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News: Machos in Bewegung

Durch Vergleiche von Bildern, die vom Hubble Space Telescope in den Jahren 1995 und 1997 unter der Bezeichnung Hubble Deep Field (HDF) aufgenommen wurden, entdeckten Astronomen fünf Objekte, die sich anscheinend bewegt haben. Die Wissenschaftler spekulieren, daß es sich um sogenannte MACHOs (massive compact halo objects, massive kompakte Haloobjekte) handelt. Dies sind hypothetische Objekte aus dunkler, quasi unsichtbarer Materie, deren Gravitation die Bewegungen der sichtbaren Sterne in unserer Galaxie erklären könnte.
Die auf den Bildern gefundenen fünf Objekte scheinen extrem lichtschwach zu sein. Harvey Richter von der University of British Columbia und Mitglied des Entdeckerteams ist optimistisch: Handelt es sich um keinen Zufall, "dann sollte es eine berechtigte Behauptung sein, daß zumindest Teile des Rätsels um dunkle Materie gelöst sind."

Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter Leitung von Rodrigo Ibata vom European Southern Observatory (ESO) in München entdeckte bei einem Vergleich von zwei Bildern des Hubble Space Telescopes die fünf Objekte, welche sich ganz leicht innerhalb des Halos aus alten Sternen bewegen, die unsere Galaxie umkreisen (Veröffentlichung erfolgt in Astrophysical Journal Letters, Jahrgang 1999). Die Forscher suchten zunächst in einer Aufnahme von 1995, dem Deep Field North, nach den schwachen Spuren von MACHOs. Auf der Grundlage eines einzelnen Bildes konnte nicht beurteilt werden, inwieweit es sich bei einigen Objekten um MACHOs handelt. Doch durch den Vergleich mit einer zweiten Aufnahme war es möglich, aufgrund der erfolgten Bewegung die Objekte zu selektieren, die innerhalb des Halo kreisten.

Ibana und seine Kollegen vermuten, es handle sich bei den Objekten um alte, schwache Weiße Zwerge, die sich ein paar Tausend Lichtjahre von der Erde entfernt befinden. Eine genaue Hochrechnung auf der Grundlage einer so kleinen Menge ist natürlich recht schwierig, aber bezogen auf die Gesamtzahl aller weißen Zwerge in der Galaxie würde sich eine Größenordnung von einigen Trillionen ergeben. Diese Zahl stimmt gut mit den Ergebnissen der indirekten MACHO-Suchen überein, in denen das Aufflackern von entfernten Sternen als dunkle Objekte interpretiert wird, welche den Pfad des Lichtes kreuzen. Eine definitive Bestätigung könnte durch Weitwinkel-Untersuchungen mit großen erdgebundenen Teleskopen erfolgen. Richer und seine Kollegen drücken alle Daumen: "Wenn die erdgebundenen Untersuchungen sie nicht finden, dann ist unsere Vorstellung nicht korrekt."

Andere Astronomen geben zu bedenken, daß dieses Szenarium seine eigenen Probleme für Theoretiker mit sich bringt. Weiße Zwerge sind relativ kleine und dichte Sterne. Sie stellen ein mögliches Endstadium alternder Sterne dar, die sich in einer Explosion eines Teils ihrer Materie entledigen und fortan als kompakte Himmelskörper weiter existieren. Reicht ihre Masse nicht aus, um zu einem Schwarzen Loch oder Neutronenstern zu kollabieren, dann glühen sie als sogenannter Weißer Zwerg aus. Eine Hülle von undurchsichtigem Wasserstoff und Helium umgibt seinen Kern aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Unter dieser Hülle bilden Kohlenstoff und Sauerstoff sozusagen die nukleare "Asche", die bei der Kernfusion von Wasserstoff und Helium entsteht und auch in den abgestoßenen Teilen vzu finden ist. Wären Weiße Zwerge in gewaltigen Mengen entstanden, dann müßte das Universum mit den entsprechenden Stoffen angereichert sein – was nicht mit bisherigen Beobachtungen übereinstimmt. Ken Freeman vom Mount Stromlo Observatory in Canberra, Australien, äußert sich ebenfalls eher bedenklich:"Bisher ist noch gar nicht exakt geklärt, was MACHOs eigentlich sind, daher bin ich auch nicht sicher, ob dieses das erste Mal ist, daß MACHOs direkt abgebildet wurden."

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