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News: Das absolute Gehör und seine Grundlagen

Das Rätsel, wie einige Musiker einen Ton ohne einen Referenzton identifizieren können - das perfekte oder absolute Gehör - konnte endlich gelöst werden. Eine spezielle Region des Gehirns scheint bei Menschen vergrößert zu sein scheint, die diese Fähigkeit besitzen. Bei Personen mit absolutem Gehör werden die Nerven in diesem Hirnbereich aktiviert, während sie eine Note identifizieren. Der Bereich ist jedoch inaktiv, wenn Menschen mit normalem Gehör versuchen dieselbe Aufgabe zu meistern.
Robert J. Zatorre und seine Kollegen von der McGill University in Montreal, Kanada benutzten die sogenannte Positronenemissionstomographie (PET) zur Aufzeichnung der Gehirnaktivität, während Probanden auf Töne lauschten und versuchten, sie zu benennen (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 10. März 1998). Bei den Ergebnissen war während des Hörvorgangs kein Unterschied zwischen Menschen mit und ohne absolutem Gehör zu erkennen: Exakt dieselben Bereiche des Gehirns wurden aktiviert. Dies zeigt, daß es bei beiden Gruppen keine unterschiedliche Reaktion bei der Wahrnehmung von Tönen gibt.

Als die Freiwilligen jedoch versuchten, die Töne zu benennen, wurde ein Bereich auf der linken Gehirnseite, das Planum temporale, nur bei denjenigen mit absolutem Gehör aktiviert. Die Forscher beschreiben den Unterschied in der Aktivität als "bemerkenswert". Es war bekannt, daß der Bereich des Planum temporale beim sogenannten konditionalen assoziativen Lernen eine Rolle spielt – genau der Prozeß, der an der Herstellung einer willkürlichen Assoziation zwischen einem Kammerton und seiner Benennung beteiligt ist. Die linke Seite des Gehirns ist wichtig für die Sprache, übereinstimmend mit der Aufgabe, den Ton verbal zu benennen.

Die Größe der Region scheint mit der Fähigkeit zu korrelieren, einen Ton korrekt zu identifizieren – je größer dieser Bereich, desto genauer die Benennung. Bei Menschen mit absolutem Gehör war die Region des Planum temporale größer als bei durchschnittlichen rechtshändigen Versuchspersonen.

Menschen ohne absolutes Gehör scheinen die Kurzzeitgedächtnisbereiche auf der rechten Gehirnseite zu benutzen, wenn sie Töne zuordnen. Menschen mit absolutem Gehör sind anscheinend in der Lage, das Kurzzeitgedächtnis zu umgehen. Stattdessen benutzen sie den spezialisierten Bereich des Planum temporale, um jedem Ton seinen Namen zuzuteilen.

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