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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1944

Das Undaër-System verläßt die bisherige Installationspraxis. Die Verbindung zwischen Schalter und Lampe wird nicht durch elektrische Leitungen, sondern durch Rohrleitungen hergestellt, durch die sich Luftwellen fortpflanzen, die bei Betätigung eines Kolbendruckknopfes hervorgerufen werden. Die Luftwellen werden zu einem in der Lampe eingebauten Schalter geleitet, wo sie auf einen Kontakt einwirken, durch den mittels eines Elektromagneten eine Quecksilberwippe umgelegt und so der Lampenstromkreis ein- bzw. ausgeschaltet wird. Die Gefahrlosigkeit der Betätigung ermöglicht, daß Bedienungsstellen an Orten vorgesehen werden können, wo dies sonst nicht oder nur unter Verwendung umständlicher Schutzvorrichtungen und Verlegungsarten möglich wäre. (Elektrotechnische Zeitschrift, 65. Jg., Heft 45/46, Seite 382, 9. November 1944)

DNS als Erbsubstanz. W. T. J. Morgan berichtete kürzlich über aufsehenerregende Versuche, wonach es gelungen ist, mit Hilfe eines spezifischen Wirkstoffes Pneumokokken eines bestimmten Typs in solche eines andern Typus umzuwandeln. Fügt man nämlich zu einer Kultur von R-Pneumokokken Typ II einen zellfreien Extrakt aus S-Pneumokokken Typ III, so erhalten jene die Eigenschaft, in der Nährlösung neue Zellen aufzubauen, die identisch sind mit dem ursprünglichen Bakterientyp, aus welchem der wirksame Extrakt gewonnen wurde. Neuerdings haben nun Avery und Mitarbeiter bekanntgegeben, daß es ihnen gelungen sei, das bei der Art-Umwandlung wirksame Prinzip aus S-Pneumokokken Typ III-Extrakt in chemisch reiner Form zu isolieren und auf Grund chemischer, enzymatischer und serologischer Analysenmethoden unterstützt durch Elektrophorese, Ultrazentrifugation und Ultraviolett-Spektroskopie zu identifizieren. Alle Befunde sprechen dafür, daß es sich um Natriumdesoxyribonucleat handelt, d. i. eine hochpolymere Nucleinsäure, die in den Zellkernen und Chromosomen den wichtigsten Bestandteil bildet. Für die Gewinnung des wirksamen Extraktes ist es wesentlich, daß man junge S-Kulturen im Stadium der maximalen Zellteilung verwendet. Der einmal eingeleitete Umwandlungsvorgang setzt sich durch unzählige Generationen hindurch fort und läßt dauernd den neuen Arttypus entstehen ohne weiteren Zusatz des Wirkstoffes. Die Umwandlung läßt sich voraussagen und ist spezifisch und erblich; man hält es in der Tat für wahrscheinlich, daß die wirksame Substanz Gen-Charakter hat. Die Umwandlung von der R- in die S-Form erscheint demnach als eine Art Gen-Mutation, die durch Desoxyribonucleinsäure, eine Substanz bekannter Zusammensetzung, chemisch beeinflußt und spezifisch gesteuert wird. Diese neuartigen biogenetischen Erkenntnisse sind in theoretischer und wohl auch bald in praktischer Hinsicht von grundlegender Bedeutung. (Schweizer Chemiker-Zeitung, Jg. 27, Nr. 21/22, Seite 269, November 1944)

Die Rapid-Geheim-Camera, System Dr. Aarland-Harbers, stellt im wesentlichen eine glückliche Modifikation des Systems Stegemann-Neuhauss dar. Der Objektivteil und der Kassettenteil sind durch lichtdichten Stoff, der zum Schutze gegen Insekten mit Kautschuk getränkt ist, mit einander verbunden. Innerhalb des Stoffbeutels sind Federn angebracht, die es ermöglichen, den Apparat nach Art eines chapeau claque mittels eines einzigen Druckes zusammenzulegen, so dass Objektivteil auf Kassettenteil kommt. Die Camera stellt sich dann dar, wie es die beigegebene Figur zeigt. Die wirklichen Maasse der Camera sind aus der Figur selbst zu entnehmen. Im zusammengelegten Zustande ist die Camera in jeder Rocktasche unterzubringen, leicht herauszunehmen, da nicht, wie bei der Stegemann-Camera, so vielerlei Vorsprünge an derselben sind, die sich im Taschenfutter und am Taschenrande festhaken; das Aufstellen wird durch einen kleinen Druck gegen das Kassettenteil besorgt, während man den Objektivteil festhält. An dem Apparat kann jegliches Objektiv in den Brennweiten von 12-15 cm benutzt werden, nur muss dasselbe mit Irisblende versehen sein. Für kleinere Einstellungen als auf unendlich kann das Objektiv vermittelst eines Auszuges, der durch einen Excenter nebst Skala festgestellt werden kann, ebenfalls genau eingestellt werden. (Photographische Mitteilungen, 31. Jg., Heft 15, Seite 258, 1894)

