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News: Wenn das Gehirn den Magen umdreht

Bei vielen Krankheiten, die eigentlich gar nicht den Magen betreffen, klagen die Betroffenen auch über Übelkeit und Erbrechen. Wissenschaftler haben nun entdeckt, dass es unser eigenes Immunsystem ist, das uns da auf den Magen schlägt. Denn im Falle einer Krankheit produziert es eine Substanz, die direkt auf den Hirnbereich einwirkt, der unsere Verdauung kontrolliert.
"Es gibt viele Krankheiten, die nichts mit der Verdauung zu tun haben, und trotzdem fühlen sich die Menschen dabei so miserabel, dass sie den Appetit verlieren", sagte Richard Rogers von der Ohio State University. Bevor wir die ersten Anzeichen einer Krankheit spüren, bereitet sich das Immunsystem schon auf seine erste Attacke vor. Dabei sendet es eine Substanz aus, die allgemein als Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) bezeichnet wird.

Nach den Erkenntnissen von Rogers und seinen Kollegen, wirkt TNF direkt auf die Neuronen des Nucleus des so genannten Tractus solitarius (NST), der sich im Hirnstamm befindet (American Journal of Physiology Gastrointestinal and Liver Physiology vom September 2000). Seine Zellen gehören zu einem wichtigen Teil des Schaltkreises, der verschiedene Verdauungs-Funktionen wie zum Beispiel das Erbrechen steuert.

Wird TNF im Körper freigesetzt, veranlassen die Neuronen des NST den Magen dazu, alle seine Bewegungen einzustellen. Dabei entspannt er sich und der Speisebrei kann nicht weiter in den Darm transportiert werden. Genau diese Entspannung, die als Stasis bezeichnet wird, ruft auch das Gefühl von Übelkeit hervor, kurz bevor wir erbrechen müssen.

Die Forscher haben ihre Untersuchungen an Ratten durchgeführt, um die Antwort der Hirnstamm-Neuronen auf TNF besser zu verstehen. Dazu haben sie Ratten diese Substanz in Mengen injiziert, wie sie üblicherweise während einer Krankheit im Körper freigesetzt werden. Eine Dosis, die ausreichte, um den Stillstand der Verauung zu bewirken. "Wir haben herausgefunden, dass die erhöhten Werte von TNF die Neuronen im NST aktivierten, schneller eine Stasis auszulösen", erklärt Rogers.

Es zeigte sich außerdem, dass die Neuronen anschließend nicht sofort wieder zu ihrer normalen Funktion zurückkehren. "Anstatt dass sich der Normalzustand wieder einstellte, war die Funktion der NST-Neuronen, die auf TNF reagiert hatten, über eine längere Zeit gestört", so Rogers. Bei einigen Neuronen blieb die Beeinträchtigung während der gesamten Dauer der Studie erhalten. Und nicht nur das, sie reagierten dazu auch noch über einen längeren Zeitraum sehr sensibel auf normale gastrointestinale Ereignisse.

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