Chemie: Molekül-Arme fangen und winken
Die Weiterleitung von Signalen ist ein grundlegender Vorgang in biologischen Systemen. In der Regel bindet sich dabei ein Signalmolekül an einen Rezeptor in der Membran der Zielzelle, der die Botschaft an nachgeschaltete Komponenten im Zellinneren weitergeben muss. Meist geschieht dies über eine Strukturänderung in einem Effektormolekül, das an den Rezeptor gekoppelt ist. Die Arbeitsgruppe um Ulrich Koert von der Humboldt-Universität Berlin hat jüngst ein künstliches System aus Rezeptor und Effektor in einem Molekül synthetisiert, das wie seine biologischen Vorbilder funktioniert. Es besteht aus einem dreiteiligen Ringsystem, an dem vier Seitenketten hängen; zwei davon bilden den Rezeptorteil. Wenn diese "Arme" die Signalsubstanz festhielten, im vorliegenden Fall ein Zink-Ion, veränderte das Ringsystem seine räumliche Gestalt, was mit einer neuen Stellung der anderen Seitenketten, des Effektorteils, einherging. Die Chemiker konnten die Positionsänderung im Fluoreszenzspektrum des Moleküls nachweisen. (Angewandte Chemie, Bd. 112, S. 1905)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 2000, Seite 29
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