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Flugverkehr: Vulkanblitze als Frühwarnsystem?

Vulkanblitze, Aschewolken, Flugverkehr und die Entstehung des Lebens: Eine Geophysikerin spannt einen weiten Erklärbogen.
Vulkanblitze: Einst Lebensfunke - Eines Tages Frühwarnsystem? (Fast Forward Science 2017)

Veröffentlicht am: 25.07.2017

Laufzeit: 0:05:22

Sprache: deutsch

Untertitel: deutsch

Auf ihrem gleichnamigen YouTube-Kanal vermittelt die promovierte Geophysikerin Tamara Worzewski naturwissenschaftliche Zusammenhänge.

April 2010: Luftfahrtchaos in Europa, Millionen von Menschen sitzen tagelang an Flughäfen fest. Der Übeltäter ist ein isländischer Vulkan, der Eyjafjallajökull. Da sein Magma sehr gasreich ist, entsteht bei seinem Ausbruch eine Art Schaum, der anschließend zerplatzt und eine sehr feine Asche hervorbringt. Diese Rückstände setzen sich aus Gesteinsbruchstückchen, Mineralen und vor allem vulkanischem Glas zusammen – und können Kilometer weit hoch in die Atmosphäre gelangen, wo sie eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen (siehe etwa Wenn ein Vulkan hustet auf Spektrum.de).

Auf ihrem YouTube-Kanal erklärt die promovierte Geophysikerin Tamara Worzewski in mitreißender und einprägsamer Form, warum schon geringste Aschekonzentrationen Flugzeugtriebwerke lahmlegen können. Außerdem berichtet Worzewski, die seit 2017 an der Freien Journalistenschule Berlin studiert, dass Wissenschaftler möglicherweise einen Weg gefunden haben, künftig die Größe solcher Wolken und die Aschemengen vorauszusagen. Dabei helfen können elektrische Entladungen in den Vulkanaschewolken.

Im Rahmen einer Studie von 2016, auf die sie sich bezieht, hatten Forscher von der Ludwig-Maximilians-Universität München Blitze untersucht, die in den vom Ausbruch des Sakurajima-Vulkans in Japan in die Luft geschleuderten Aschewolken entstanden waren. Die Häufigkeit der Entladungen, so stellten sie fest, nimmt in größeren Aschewolken zu.

Worzewski verschweigt nicht, dass noch Fragen zu klären sind, bevor Blitze aus Vulkanen vielleicht eines Tages als Frühwarnsystem für den Flugverkehr dienen können. Zwar weiß die Wissenschaft viel über die Blitze in Gewittern, ihre Kenntnisse von Vulkanblitzen sind hingegen bislang eher dürftig (siehe zur Studie von 2016 und zur Erforschung von Vulkanblitzen diesen Beitrag auf livescience.com).

Die Geophysikerin gewann mit ihrem Video beim Webvideowettbewerb Fast Forward Science jüngst den dritten Preis in der Kategorie "Scitainment". Zu Recht, denn sie bringt ihren Zuschauern mit ansteckender Begeisterung die Wissenschaft nahe. Doch in der Schlussminute überspannt Tamara Worzewski den Erklärbogen, indem sie gar auf die Entstehung des Lebens eingeht. Dafür holt sie das nach den beteiligten Chemikern benannte Miller-Urey-Experiment von 1953 aus dem Archiv, demzufolge Aminosäuren in einer frühen Erdatmosphäre durch elektrische Ladungen entstanden sein könnten.

Blitze aus Vulkanen hätten solche Ladungen bereitstellen und damit der buchstäbliche Lebensfunken sein können. Doch das bleibt bislang reine Hypothese: Eine schlüssige Theorie, die erklären kann, wie einst aus anorganischen Substanzen Leben entstand, gibt es bis heute nicht. Außerdem benötigen Zellen und komplexere Organismen einiges mehr als Aminosäuren – unter anderem Membranen und DNA. Erneut fühlt man sich gut unterhalten, doch dem Verständnis von Vulkanblitzen oder gar der Ursprünge des Lebens fügt dieses Informationsrudiment nichts hinzu.

Immerhin: Erst im Frühjahr dieses Jahres belegten Forscher, dass unter bestimmten Bedingungen – inklusive eines "Blitzes" in Form einer elektrischen Ladung – aus einer organischen "Uratmosphäre" sogar die Bausteine der für das Leben ebenfalls zentralen Ribonukleinsäure (RNA) entstehen können.

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