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Treibhausgas: Onlinemeetings ohne Video senken Kohlendioxid-Emissionen

Onlinemeetings boomen in der Corona-Pandemie. Das hat auch nennenswerte Folgen für den Stromverbrauch und den Klimaschutz, berechnen Forscher.
Freunde in einem Online-Meeting

Wenn Firmen bundesweit auf Videokonferenzen statt auf Dienstreisen für Besprechungen setzen, könnte Deutschland bis zu drei Millionen Tonnen Treibhausgas pro Jahr einsparen. Diese Zahl nennt der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der 500 Geschäftsreisende befragt hat und aus den Antworten auf das Einsparungspotenzial hochrechnet. Demnach sorgen Dienstreisen jährlich für 12 Millionen Tonnen freigesetztes Treibhausgas. Zum Vergleich: Insgesamt sind in Deutschland dem Bundesumweltministerium zufolge im Jahr 2019 rund 805 Millionen Tonnen ausgestoßen worden.

Nach den Autoren der Studie verursacht eine Dienstreise von Stuttgart nach Berlin für zwei Personen selbst bei einer Anreise per Bahn 65 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO2). Würden sich hingegen vier Personen für vier Stunden per Video treffen, fielen für Rechenzentrum, Kommunikationswege und Endgeräte rund ein Kilogramm an. Und im Vergleich zum Auto wirkt sich der Studie zufolge die Videokonferenz per Notebook bereits bei fünf Kilometer Anfahrtsweg positiv aufs Klima aus.

Zum Klimavorteil von Homeoffice im Vergleich zum täglichen Büroweg berechnet die Studie ein jährliches Einsparungspotenzial von 1,5 Millionen Tonnen Treibhausgasen. Allerdings gebe es hier im Vergleich zu Dienstreisen mehr mögliche Effekte, die den Wert drücken könnten, betont Jens Clausen, einer der Autoren der Studie. Etwa wenn eine größere Wohnung gemietet werde, um Platz fürs Homeoffice zu haben, oder wenn ein weiter entfernter Wohnort gewählt werde – von dem aus man dann aber doch hin und wieder ins Büro müsse.

Die Befragten gaben auch an, dass sie in der Zukunft nach der Corona-Pandemie vermutlich deutlich weniger Strecke mit dem Auto, mit dem Flugzeug oder der Bahn zurücklegen würden. Damit würden dann »rechnerisch 700 000 Pkws überflüssig«, sagt Clausen, und es stelle sich die Frage, »ob wir für deutlich weniger Autoreisen als Geschäftsreisen dann noch die vielen Dienstwagen brauchen«.

Laut einer im Fachblatt »Resources, Conservation and Recycling« veröffentlichten Studie gibt es auch bei Videokonferenzen erhebliches Einsparungspotenzial: Wer beim Onlinemeeting sein Video ausstellt, senkt die CO2-Freisetzung durch den geringernen Stromverbrauch. Bei 15 Meetings von einer Stunde pro Woche, komme man auf einen monatlichen CO2-Ausstoß von 9,4 Kilogramm, berechnen die Forscher, während der Wert mit ausgeschalteter Bildübertragung auf 377 Gramm sinkt. Auch beim Streamen von Serien lasse sich der CO2-Fußabdruck drücken, etwa indem man die Videoqualität herunterschraube. Bei mehreren Stunden Streaming pro Tag könne das im Monat dutzende Kilogramm CO2 einsparen.

Wichtig ist, dass es sich dabei um einen globalen Mittelwert handelt. Davon auf einzelne Länder wie Deutschland zu schließen, sei schwierig, sagte die an der Studie beteiligte Umweltingenieurin Renee Obringer. »Es kann sein, dass Sie mit einem Server in China oder den USA verbunden sind, wenn Sie in Berlin ein Video online ansehen.« Es mache jedoch einen Unterschied, wie der Strommix in einzelnen Ländern zusammengestellt sei und wie modern die Übertragungssysteme seien.

Auch nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) ist die Art des Datentransfers entscheidend für die CO2-Bilanz. Ein Videostream in HD-Qualität per Glasfaserkabel sei mit knapp zwei Gramm CO2-Ausstoß pro Stunde etwa 50-mal effizienter als eine Übertragung per UMTS, also dem G3-Datennetz. Der Anteil der Rechenzentren an der CO2-Bilanz des Videostreamings sei im Vergleich zur Übertragung überraschend gering. (dpa/jo)

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