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News: Afrikas Tiere und Pflanzen bedroht durch traditionelle Medizin

Viele Pflanzen und Tiere im Osten und Süden Afrikas nehmen in ihrer Anzahl durch die Verwendung in natürlichen Heilmitteln rasant ab, warnt eine Studie zum Handel mit bedrohten Arten. Der Bericht 'Auf der Suche nach einem Allheilmittel: Schutz für die natürlichen Wirkstoffe Ost- und Südafrikas' hat 102 Wirkstoffpflanzen und 29 Tierarten ermittelt, die sofort unter Schutz und Beobachtung gestellt werden müssen.

Zu den Tieren zählen sowohl die bereits in ihrer Gefährdung bekannten wie die Suppenschildkröte und das Spitzmaulnashorn, aber auch Arten, die als weit verbreitet gelten wie der majestätische Baobab- oder Affenbrotbaum. Von dem Handel mit den pflanzlichen und tierischen Wirkstoffen sind Dutzende weiterer Arten betroffen: unter anderem das Erdferkel, der afrikanische Felsenpython, Vögel wie die Hornraben und Geier sowie Pflanzenarten wie die Sudanesische Aloeart. Sie finden Verwendung in der traditionellen einheimischen Medizin, so zum Beispiel bei Magen- und Leberleiden, bei Asthma und zur Wundheilung.

Die 17 Länder umfassende Studie von TRAFFIC, dem internationalen Artenschutzprogramm vom World Wide Fund for Nature (WWF) und der Weltnaturschutzunion (IUCN) zeigt auf, daß traditionelle Medizin in Teilen Afrikas unerläßlich ist für die Gesundheitsversorgung. Westliche Medizin ist für die Mehrheit der Bevölkerung zu teuer und die Betreuung durch westlich ausgebildete Schulmediziner ist kaum gewährleistet. In Mozambique beispielsweise ist ein Arzt für etwa 50 000 Menschen zuständig, aber es kommt ein traditioneller Heiler auf 200 Patienten. So ist traditionelle Medizin die am meisten eingesetzte Form der Gesundheitsversorgung in vielen afrikanischen Ländern und gewinnt derzeit noch an Bedeutung in weiteren Ländern, zum Beispiel in Kenia und Südafrika. In sieben der untersuchten Länder ist die traditionelle Medizin sogar integraler Bestandteil des staatlichen Gesundheitssystems.

So sehr die traditionelle, einheimische Medizin auch wichtig für die Gesundheitsversorgung der Menschen ist, stellt sie gleichermaßen eine Bedrohung für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierprodukten dar. Der größte Teil der einheimischen Heilmittel wird bislang nicht für das Ausland hergestellt, sondern mit wachsender Tendenz für die lokalen Märkte. Hinzu kommt, daß die Mehrheit der Wirkstoffpflanzen und Tierarten direkt der Natur entnommen oder gejagt werden, obwohl einige Bestände bereits stark unter Druck stehen.

"Wir fordern sofortiges Handeln", unterstreicht die Projektleiterin des TRAFFIC Programms von Ost – und Südafrika und die Autorin der Studie, Nina Marshall. "Schaffen wir es nicht, die Bedrohung auf die betroffenen Tiere und Pflanzen abzuwenden, hätte dies nicht nur negative Auswirkungen auf die Biodiversität der afrikanischen Umwelt, sondern vor allem auch auf die Gesundheit von Millionen von Menschen, die in den jeweiligen Regionen leben". Der Bericht fordert zum Schutz der afrikanischen Natur-Wirkstoffe vor allem eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Gesundheits- und Naturschutzbehörden sowie den Verbindungen der traditionellen Heiler, artspezifische Schutzprogramme und Aufzuchtprogramme für Pflanzenarten.

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