangeboten.

Das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch ist die bundesweite Anlaufstelle für Betroffene von sexueller Gewalt, für Angehörige sowie Personen aus dem sozialen Umfeld von Kindern, für Fachkräfte und für alle Interessierten. Unter der Nummer 0800 – 22 55 530 gibt es dort eine kostenlose, anonyme Beratung.

Eine weitere telefonische Anlaufstelle ist das berta-Telefon (0800 – 30 50 750, ebenfalls kostenfrei und anonym). Das Online-Angebot des berta-Telefons für Betroffene organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt ist www.nina-info.de/berta.

Nicht zum Täter werden

Deutschlandweit bietet »Kein Täter werden« Anlaufstellen für Menschen, die sich zu einem kindlichen Körperschema hingezogen fühlen und darunter leiden. Die Mitarbeiter bieten therapeutische Hilfe, um zu verhindern, dass sie sexuelle Übergriffe begehen. »Troubled Desire« ist das dazugehörige Online-Selbsthilfeprogramm.

Kann so eine Tat überhaupt spurenlos bleiben?

Nicht jeder, der ein Trauma erlebt, hat später eine körperliche oder seelische Erkrankung. Entscheidend dafür ist neben der Schwere der erlittenen Gewalt, ob es neben dem Missbrauch ausreichend viele gute Erfahrungen gab. Gute Beziehungen sind ein Schutzfaktor. Ebenso bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, Therapeuten sprechen von Resilienzfaktoren: Belastungen gut überwinden zu können beispielsweise oder widerstandfähig zu sein. Aber das geht eben nur mit entsprechender Unterstützung.

Die Wahrheit ist aber, dass viele noch Jahre später mit den Auswirkungen des Missbrauchs zu kämpfen haben. Je früher, intensiver und wiederholter der Missbrauch stattgefunden hat, umso schwerer sind die körperlichen und sexuellen Folgen. Als Therapeutin habe ich begriffen, dass Missbrauch ein lebenslanges Leid ist.

Sollten Betroffene also auf jeden Fall über das Erlebte sprechen?

Das würde ich so nicht sagen. Die Bedürfnisse sind da sehr verschieden. Darüber zu sprechen macht Sinn, wenn jemand einen Leidensdruck hat oder wenn er seelische Beschwerden hat, die womöglich mit dem Missbrauch in Verbindung stehen. Oft ist erstmal nicht klar, was der Grund dafür ist. Wichtig ist es, mit der richtigen Person zu sprechen und Kontakt zu einer Beratungsstelle oder einer Traumatherapeutin aufzunehmen. Es gibt auch Menschen, denen es durch das Sprechen schlechter geht. Dann kommt es darauf an, zu schauen, ob jetzt der geeignete Zeitpunkt ist, sich mit den Erinnerungen an das Trauma zu befassen, und ob es möglich ist, sehr behutsam und dosiert darüber zu sprechen.

Wie kann eine Traumatherapie Opfern helfen?

Wenn jemand die Tat immer wieder erlebt, zwischenzeitlich nicht mehr bei sich ist und Persönlichkeitsveränderungen hat, können das Symptome einer komplexen Traumafolgestörung sein. Eine traumaorientierte Psychotherapie kann hier helfen. Diese verfolgt den Ansatz, die Betroffenen psychisch zu stabilisieren, ihre Bewältigungsressourcen zu fördern und – sofern es passend ist – das Erlebte zu konfrontieren. Als Therapeutin muss ich gemeinsam mit den Betroffenen sehr individuell entscheiden.

Es muss nicht immer die Therapie sein. An wen können sich Betroffene noch wenden?

Das Hilfeportal Sexueller Missbrauch ist eine gute erste Anlaufstelle. Betroffene bekommen hier ganz viele Informationen zum Thema, außerdem gibt es dort eine Liste mit Beratungsstellen. Viele bieten eine anonyme Beratung an. Es gibt außerdem Traumaambulanzen in vielen Städten und es gibt Selbsthilfeseiten von Betroffen.

Und was können Freunde oder Angehörige tun, wenn sie Missbrauch vermuten oder geschildert bekommen haben?

Dann sollte man sich erst einmal selbst Hilfe holen. Auch hier hilft das oben genannte Hilfeportal Sexueller Missbrauch, weil dort Menschen arbeiten, die wissen, was zu tun ist.

Transparenzhinweis: Alina Schadwinkel und Melanie Bütter haben den Sexpodcast »Ist das normal?« auf »Zeit Online« entwickelt und sind Mitautorinnen des gleichnamigen Buchs.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.