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Buchkritik zu »Kurt Gödel – Das Album«

Im Rahmen einer prominent besetzten internationalen Tagung zu Kurt Gödels hundertstem Geburtstag, die im Frühjahr an der Universität Wien stattfand, wurde eine Ausstellung mit Dokumenten zum Leben des großen Logikers eröffnet. Der vorliegende Bildband entstand als Katalog zu dieser liebevoll zusammengestellten Schau, die ab der zweiten Jahreshälfte 2006 durch mehrere europäische Universitätsstädte touren wird.

Nicht nur Gödel-Fans finden hier Interessantes und Einmaliges aus der geistigen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Gödels Lebensweg von Brünn über Wien nach Princeton berührte wichtige politische und intellektuelle Brennpunkte, und durch die extrem eigenbrötlerische Haltung des einsamen Genies erscheinen Zwischenkriegszeit, Weltkrieg und Kalter Krieg unter seltsam verfremdetem Blickwinkel. Über die spätere Lebensphase in Princeton, als Gödel aus paranoischer Vergiftungsangst langsam verhungerte, geben vor allem Tagebucheinträge des Ökonomen und Spieltheoretikers Oskar Morgenstern erschütternd Auskunft.

Viele erstmals gezeigte Faksimiles dokumentieren, wie breit Gödels physikalische, politische und philosophisch- theologische Interessen streuten – mit nicht immer genialen, manchmal skurrilen, in jedem Fall aber originellen Resultaten. Vom Brünner Schulheft mit den ersten Versuchen des Kindes, die Zahlen 1 und 2 zu schreiben, über die Bescheinigung der widerwillig erworbenen Mitgliedschaft in der "Vaterländischen Front", einer von oben verordneten Einheitspartei in Österreich, bis zur nie abgeschickten Antwort vom 23. April 1957 auf die Bitte des Dichters Enzensberger um ein Gespräch: Die Dokumente wirken rührend und beunruhigend wie leise Rufe aus großer Ferne.

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  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 10/2006

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