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News: Auf eigene Art?

Elefanten sind der Inbegriff der Savannen Afrikas. Viel weniger bekannt sind ihre kleineren Geschwister, die Waldelefanten, die versteckt in den Bergregenwäldern leben. Bisher galten sie als enge Verwandte der Savannen-Bewohner. Doch eine genetische Analyse enthüllte nun, dass die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen viel größer sind als vermutet und den Waldelefanten wohl tatsächlich der Status einer eigenständigen Art gebührt.
Das weiße Gold war ihr Verhängnis: Die weltweite Nachfrage nach Elfenbein brachte die afrikanischen Elefanten an den Rand des Aussterbens. Zwar haben sich einige Bestände soweit erholt, dass die Regierungen mancher Staaten bereits wieder über einen kontrollierten Handel nachdenken oder sogar schon erlauben. Doch für Entwarnung ist es noch zu früh. Die Situation ihrer etwas kleineren, asiatischen Verwandten (Elephas maximus) ist nicht sehr viel besser. Hier sind es allerdings nicht die Stoßzähne, die den Tieren das Leben kostet, sondern die zunehmende Vernichtung des Lebensraumes.

Der so bekannte Dickhäuter der afrikanischen Savannen hat aber noch einen kleinen Bruder, der versteckt in den Wäldern West- und Zentralafrikas lebt und sich durch rundere Ohren sowie abwärts gerichtete Stoßzähne auszeichnet. Über seine Lebensgewohnheiten ist nur wenig bekannt. Selbst die Zahl der Tiere beruht nur auf Schätzungen – aus Zählungen vom Flugzeug aus und Exkrementfunden schließen Wissenschaftler, dass es etwa 50 000 bis 100 000 Waldelefanten gibt.

Bisher wurden die beiden Gruppen meist als Unterarten aufgefasst – Loxodonta africana africana und Loxodonta africana cyclotis –, die sich also potenziell miteinander fortpflanzen könnten, dies aber aufgrund eines geographischen Hindernisses nicht tun. Seit einiger Zeit mehren sich allerdings die Hinweise, dass die Waldelefanten im Laufe der Evolution doch einen eigenständigeren Weg gegangen und somit als eigene Art aufzufassen sind.

Stephen O'Brian vom National Cancer Institute in Frederick und seine Kollegen haben sich nun Gewebeproben von 195 Elefanten aus 21 Populationen vorgenommen und die Basensequenzen vier verschiedener Gene verglichen. Aus den Daten erstellten sie einen Stammbaum über die Verwandtschaftsverhältnisse der grauen Rüsseltiere.

Der Stammbaum zeigt einen tiefen Schnitt zwischen den beiden vermeintlichen Unterarten. So sind die Savannen-Elefanten Kameruns sehr viel enger mit den Elefanten der südafrikanischen Ebenen verwandt als mit den Waldelefanten des benachbarten Gabun. Das bestätigt andere Untersuchungen, die aufgrund der Schädelmaße und weiterer Merkmale die Waldbewohner als eigenständige Art einordneten.

Das Erbgut der Savannenbewohner ist außerdem sehr viel einheitlicher als das ihrer kleineren Verwandten. Die Forscher vermuten, dass dahinter ein genetischer Flaschenhals steckt – das bedeutet, die heutigen Individuen stammen alle von einer kleinen Population ab. Diese geringe genetische Vielfalt macht die Tiere besonders anfällig für Krankheiten.

Die Forscher vermuten, dass dieser Flaschenhals vor etwa 11 000 Jahren auftrat. Damals, gegen Ende der letzten Eiszeit, könnten einige Tiere die Gelegenheit ergriffen haben, sich über die Savanne auszubreiten. Zur selben Zeit starb eine andere Elefantenart – Elephas iolensis – aus, die bis dahin die Grasländer zu dominieren schien.

Weit wichtiger als der biologische Befund sind womöglich die politischen Folgen der Neuklassifizierung, meint Douglas Hamilton von der Naturschutzorganisation Save the Elephants. Denn wenn es sich wirklich um eigene Arten handelt, müssten zum Beispiel Fragen des Elfenbeinhandels oder spezifisch zugeschnittene Schutzgebiete für beide getrennt geregelt werden. Für die Waldelefanten wäre das ein großer Gewinn, denn sie sind immer stärker durch die Zerstörung ihres Lebensraumes sowie die Jagd nach Fleisch und Elfenbein gefährdet.

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