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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1946

Das Statistische Bulletin der Metropolitan Life Insurance Cy. in New York vom Juli 1946 bringt Zahlen über die Verluste der Zivilbevölkerung durch den Luftkrieg. In England sind etwas über 60000 Todesfälle zu verzeichnen, davon mehr als 2/3 durch den "Blitz". In Frankreich nahezu 54000, mehr als 2/3 davon im Jahre 1944. Holland verlor etwa 30000 Zivilpersonen durch das Bombardement von Rotterdam. Norwegen hatte 1000 zivile Todesopfer. Keine Zahlen liegen über Rußland und Polen vor. Die schwersten Verluste weisen die Länder der Achse auf: die deutschen Verluste durch den Luftkrieg werden auf mehr als 1/2 Million geschätzt, die japanischen Verluste auf 360 – 375000. (Schweizerische Medizinische Wochenschrift, Nr. 44, Seite 1146, 1946)

Ein neues Schirmbild-Auto. Die zunehmende Ausbreitung der Tuberkulose in allen kriegsgeschädigten Ländern gab der Schweizer Spende im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel Anlass, Massnahmen zur Bekämpfung in die Wege zu leiten. Um die räumlich weit auseinander liegenden Bevölkerungskreise zu erreichen, werden mobile Schirmbildstationen eingesetzt. Davon gelangte dieser Tage die erste zur Ablieferung. Neben dem Medizinischen Zweck dient der Wagen der sechsköpfigen Equipe als Wohnung. Ausserdem dient je ein Teil des Apparate- sowie des Auskleideraumes als Schlafräume, wozu dort zusammenlegbare Feldbetten aufgestellt werden. Diese mobile Vielzweck-Anlage ist eine konstruktive Neuheit des schweizerischen Fahrzeugbaues; sie wurde von der Firma Gebrüder Merz A.-G., Fabrik für Spezialfahrzeuge in Dulliken, entwickelt und gebaut. Das Auto ist ein modern karossiertes Saurer-Frontlenkchassis mit vergrösserbarem Nutzraum als Auskleideraum, wodurch der bisher nötige Anhänger wegfällt. Die Raumvergrösserung wurde durch einen nach hinten rollbaren teleskopartigen Kasten erreicht. (Schweizerische Bauzeitung, Bd. 128, Nr. 20, Seite 281)

Neue Polposition. Nach den bisherigen Messungen liegt der Magnetpol der nördlichen Halbkugel auf der arktischen Insel Boothia Felix. Die genaue Lage wurde auf der Polarexpedition von John und James Roß erstmalig bestimmt. Jetzt haben die magnetischen Beobachtungen, die während der Überfliegung dieses Gebietes angestellt wurden, das Ergebnis gehabt, daß der magnetische Nordpol etwa 320 km nördlicher liegt, als auf den bisherigen Karten verzeichnet ist. Wie der britische Astronom Sir Jones hierzu feststellt, standen alle bisherigen Meßergebnisse offenbar unter dem verfälschenden Einfluß örtlicher magnetischer Anomalien, die wahrscheinlich in 3000 Meter Höhe nicht mehr wirksam sind. (Universitas, 1. Jg., Heft 8, Seite 1037, November 1946)

Bakterienfreie Ratten. Professor James A. Reyniers von der Universität von Notre Dame in den Vereinigten Staaten ist es gelungen, keimfreie tierische Lebewesen in dritter Generation zu züchten. Normalerweise sind alle Tiere – und der Mensch – frei von Bakterien bis zur Geburt, nehmen aber mit dem ersten Atemzug und der ersten Nahrung eine Menge von Bakterien auf. Junge Ratten und andere Versuchstiere wurden nun nach einer Kaiserschnittoperation in einem sterilen Behälter zur Welt gebracht, es wurde ihnen gefilterte Luft zugeführt und sterile Nahrung verfüttert... Sinn der Versuche war es, für Ernährungsversuche und für Arzneiprüfungen keimfreie Ratten zu züchten, an denen die wahren Reaktionen und nicht diejenigen eines durch eine Unzahl von Bakterien weitgehend beeinflußten Organismus studiert werden können. (Kosmos, 42, Jg., Heft 5, Seite 156, November 1946)


1896

Eine ganz eigenartige Methode der Photographie, welche direkt für den Buchdruck fertige Galvanotyp-Platten zu liefern im Stande sein dürfte, beruht auf der von Piljtschikoff gemachten Entdeckung, dass sich eine im galvanischen Kupferbade befindliche Kupferplatte an den dem Licht ausgesetzten Stellen schneller mit Kupfer überzieht, wie an den dunklen Stellen. Gemäss dieser gemachten Erfahrung setzte Piljtschikoff die Kupferplatte senkrecht in ein schmales Glasgefäss ein, wie es zum Auswaschen photographischer Platten gebraucht wird, füllte dieses mit Kupfervitriollösung und leitete beide Poldrähte eines Elements in dieses Gefäss, welches an die Stelle einer photographischen Platte in eine Camera eingesetzt wurde. Hier zeigte sich denn wirklich bald ein dem Bilde der Camera entsprechender Niederschlag, so dass also die Wirkung des Lichtes im gedachten Sinne durchaus bestätigt wurde. Man darf daher mit Recht gespannt sein, ob sich die Methode praktisch so bewährt, um in oben erwähnter Weise verwerthet werden zu können. (Central-Zeitung für Optik und Mechanik, XVII. Jahrgang, No. 21, Seite 219, 1. November 1896)

Kruppsche 40 cm-Kanone. Der Besitz eigener Schiesstände giebt der Krupp'schen Firma die Möglichkeit, unabhängig von fremden Schiessversuchen ihre Constructionen selbst auf ihren Werth prüfen und verbessern zu können. Einen Begriff von der Schiessleistung eines 24 cm Geschützes gibt die Flugbahn des Geschosses bei einer Elevation des Geschützrohrs von 44°. Die Schussweite von der Geschützmündung bis zum Auftreffen des Geschosses auf dem Boden beträgt 20226 m. Das Geschoss erreicht als höchsten Punkt auf seiner Bahn die ansehnliche Scheitelhöhe von 6540 m und gebraucht bis zum ersten Auftreffen eine Flugzeit von 70,2 Secunden. (Uhland's Verkehrszeitung und Industrielle Rundschau, X. Jahrgang, Nr. 45, Seite 276, 5. November 1896)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 11 / 1996, Seite 73
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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