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News: Wirbel um ein Loch

Am Dienstag, den 30. November 1999, berichtete die European Space Agency (ESA) von einem Ozonloch - aber nicht von dem bekannten über der Antarktis, sondern von einem hier bei uns - über Westeuropa. Es sei nur ganz klein, und es werde wohl auch bald wieder verschwinden, meinten die Wissenschaftler. Entstanden ist es wahrscheinlich durch besondere Windverhältnisse in der Stratosphäre. Und keine Angst: Für die Menschen geht von der schwachen Wintersonne keine Gesundheitsgefahr aus.
Die aus drei Sauerstoffatomen bestehenden Ozonmoleküle bilden in der Stratosphäre einen natürlichen Schutzmantel der Erde gegen die aggressive ultraviolette Strahlung der Sonne. Eine komplizierte Abfolge von chemischen Reaktionen hält diese Ozonschicht aufrecht, und stratosphärische Winde verteilen sie über den ganzen Globus. Manchmal jedoch werden die Winde zu spiralartigen Wirbeln, die riesigen Hurrikanen gleichen. Diese Wirbel können den Nachschub an Ozon unterbinden: "Es ist, als wenn man versucht, einen Baseball durch einen Tornado zu werfen", erklärt Dave Hofmann von der National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder, Colorado.

Wenn kein frisches Ozon nachgeliefert wird, kann die Sonneneinstrahlung im Inneren der Wirbel Reaktionen auslösen, die praktisch ein Loch in die Ozonschicht brennen – wie es regelmäßig über der Antarktis geschieht. Oder die stratosphärischen Strömungen haben einfach das Ozon über Europa weggeblasen, meint Hofmann, so wie im Winter Winde manchmal an bestimmten Stellen den Schnee wegpusten. "Aber wir haben nicht genug Daten, um wirklich genau zu sagen, was passiert", sagt er.

Der letzte derart dramatische Rückgang in der Ozonschicht über Europa liegt 15 Jahre zurück, erzählt David Southwood von der Cambridge University. Mit dem Fernerkundungssatelliten ERS-2 der ESA behalten seine Kollegen und er das Miniloch nun genau im Auge, um die Ursache für seine Entstehung herauszufinden. Auch Wissenschaftler in Schweden beobachten das Loch im Rahmen einer laufenden Studie mit einer speziell ausgerüsteten DC-8 und verschiedenen Wetterballon-Experimenten.

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