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News: Rätselhafte Lebewesen aus der Tiefsee

Ein Wissenschaftler kommentierte einmal treffend: 'Wir wissen mehr über das Weltall als über die Tiefsee.' Diese noch weißen Flecken auf unserem Planeten nehmen mehr als 53 Prozent der Erdoberfläche ein. Mehr als zehn Millionen oftmals bizarre Lebewesen soll es Schätzungen zufolge hier geben - aber nur ein kleiner Bruchteil wurde davon bisher entdeckt. Das Forschungsschiff Meteor durchstreifte mit speziellen Bodennetzen den Grund des noch wenig erforschten Angolabeckens vor Westafrika und fand dabei in 5000 Metern Tiefe über 100 bisher unbekannte Tierarten.
Der größte Teil unseres "blauen Planeten" ist mit Wasser bedeckt. 53 Prozent der Erdoberfläche nimmt die Tiefsee der Meere ein, damit ist sie der größte Lebensraum der Erde. Bisher konnten jedoch nur wenige Forschungsexpeditionen in die großen Tiefen vordringen, sodass die Kenntnisse über die dortige Tierwelt nur spärlich sind. So auch über das Angolabecken im Südatlantik, das beinahe 1 000 Kilometer vor der westafrikanische Küste liegt und einer Wüste in 5 000 Metern Tiefe gleicht. Von küstennahen Orten unterscheidet sich dieses Einsatzgebiet durch den Nährstoffmangel. Es ist ein scheinbar abgeschlossener Lebensraum, der weitgehend unberührt ist von der Tier- und Pflanzenwelt der afrikanischen Küste. Im Rahmen der Tiefsee-Expedition "DIVA 1" durchquerte das Forschungsschiff "Meteor" bislang etwa 700 Kilometer dieses Gebietes.

Die Meeresbiologen Wolfgang Wägele und Nils Brenke von der Ruhr-Universität Bochum fanden dabei heraus, dass in dieser Meereswüste Gruselmärchen vom "Monstern aus der Tiefe" biologisch völlig unhaltbar sind. Ihren Beobachtungen zufolge ist der schneeweiße Boden 5 000 Meter unter der Wasseroberfläche beinahe steril. In dem kristallklaren Wasser findet sich so wenig Nahrung, dass es nur wenige größere Tiere gibt. Die meisten vorhandenen Arten sind winzig klein und wachsen nur sehr langsam. Über eine Strecke von zehn Kilometern zogen die Bodennetze des Schiffes oft nur einen Eimer voll größerer Tiere an Bord. Trotzdem gingen den Biologen über 100 bisher unbekannte Tierarten in die Netze, die bis zu 0,3 Millimeter kleine Organismen fangen können.

So beispielsweise schwarze Fische mit Teleskopaugen und Leuchtorganen, rote Tiefseegarnelen und mikroskopisch kleine Lebewesen mit filigranen Silikatskeletten, aber auch Kleinkrebse, Muscheln und Schwämme. Über die Lebensräume und Artenvorkommen können die Forscher bisher jedoch nur vorläufige Aussagen treffen, denn die Auswertungen werden noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Die Expedition "DIVA 1" arbeitete mit einem Tiefseeschlitten, den Brenke eigens für diesen Zweck weiterentwickelte. Der Schlitten ist stabiler als das Vorgängermodell und hält auch große mechanische Belastungen aus.

Biologen schätzen, dass der Wissenschaft bisher weltweit etwa 1,8 Millionen Tierarten bekannt sind. Zehn Prozent davon leben im Meer. Wissenschaftler sind der Ansicht, dass aber erst ein Bruchteil der Arten aus der Tiefsee beschrieben wurde. Schätzungen zufolge sollen noch mindestens zehn Millionen neue Tierarten in den dunklen Tiefen verborgen sein.

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