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Beobachtungstipps: Alle Augen auf das innere Sonnensystem

Noch für gut zwei Wochen leuchtet Merkur am Morgenhimmel, wo er dem Roten Planeten Gesellschaft leistet. Unterdessen übernimmt Venus das Regiment als heller Abendstern – es ist der Auftakt ihrer langen Abendsichtbarkeit, die sich bis in den Mai 2020 ziehen wird.
Der sonnennächste Planet

Merkur stand am 28. November in größter westlicher Elongation zur Sonne und kann im Dezember noch für gut zwei Wochen am Morgenhimmel gesichtet werden. Wir finden ihn etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang im Südosten: Am Monatsersten steht er dort bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad gegen 07:20 Uhr MEZ) ungefähr 10 Grad hoch. Bis zum 14. Dezember sinkt seine Höhe auf unter 5 Grad. Seine Helligkeit liegt während dieses Zeitraums recht konstant bei –0,6 mag. Bei ruhiger Luft können Teleskopbeobachter verfolgen, wie das von 6,3 auf unter 5 Bogensekunden schrumpfende Merkurscheibchen einen immer größeren Teil seiner beleuchteten Oberfläche zur Erde wendet: Merkur ist aus Sicht der Erde auf dem Weg »hinter« die Sonne.

Abendsichtbarkeit der Venus | Venus ist von Mitte November 2019 bis Mitte Mai 2020 am Abendhimmel zu sehen. Die Grafik zeigt die Ansicht jeweils eine Stunde nach Sonnenuntergang.

Venus entwickelt sich im Dezember zum »Abendstern«: Wenn gegen 17:00 Uhr die bürgerliche Dämmerung endet, finden wir unsere Nachbarin im Sonnensystem am 1. Dezember etwa 6, am Monatsende bereits rund 15 Grad über dem Südwesthorizont. Sie ist nach dem Mond das hellste Objekt des Nachthimmels: Ihre scheinbare Helligkeit überschreitet am 23. Dezember die Marke von –4,0 mag. Noch bis in den Mai 2020 hinein wird sie am Abendhimmel leuchten, wobei sie ihren größten Glanz (–4,7 mag) Ende April des kommenden Jahres erreichen wird (siehe Grafik oben). Das Venusscheibchen im Teleskop wächst im Dezember leicht von 11,6 auf 13,0 Bogensekunden, der Beleuchtungsgrad sinkt von 89 auf 82 Prozent. Am 11. Dezember kommt die Venus dem Saturn auf etwa 1,9 Grad nah und am Monatsende dem Mond (siehe Grafiken unten).

Venusbahn und Saturn | Der Abendstern zieht zur Monatsmitte am Ringplaneten Saturn vorbei. Hier der Anblick im Fernglas jeweils um 17:30 Uhr MEZ.
Mond und Venus | Zum Jahresende kommen sich Abendstern und Mond auf wenige Grad nah. Die Phase größter Annäherung ereignet sich in der Nacht zum 29. Dezember, wenn die beiden jedoch schon längst unter dem Horizont verschwunden sind.

Mars wandert Anfang Dezember vom Sternbild Jungfrau in die Waage. Man findet ihn damit am Morgenhimmel, wo er bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung recht konstant 17 Grad über dem Südosthorizont steht. Das liegt an seiner schnellen Bewegung in östliche Richtung, die auch bewirkt, dass sich seine Aufgangszeiten im gesamten Monat kaum ändern und stets bei 05:00 Uhr liegen. Mars erscheint 1,6 mag hell, sein Planetenscheibchen wächst bis zum Monatsende von 3,9 auf 4,3 Bogensekunden. Am 12. Dezember kommt es zu einer engen (16 Bogenminuten am Morgen) Begegnung mit dem 2,7 mag hellen Stern Alpha Librae (α Lib, Zubenelgenubi). Am Morgen des 23. Dezember passiert der abnehmende Mond den Mars etwa 3 Grad nordöstlich (siehe Grafik unten).

Mond und Mars im Sternbild Waage | Ein Tag vor Heiligabend kann in den Morgenstunden verfolgt werden, wie sich Mars und der abnehmende Mond im Sternbild Waage bis auf drei Grad nahekommen.

Jupiter steht am 27. Dezember in Konjunktion mit der Sonne. Er kann am Monatsbeginn während der Abenddämmerung noch sehr tief am Südwesthorizont aufgespürt werden. Eine sinnvolle Beobachtung ist jedoch nicht mehr möglich.

Saturn ist zu Monatsbeginn ab dem Ende der Abenddämmerung noch für etwa eine Stunde tief am Südwesthimmel zu sehen. Der 0,6 mag helle Planet geht am 1. Dezember um 19:05 Uhr, am 15. schon um 18:18 Uhr unter. Zum Monatsende entschwindet der Ringplanet in der Dämmerung. Am Abend des 11. Dezember kommt es zu einer sehenswerten Begegnung mit der hellen Venus.

Uranus, 5,8 mag hell im Sternbild Widder, wird im Lauf des Dezember vom Objekt (fast) der ganzen Nacht zum Planeten der ersten Nachthälfte. Am 1. Dezember kulminiert er um 21:43 Uhr und geht um 04:49 Uhr unter. Diese Zeiten verfrühen sich bis zum Monatsletzten auf 19:43 beziehungsweise 02:48 Uhr. Man findet ihn im südwestlichen Winkel des Widder in einer sternarmen Himmelsgegend, etwa 8 Grad südlich des 2,6 mag hellen Sterns Beta Arietis (β Ari).

Neptun steht auch im Dezember auf der imaginären Verbindungslinie der Sterne Lambda und Phi Aquarii (λ und φ Aqr) im Sternbild Wassermann. Er leuchtet 7,9 mag hell. Seine Kulminationszeiten verfrühen sich von 18:49 Uhr am 1. Dezember auf 16:52 Uhr zum Jahresende; seine Untergänge variieren entsprechend von 00:20 Uhr bis 22:24 Uhr. Neptun ist somit im letzten Monat des Jahres ein Objekt des Abendhimmels.

Noch mehr aktuelle Beobachtungstipps für den Monat Dezember finden Sie in der Zeitschrift »Sterne und Weltraum«, Ausgabe 12/2019.

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