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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Viscum album

Viscum album L.
(syn. Viscum stellatum); Mistel (syn. Laubholz-Mistel, Affolter, Bocksfutter, Drudenfuß, Elfklatte, Geißkrut, Hexenbesen, Hexenkrut, Hexennest, Immergrüne, Kluster, Leimmistel, Marenklatte, Marentaken, Mischgle, Mischgelt, Misple, Mistelsenker, Nistle, Vogelchrut, Vogelkläb, Vogellim, Vogelmistel, Wespe, Wintergrün, Wispel, Wispen), vgl. Abbildung.
Fam.: Loranthaceae (Viscaceae).
Vork.: als Halbschmarotzer auf Bäumen in Europa, Nordwestafrika, Iran, Australien, Amerika, Ostasien, u.a. China, Korea und Japan.
Drogen: 1. Visci albi herba (syn. Herba Albi visci, Herba Visci, Herba Visci albi, Visci herba); Mistelkraut, die vor der Fruchtbildung gesammelten Blätter und Zweige. Inh.: Lectine, wie Mistellectin I, II und III; Viscotoxine (0,05-0,1 %), Polysaccharide (4,3-4,7 %), Cyclitole, Flavonoide, Lignane, Triterpene, u.a. Betulinsäure, Oleanolsäure, β-Amyrin und Ursolsäure; Aminosäuren, cyclische Peptide, Amine, Proteine. Anw.: zur Langzeitbehandlung von Hypertonie und Prophylaxe der Arteriosklerose; in der Volksheilkunde auch bei Epilepsie, Keuchhusten, Asthma, Schwindelanfällen, Amenorrhoe, Durchfällen, Chorea, Hysterie und Nervosität. 2. Visci albi herba recens (syn. Herba Visci albi recens); Frisches Mistelkraut, das zu genau vorgegebenen Jahreszeiten, meistens im Sommer oder Winter, von vorgegebenen Wirtspflanzen geerntete frische Kraut. Inh.: s. Visci albi herba. Anw.: zur Segmenttherapie bei degenerativ entzündlichen Gelenkerkrankungen sowie zur Palliativtherapie bei malignen Tumoren. Die Präparate der anthroposophisch orientierten Medizin werden bei gut- und bösartigen Geschwulsterkrankungen, bei gut- und bösartigen Erkrankungen und begleitenden Störungen der blutbildenden Organe, zur Anregung der Knochenmarksfunktion, zur Vorbeugung gegen Tumorrezidive, bei definierten Präcancerosen sowie chronischen Erkrankungen, wie Morbus Crohn und chronischen Gelenkentzündungen verwendet.
Hom.: Viscum album HAB 1; Mistel, die frischen, im Herbst geernteten, beblätterten Sprosse und Früchte. Anw.-Geb.: Erkrankungen des arteriellen Gefäßsystems, des Herzens, der Atemwege, der weiblichen Geschlechtsorgane sowie des Stütz- und Bewegungsapparates.
Histor.: Der Gattungsname Viscum ist bei den Römern der Name für die Mistel sowie der aus den Beeren bereitete Vogelleim. Sowohl in der antiken als auch in der germanischen Mythologie hatte die Mistel große Bedeutung. So wird "die goldene Zauberrute", die dem Aeneas den Zugang zu der Unterwelt öffnet, gern mit der Mistel identifiziert. In der Edda findet man, daß der blinde Gott Hödur den lichten Sonnengott Baldur mit einem "misteltein" (Mistelzweig) als Lanze tötete. Nach Plinius hielten die Druiden, die Priester der alten Gallier und Britannier, nichts für so heilig wie eine auf einer Eiche wachsende Mistel. Eine alte Druidenregel lautete: "Der Mistelzweig muß mit Achtung und, wenn möglich, im sechsten Monde gesammelt werden. Er muß mit einem goldenen Messer abgeschnitten werden. Das Pulver von Mistelzweigen macht Frauen fruchtbar." Mit deutlich mystischem Bezug ist die Mistel noch heute das Grün des englischen Weihnachtens. Die Verwendung der Mistel in der Heilkunde geht bis auf die vorchristlichen Hippokratiker zurück.



Viscum album, Mistel

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