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News: Mit den Zähnen auch die Weisheit verschwunden

Verlier deine Zähne, und du verlierst dein Gedächtnis, könnte die Meldung japanischer Wissenschaftler heißen. In Tierversuchen konnten sie nachweisen, dass das Kauverhalten und das Erinnerungsvermögen offenbar eng miteinander verknüpft sind. Daher vertreten sie die Ansicht, dass Kaugummi dem Gedächtnisverlust vorbeugt - eine Nachricht, die man eigentlich aus den USA erwartet hätte.
"Schließlich kauen Menschen ja oft Kaugummi, um den Stress abzubauen", meint Joyce Wau. Die Spezialistin für Altersforschung von der Edinburgh University ist der Ansicht, dass die stressvorbeugende Eigenschaft des Kauvorganges das Gedächtnis schützt. Den Zusammenhang zwischen diesen zwei so unterschiedlichen Vorgängen wiesen Wissenschaftler von der Gifu University School of Medicine in Japan in Versuchen mit Mäusen nach.

In einer großen Wasserwanne mussten sich die Nager an die Stelle mit der rettenden Plattform erinnern. Mit diesem Gedächtnistest untersuchten die Forscher die Leistungen von drei verschiedenen Versuchsgruppen. Junge gesunde Mäuse verglichen sie dabei mit genetisch veränderten Tieren, die schneller als gewöhnlich altern und die typischen Erscheinungen wie Haarausfall, grauer Star und Demenz zeigen. Einigen dieser genmanipulierten Nagern hatten die Wissenschaftler zusätzlich noch die Backenzähne entfernt, wodurch die Tiere zwar fressen, aber nur noch sehr wenig kauen konnten.

Im Wannentest hatten die jungen Mäuse keinerlei Schwierigkeiten sich an die Position der Plattform zu erinnern. Auch die künstlich gealterten Tiere mit lückenlosem Gebiss schnitten ähnlich gut ab wie ihre jungen Kollegen. Die alten, backenzahnlosen Nager dagegen schwammen hilflos im Becken herum und konnten sich offenbar an nichts erinnern. Ein kurzer Blick in das Gehirn und speziell den Hippocampus dieser Tiere offenbarte warum: Die wichtigen Gliazellen waren in stärkerem Ausmaß als gewöhnlich zu Grunde gegangen.

Der Hippocampus ist ein für das Lernen entscheidender Gehirnbereich, in dem neue Erinnerungen kurzfristig gespeichert werden. Im Laufe des Alterungsprozesses sterben die Zellen dort vermehrt ab, was nach und nach zum Gedächtnisverlust führt. Den Ergebnissen der Studie zufolge schützt die Kaubewegung die Gliazellen auf bisher unbekannte Weise. Um dies genauer zu untersuchen, zeichnete Minoru Onozuka mit magnetischen Resonanz-Bildgebungsverfahren die Gehirnaktivitäten von Versuchspersonen während des Kauens auf. "Die Bewegung führt zu einer Zunahme von Signalen im Hippocampus", erklärt der Wissenschaftler. Wie genau diese Stimulation des Gedächtnis jedoch aussieht, bleibt noch ungeklärt. Aber egal was der Grund ist, die Pflege der Zähne lohnt sich auf jeden Fall: damit man auch morgen noch kraftvoll nachdenken kann.

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