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News: Darf's ein bißchen mehr sein?

Haben Männer größere Hirne als Frauen? Eine amerikanische Anthropologin, die auch die Hirngrößen von Weibchen und Männchen bei bestimmten Affenarten verglichen hat, sagt ja. Doch was bedeutet das? Wissenschaftler vermuten, daß Männer visuelle räumliche Stimuli im Hirn anders verarbeiten als Frauen. Kein Wunder, werden da die meisten Frauen denken, schließlich schauen Männer öfter Frauen hinterher als umgekehrt. Wahrscheinlich wird das Mehr an Hirn bei Männern aber doch für eher Naheliegenderes genutzt, etwa für Pässe beim Fußball.
Ob Männer ein größeres Hirn haben als Frauen, wird oft eher als polemische Frage empfunden. Im Journal of Human Evolution beantwortet die Anthropologin Dean Falk von der University at Albany in New York diese Frage positiv und kann sich dabei auf umfangreiche Daten stützen.

Falk und ihre Kollegen haben dafür zunächst die Daten von 414 männlichen und 390 weiblichen Gehirnen analysiert. Statt jedoch wie üblich die Gehirngröße in Relation zur Körpergröße zu setzen, verglichen die Wissenschaftler die Hirnmassen von Männern und Frauen mit gleichem Körpergewicht. Dabei stellte sich heraus, daß Männer bei jedem Körpergewicht ein größeres Gehirn aufweisen als Frauen. Zum Beispiel hatte das Gehirn einer Frau mit einem Körpergewicht von 60 Kilogramm ungefähr eine Masse von 1256 Gramm, das des Mannes aber 1373 Gramm.

Falk und ihr Team haben die kontroverse Fragestellung auch auf Rhesusaffen ausgedehnt. "Die Befunde sind für Affen die selben wie für Menschen", sagt Falk. Trotz aller Spekulationen wissen die Wissenschaftler noch nicht, was den geschlechtlichen Unterschied bei der Hirngröße erklärt. Ergebnisse bei kognitiven Test weisen jedoch auf den Bereich der visuellen Verarbeitung räumlicher Stimuli hin. Hier sind, im Gegensatz zu anderen Bereichen, Männer begünstigt. Dies betrifft Aspekte wie mentale Rotation von Gegenständen, Links-Rechts-Unterscheidung, und die Erinnerung an die Stellung von Zahlen. Die Forscher nehmen daher an, daß die größere Hirnmasse bei Männer nicht im Zusammenhang mit besseren kognitiven Leistungen steht, sondern mit der Art, wie deren Gehirn visuelle räumliche Stimuli verarbeiten und zu einer mentalen Landkarte der Umgebung zusammensetzen kann.

Im Tierreich ist dies etwa bei der Wühlmaus der Fall, bei der die Männchen große Entfernungen zurücklegen, um ein Weibchen zu finden. Rhesusaffenmännchen wandern in neue soziale Gruppen, wenn sie geschlechtsreif sind und benötigen dafür vermutlich ausgefeilte visuelle und räumliche Fähigkeiten. So könnte es auch bei den Vorfahren des Menschen gewesen sein, nimmt Falk an.

"Wenn unsere evolutionäre Hypothese korrekt ist, sollten weitere kognitive Tests an Rhesusaffen deutliche geschlechtliche Unterschiede in der Verarbeitung visueller räumlicher Informationen aufzeigen", sagt Falk. Diese Schlußfolgerungen stützen ähnliche Ergebnisse, die vom Zoologen Dave Akney von der University of Western Ontario im Jahre 1992 veröffentlicht wurden. Er fand dieselben Größenunterschiede beim menschlichen Hirn und glaubt, daß dieser männliche Überschuß für dynamische räumliche Aufgaben verwendet wird, etwa für das Paßspiel beim Fußball. Oder am Ende doch nur zum Sportschau sehen?

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