Edisons Mimeograph ist ein neuer Apparat zu Vervielfältigung von Schriften und Zeichnungen. Ein sehr dünnes, wahrscheinlich mit Paraffin getränktes Papier wird auf eine sehr fein geriefelte gehärtete Stahlplatte gelegt und die Schrift bezw. die Zeichnung mit einem spitzen Metallstift aufgetragen. Die Linien erscheinen dann als eine dichtgereihte, ausserordentlich feine Lochung des dünnen Papiers. Durch Ueberfahren mit einer geschwärzten Druckwalze erscheint die Copie auf einem untergelegten Papierblatt; dieselbe besteht, wenn man genauer zusieht, aus lauter dicht an einander gereihten, feinen schwarzen Punkten. Die Anzahl der von einem Originalblatt erhältlichen Copien ist unbeschränkt. (Prometheus, V. Jg., Nr. 240, Seite 511)

Ueber die Wirkungen des Stadtnebels auf kultivierte Pflanzen. Darnach konnte der Verf. einen doppelten Einfluss des Londoner Nebels auf Gewächshauspflanzen feststellen. Einmal wirkt derselbe infolge der Schwächung des Tageslichtes ungünstig. Zweitens wirkt der Nebel schädlich durch die in ihm enthaltene schwefelige Säure, Kohlenwasserstoffe und andere giftige Substanzen. Da die Versuche zeigten, dass diese Stoffe für sich allein die an den Pflanzen bei herrschendem Nebel beobachteten Krankheitserscheinungen nicht hervorbringen konnten, so muss die Lichtentziehung die Widerstandskraft des Protoplasmas gegen die giftigen Stoffe des Nebels vermindert und den Tod der Blätter beschleunigt haben. Pflanzen, die wie z. B. die Farne, bei verminderter Beleuchtung nicht so sehr in ihrem Gedeihen beeinträchtigt werden, hatten auch verhältnismäßig wenig vom Nebel zu leiden. (Central-Blatt für Agrikulturchemie und Rationellen Landwirtschafts-Betrieb, 23. Jg., Seite 778, November 1894)

1894

Das Undaër-System verläßt die bisherige Installationspraxis. Die Verbindung zwischen Schalter und Lampe wird nicht durch elektrische Leitungen, sondern durch Rohrleitungen hergestellt, durch die sich Luftwellen fortpflanzen, die bei Betätigung eines Kolbendruckknopfes hervorgerufen werden. Die Luftwellen werden zu einem in der Lampe eingebauten Schalter geleitet, wo sie auf einen Kontakt einwirken, durch den mittels eines Elektromagneten eine Quecksilberwippe umgelegt und so der Lampenstromkreis ein- bzw. ausgeschaltet wird. Die Gefahrlosigkeit der Betätigung ermöglicht, daß Bedienungsstellen an Orten vorgesehen werden können, wo dies sonst nicht oder nur unter Verwendung umständlicher Schutzvorrichtungen und Verlegungsarten möglich wäre. (Elektrotechnische Zeitschrift, 65. Jg., Heft 45/46, Seite 382, 9. November 1944)

DNS als Erbsubstanz. W. T. J. Morgan berichtete kürzlich über aufsehenerregende Versuche, wonach es gelungen ist, mit Hilfe eines spezifischen Wirkstoffes Pneumokokken eines bestimmten Typs in solche eines andern Typus umzuwandeln. Fügt man nämlich zu einer Kultur von R-Pneumokokken Typ II einen zellfreien Extrakt aus S-Pneumokokken Typ III, so erhalten jene die Eigenschaft, in der Nährlösung neue Zellen aufzubauen, die identisch sind mit dem ursprünglichen Bakterientyp, aus welchem der wirksame Extrakt gewonnen wurde. Neuerdings haben nun Avery und Mitarbeiter bekanntgegeben, daß es ihnen gelungen sei, das bei der Art-Umwandlung wirksame Prinzip aus S-Pneumokokken Typ III-Extrakt in chemisch reiner Form zu isolieren und auf Grund chemischer, enzymatischer und serologischer Analysenmethoden unterstützt durch Elektrophorese, Ultrazentrifugation und Ultraviolett-Spektroskopie zu identifizieren. Alle Befunde sprechen dafür, daß es sich um Natriumdesoxyribonucleat handelt, d. i. eine hochpolymere Nucleinsäure, die in den Zellkernen und Chromosomen den wichtigsten Bestandteil bildet. Für die Gewinnung des wirksamen Extraktes ist es wesentlich, daß man junge S-Kulturen im Stadium der maximalen Zellteilung verwendet. Der einmal eingeleitete Umwandlungsvorgang setzt sich durch unzählige Generationen hindurch fort und läßt dauernd den neuen Arttypus entstehen ohne weiteren Zusatz des Wirkstoffes. Die Umwandlung läßt sich voraussagen und ist spezifisch und erblich; man hält es in der Tat für wahrscheinlich, daß die wirksame Substanz Gen-Charakter hat. Die Umwandlung von der R- in die S-Form erscheint demnach als eine Art Gen-Mutation, die durch Desoxyribonucleinsäure, eine Substanz bekannter Zusammensetzung, chemisch beeinflußt und spezifisch gesteuert wird. Diese neuartigen biogenetischen Erkenntnisse sind in theoretischer und wohl auch bald in praktischer Hinsicht von grundlegender Bedeutung. (Schweizer Chemiker-Zeitung, Jg. 27, Nr. 21/22, Seite 269, November 1944)

