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Kommentare - - Seite 1

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  • Der evolutionäre Sinn der Sinnfrage

    14.07.2008, Magdalena Jany, Berlin
    Liebe Reduktionisten, Neo-Naturalisten und Evolutionstheorie-Fetischisten,

    einmal damit begonnen, das menschliche Dasein mit all seinen geistigen Phänomenen unter dem Aspekt "evolutionärer Selektionsvorteil" erklären zu wollen - muss sich einem doch konsequenterweise die Frage stellen, welchen Selektionsvorteil die ganze Fragerei nach dem Sinn in der Menschheitsgeschichte haben soll. Besonders dienlich bei der Maximierung des Fortpflanzungserfolges ist sie mit Sicherheit nicht. ;)
    Aber trotzdem stellt sich diese Frage epochen- und gesellschaftsübergreifend.
    Ich bin allergisch auf die derzeit so angesagte Überheblichkeit unter den Anhängern der Reduktionismus-Theorien, die ganz zu vergessen scheinen, dass sie den ganzen komplexen verbalen Müll, den sie da zusammendichten, mit einem Gehirn denken ... und nun möchte ich mal einen Hirnforscher treffen, der mir die Ursprünge seiner Gedanken und die Arbeitsweise seines Gehirns erklären könnte.
    Hört auf zu deuten und fangt wieder an zu staunen wie Kinder! Solange wir noch nicht alles über den eigentlichen Urknall, nämlich die Entstehung von Bewusstsein, die Reflektion des Daseins auf sich selbst, wissen - sollten wir uns in Ehrfurcht verneigen vor der Frage aller Fragen: Wer sind wir?
    Und der Tag, an dem ein Hammer seine Funktionsweise verstehen und sich selbst reproduzieren wird, ist genau so wahrscheinlich wie die Annahme, dass das Bewusstsein sich eines Tages komplett selbst begreifen wird. Dazu bräuchte man eine Subjekt-Objekt-Spaltung wie bei allen anderen wissenschaftlichen Gegenständen dieser Welt.

    Dazu eine kleine Anekdote: Ich habe einmal einen Wanderprediger kennengelernt, und da ich, christlich (v)erzogen und dementsprechend traumatisiert, ein gestörtes Verhältnis zu Religionen jeglicher Art habe, stellte ich ihm die Frage, warum er denn glaube. Ich bekam zur Antwort:
    "Weißt du, die Welt ist so unglaublich kompliziert und verwirrend. Aber seit ich an Jesus Christus glaube, ist alles ganz einfach - ich weiß jetzt, was richtig und was falsch ist und was ich zu tun habe."

    Na bravo.
    Welt zu komplex, schwupps, glaubt man wieder an Märchen, da ist auch alles immer so schön in Gut und Böse unterteilt.
    Die Interpretationen der Bilder, die uns MRT und PET ausspucken, sind im Prinzip nichts anderes als der Kinderglaube meines Wanderpredigers - nicht legitime Deutungen einer immer noch nicht annähernd erschlossenen Wirklichkeit ... weil bestimmte Forscher offensichtlich unfähig sind, Fragen offen zu lassen, ohne dabei zu fürchten, an Reputation unter Kollegen einzubüßen.

    Auch ohne Aussicht auf Erfolge heißt es natürlich weiterforschen - aber bitte ohne vorschnelle Wichtigtuerei à la Roth und Singer.
    In deren Gehirnen scheint jedenfalls eine ganz seltsame Sorte Neuronen den Kampf um Synapsen und Neurotransmitter gewonnen zu haben ... ;-)

    Magdalena Jany
    21 Jahre, MB Biologie HU Berlin

    P.S.: Mein Berufsziel: Hirnforscherin! Damit etwas Menschlichkeit in die Bude zurückkommt! ;-) Also liebe Jungs in den Laboren, keep cool and wait for me!!!!
    Und wer mir mal so richtig die Meinung geigen will: ich bitte darum. Widerlegt mich! Gebt mir Argumente! Bitte an meine E-Mail-Adresse!!!
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