Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Gedächtnisforschung: Lernen im Schlaf

Hirnforscher haben es erstmals geschafft, schlafenden Mäusen künstliche Erinnerungen einzupflanzen. Vielleicht könnte die Methode eines Tages Traumapatienten helfen.
Längsschnitt Mäusegehirn

Im Schlaf zu lernen – das klingt nicht nur für Schüler und Studenten verlockend. In gewisser Hinsicht tun wir das aber bereits: Während wir schlafen, räumt unser Gehirn das Gedächtnis auf und festigt wichtige Informationen. Betrachtet man die elektrische Aktivität des Gehirns im Tiefschlaf genauer, zeigen sich im Hippocampus so genannte "sharp wave ripples". Das sind kurze, hochfrequente Ausschläge im EEG. Sie scheinen immer dann aufzutreten, wenn wir etwas Erlebtes im Schlaf wiederholen. Als hätte jemand die Repeat-Taste gedrückt, feuern die Neurone in ähnlichen Mustern, wie sie es tagsüber getan haben – allerdings etwas beschleunigt. Offenbar verankert dies das Erlebte oder Gelernte im Gehirn.

Um herauszufinden, ob sich auch ganz neue Zusammenhänge im Schlaf lernen lassen, implantierten Forscher um Karim Benchenane von der Brain Plasticity Unit des französischen Centre national de la recherche scientifique Mäusen zwei Elektroden: eine zum Reizen im medialen Vorderhirnbündel, das mit dem Belohnungssystem des Gehirns in Verbindung steht, und eine zum Messen in einer Ebene des Hippocampus, in der sich so genannte Ortszellen befinden. Diese gehören zusammen mit den Rasterzellen zu unserem internen Navigationssystem. Ortszellen sind immer dann aktiv, wenn wir uns an einer bestimmten Stelle aufhalten. Dabei repräsentiert genau eine Zelle jeweils einen Ort.

In der neuen Studie konnten die Mäuse zunächst eine offene Fläche frei erkunden. Währenddessen wählten die Wissenschaftler mit Hilfe der Messelektrode eine Ortszelle aus, die jeweils feuerte, wenn diese Maus sich an einer bestimmten Stelle befand. ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum Kompakt – Gute Nacht

Gesunder Schlaf ist lebenswichtig. Dennoch kämpfen viele Menschen jede Nacht darum, ein- oder durchzuschlafen, und die Gründe dafür sind zahllos. Aber egal, ob man besser schlafen oder einfach Frühaufsteher werden will: Dem Schlaf kann man mit verschiedenen Tricks nachhelfen.

Spektrum der Wissenschaft – Innerer Dialog – Wie Kopf und Körper miteinander kommunizieren

Über ein fein abgestimmtes System aus neuronalen Netzwerken via hormonelle Steuerung bis hin zu zellulären Dialogen stehen Kopf und Körper in ständigem Austausch. Denn wie in jeder funktionierenden Gesellschaft gilt auch hier: Ohne Kommunikation geht nichts. Dieser innere Austausch ist ebenso komplex wie der soziale – und er läuft rund um die Uhr, meist, ohne dass wir ihn bewusst wahrnehmen. Er spielt auch eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit.

  • Quelle

De Lavilléon, G. et al.:Explicit Memory Creation During Sleep Demonstrates a Causal Role of Place Cells in Navigation. In: Nature Neuroscience 18, S. 493 - 495, 2015

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.