Die Rapid-Geheim-Camera, System Dr. Aarland-Harbers, stellt im wesentlichen eine glückliche Modifikation des Systems Stegemann-Neuhauss dar. Der Objektivteil und der Kassettenteil sind durch lichtdichten Stoff, der zum Schutze gegen Insekten mit Kautschuk getränkt ist, mit einander verbunden. Innerhalb des Stoffbeutels sind Federn angebracht, die es ermöglichen, den Apparat nach Art eines chapeau claque mittels eines einzigen Druckes zusammenzulegen, so dass Objektivteil auf Kassettenteil kommt. Die Camera stellt sich dann dar, wie es die beigegebene Figur zeigt. Die wirklichen Maasse der Camera sind aus der Figur selbst zu entnehmen. Im zusammengelegten Zustande ist die Camera in jeder Rocktasche unterzubringen, leicht herauszunehmen, da nicht, wie bei der Stegemann-Camera, so vielerlei Vorsprünge an derselben sind, die sich im Taschenfutter und am Taschenrande festhaken; das Aufstellen wird durch einen kleinen Druck gegen das Kassettenteil besorgt, während man den Objektivteil festhält. An dem Apparat kann jegliches Objektiv in den Brennweiten von 12-15 cm benutzt werden, nur muss dasselbe mit Irisblende versehen sein. Für kleinere Einstellungen als auf unendlich kann das Objektiv vermittelst eines Auszuges, der durch einen Excenter nebst Skala festgestellt werden kann, ebenfalls genau eingestellt werden. (Photographische Mitteilungen, 31. Jg., Heft 15, Seite 258, 1894)

Edisons Mimeograph ist ein neuer Apparat zu Vervielfältigung von Schriften und Zeichnungen. Ein sehr dünnes, wahrscheinlich mit Paraffin getränktes Papier wird auf eine sehr fein geriefelte gehärtete Stahlplatte gelegt und die Schrift bezw. die Zeichnung mit einem spitzen Metallstift aufgetragen. Die Linien erscheinen dann als eine dichtgereihte, ausserordentlich feine Lochung des dünnen Papiers. Durch Ueberfahren mit einer geschwärzten Druckwalze erscheint die Copie auf einem untergelegten Papierblatt; dieselbe besteht, wenn man genauer zusieht, aus lauter dicht an einander gereihten, feinen schwarzen Punkten. Die Anzahl der von einem Originalblatt erhältlichen Copien ist unbeschränkt. (Prometheus, V. Jg., Nr. 240, Seite 511)

Ueber die Wirkungen des Stadtnebels auf kultivierte Pflanzen. Darnach konnte der Verf. einen doppelten Einfluss des Londoner Nebels auf Gewächshauspflanzen feststellen. Einmal wirkt derselbe infolge der Schwächung des Tageslichtes ungünstig. Zweitens wirkt der Nebel schädlich durch die in ihm enthaltene schwefelige Säure, Kohlenwasserstoffe und andere giftige Substanzen. Da die Versuche zeigten, dass diese Stoffe für sich allein die an den Pflanzen bei herrschendem Nebel beobachteten Krankheitserscheinungen nicht hervorbringen konnten, so muss die Lichtentziehung die Widerstandskraft des Protoplasmas gegen die giftigen Stoffe des Nebels vermindert und den Tod der Blätter beschleunigt haben. Pflanzen, die wie z. B. die Farne, bei verminderter Beleuchtung nicht so sehr in ihrem Gedeihen beeinträchtigt werden, hatten auch verhältnismäßig wenig vom Nebel zu leiden. (Central-Blatt für Agrikulturchemie und Rationellen Landwirtschafts-Betrieb, 23. Jg., Seite 778, November 1894)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 11 / 1994, Seite 77
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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