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News: Doping auf der Spur

Die Schlupflöcher für Doping-Benutzer unter den Leistungssportlern werden immer weiter gestopft: Wissenschaftler haben einen Test entwickelt, mit dem per Harntest zwischen einem körpereigenem Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt, und dem gentechnisch erzeugten Dopingmittel unterschieden werden kann.
Nicht nur bei der Tour der France sorgten einige Doping-Fälle für Schlagzeilen. Wissenschaftler sind darum eifrig dabei, Testverfahren für verbotene leistungssteigernde Mittel zu entwickeln. Auch Jacques de Ceaurriz und Francoise Lasne vom nationalen französischen Anti-Doping-Labor präsentieren nun eine neue Methode, mit dem im Harn die gentechnisch hergestellte Variante der Substanz Eryhtropoietin (EPO) nachgewiesen werden kann. Das Verfahren könnte bei Kontrollen während länger dauernden Wettbewerben sinnvoll sein, sollte aber hauptsächlich bei Trainings-Tests verwendet werden, schreiben die Forscher in der Nature-Ausgabe vom 8. Juni 2000.

Die Experten bauten ihren Test auf der Untersuchung von Harnproben auf. An gentechnisch erzeugtem EPO gibt es zwei Produkte, die einander sehr ähnlich sind. Sie unterscheiden sich aber in ihren molekularen Formen von dem natürlichen Hormon, das wiederum in von einander minimal unterschiedlichen "Spielarten" vorkommt. Genau diese Unterscheidung können die Wissenschafter treffen.

Die Methode wurde beispielsweise an 102 eingefrorenen Harnproben von Tour de France-Radlern aus dem Jahr 1998 getestet. Damals flog der bisher größte EPO-Skandal auf. Bei allen Proben mit hohem EPO-Anteil fanden sich demnach die typischen Muster für die gentechnisch hergestellten Medikamente. Das Verfahren zielt darauf ab, EPO-Gebrauch prinzipiell zu verhindern. Mit der Messung des Hämatokrit-Wertes, also des Anteils der festen Bestandteile des Blutes, der nicht mehr als 50 Prozent betragen darf, stellt man bloß die Konsequenzen des EPO-Gebrauchs fest.

Erythropoietin wird verwendet, um durch die Anregung der körpereigenen Produktion von roten Blutkörperchen eine verbesserte Sauerstoff-Transportkapazität des Blutes zu erreichen. Das ist ähnlich wie eine länger dauerndes Höhentraining. Die Leistungsfähigkeit kann durch die regelmäßige Anwendung der Gentechnik-Medikamente um bis zu 30 Prozent erhöht werden. Ein extrem hoher Hämatokrit-Wert bedeutet auch ein gesteigertes Risiko für die Thrombosebildung, weil sich die Fließeigenschaften des Blutes verändern: Es verdickt.

Auch bei Langstreckenläufern wurde immer wieder EPO-Verdacht geäußert. In der jüngsten Vergangenheit gibt es sogar die Möglichkeit, in "Höhenhäusern" während Langzeit-Aufenthalten die körpereigene Blutbildung mit einer Art künstlichem Aufenthalt auf Bergniveau anzukurbeln.

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