Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Ist das Ergebniss übertragbar?

    30.04.2003, S. Brückmann
    Interessant ist natürlich in wie weit diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind.

    Eine Pressemitteilung der
    Universität Leipzig vom 06.03.2003 läst dazu Zweifel aufkommen.

    Hier die Pressemtteilung im Wortlaut:

    "Fasten ist mittelalterlicher Hokuspokus"

    Im Gespräch mit dem Magen-Darm-Experten Prof. Dr. Joachim Mössner


    Alle Jahre wieder - nach Karneval wird Fasten für viele Menschen zum
    Thema. Ursprünglich war "Fastnacht" schließlich der letzte Abend vor
    Beginn der bis Ostern andauernden Fastenzeit. Doch manche belassen es
    nicht bei Karneval (lateinisch "carne vale" gleich "Fleisch lebe wohl")
    sondern schwören auf die schärfere Gangart. Sie verzichten einige Tage
    gänzlich auf feste Nahrung. Heilfasten nennt sich diese Methode. Wir
    sprachen darüber mit Prof. Dr. Joachim Mössner, Direktor der
    Medizinischen Klinik und Poliklinik II mit den Fachbereichen
    Gastroenterologie und Hämatologie/Onkologie des Universitätsklinikums
    Leipzig.

    Professor Mössner, was halten Sie als Magen-Darm-Spezialist vom
    Heilfasten?

    Nichts, es ist mittelalterlicher Hokuspokus! Und nicht ganz
    ungefährlich.

    Ein hartes Urteil. Immerhin schwärmen nicht wenige Menschen, bestärkt
    durch Mediziner, von diesem Weg zu ihrem ganz persönlichen Wohlbefinden.
    Die Fastenden sprechen von der körperlichen und seelischen
    Erleichterung, die ihnen der absolute Verzicht verschafft. Ist alles nur
    Einbildung?

    Sicherlich nicht. Wer das ganze Jahr fett, süß, alkoholisch und maßlos
    lebt, oder es von sich glaubt, der genießt vermutlich das Gefühl für all
    seine Sünden zu büßen. Und auch eintretendes körperliches Wohlbefinden
    halte ich für real. Viele Menschen leiden beispielsweise unter einem
    Reizdarmsyndrom. Wahrscheinlich wird bei diesem Syndrom der normale
    Gehalt an Gasen, die unsere Dickdarmbakterien produzieren als bereits
    schmerzhaft empfunden. Wenn der Darm mal einige Tage weniger zu tun hat,
    bessern sich vielleicht bei einigen ihre Beschwerden. Aber auch diese
    These ist wissenschaftlich wenig fundiert. Die "Reizbarkeit" des Darmes
    ändert sich aber durch diese vorübergehende gewollte "Leere" nicht, die
    Probleme kehren zurück, sobald die normale Verdauung wieder beginnt.

    Als ein Argument für das Heilfasten wird die Notwendigkeit genannt, den
    Körper regelmäßig zu entschlacken, Schadstoffe auszuleiten und
    richtiggehend zu entgiften. Das mache widerstandsfähiger gehen Allergien
    und Infekte, die Haut werde schöner, das Bindegewebe straffer ...

    Alles Quatsch. Natürlich kommt der Mensch durch Essen und Trinken
    kontinuierlich auch mit Schadstoffen in Berührung. Aber die sind nicht
    durch eine einmalige Aktion wieder auszusondern. Das Herangehen muss
    ganz anders sein: Wenn ich mich sehr ballaststoffreich ernähre, das
    heißt mit viel Obst und Gemüse, weniger Süßigkeiten und tierische
    Produkte, wird die Passage der unverdauten Nahrung durch den Dickdarm
    deutlich erleichtert. Dies verzögert natürlich die Kontaktzeit
    potentieller Schadstoffe mit der Dickdarmschleimhaut. Schadstoffe werden
    schneller wieder ausgeschieden. Aber dies ist eine Maßnahme die an im
    Idealfall an allen 365 Tagen im Jahr durchzuhalten wäre.

    So werden einige Krankheiten übrigens durch eine ballaststoffarme
    Erkrankung begünstigt. Die Divertikel-Krankheit zum Beispiel, also
    Ausbuchtungen der Dickdarmschleimhaut, kannte man im 19. Jahrhundert
    noch nicht, als die meisten Menschen sich noch hauptsächlich von
    Schwarzbrot, Getreidebrei, Gemüse und Kartoffeln ernährten. Heutzutage
    arbeitet die Dickdarmwand zu oft gegen ein Nichts - und das macht sie
    krank.

    Sie sprachen eingangs von Gefahren, die vom Heilfasten ausgehen können.
    Welche sehen Sie da besonders?

    Ich denke vor allem an die Entstehung von Gallenblasensteinen. In der
    Gallenblase wird der Gallensaft auf Vorrat gespeichert, um ihn immer
    dann, wenn Nahrung aus dem Magen in den Dünndarm gelangt, auszuschütten.
    Dies begünstigt insbesondere die rasche Verdauung des Nahrungsfetts.
    Wenn der Darm aber lange ruht, beginnt die nicht zum Einsatz kommende
    hochkonzentrierte Galle zu kristallisieren. Dazu genügen wenige Tage.
    Manch einer wird die kleinen Kristalle später wieder los, bei anderen
    sind sie der Ansatzpunkt für weiterwachsende Gallensteine.

    Ihre strikte Ablehnung lässt vermuten, Sie persönlich haben noch nie
    gefastet.

    Zugegeben, zu Studienzeiten, als ich mit den Kommilitonen oft mehr als
    nur ein einziges Glas Bier am Abend getrunken habe, da hatte ich das
    Gefühl, mich maßregeln zu müssen. In einigen Jahren gab es zwischen
    Aschermittwoch und Karfreitag dann keinen Tropfen Alkohol. Aber jetzt,
    wo ich nur ab und an mal ein Glas oder einen Schoppen genieße, halte ich
    dies "Kasteiung" für nicht mehr nötig.

    Was also empfehlen Sie jenen, die nach Karneval oder andermal, per
    Ernährungsumstellung etwas für ihr Wohlbefinden tun wollen?

    Durchaus mal über "carne vale" nachzudenken. In Maßen allerdings,
    gelegentlich ein mageres Stück Fleisch sollte auf dem Speiseplan
    bleiben. Dazu viel Obst und Gemüse. Und wer dann noch Zucker und Alkohol
    reduziert und sich viel bewegt, der braucht seiner Gesundheit keine
    Fasten-Experimente zuzumuten.

    Mit Prof. Mössner sprach Marlis Heinz
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.