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Beobachtungstipps: Der Herr der Ringe und ein angeknabberter Mond

Hier erfahren Sie, wann und wo die Planeten des Sonnensystems sichtbar sind. Die Stars unter den Planeten zur astronomischen Beobachtung im Sommermonat Juli sind die Gasriesen Jupiter und Saturn.
Gesamtaufnahme des Saturnsystems, teilweise aufgehellt.

Der Juli ist der Monat der Gasriesen: Jupiter dominiert den Abendhimmel, Saturn steht in Opposition und ist die gesamte Nacht zu sehen. Beste Zeiten, sich am Teleskop eingehend mit den Giganten und ihren Monden zu beschäftigen.

Merkur stand am 24. Juni in größter östlicher Elongation, doch seine Abendsichtbarkeit endet in den ersten Julitagen. Am 1. Juli steht er, 1,0 mag hell, bei Ende der bürgerlichen Dämmerung gegen 22:15 Uhr MESZ nur noch drei Grad über dem Westnordwesthorizont. Danach verschwindet er rasch im Sonnenlicht. Am 21. Juli erreicht der flinke Planet seine untere Konjunktionsstellung.

Venus steht am Morgenhimmel zu tief für eine sinnvolle Beobachtung. Bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand -6 Grad) erreicht sie erst weniger als ein Grad über dem Horizont. Venus nähert sich ihrer oberen Konjunktionsstellung, die sie am 14. August erreichen wird.

Mars lässt sich zu Monatsbeginn gegen 22:15 Uhr mit einem Fernglas als 1,8 mag helles Objekt etwa 3,5 Grad hoch im Nordwesten aufspüren. Er steht dort knapp vier Grad nordwestlich des etwas helleren Merkur. Mars verblasst bis zur Monatsmitte in der Abenddämmerung und ist danach nicht mehr sichtbar.

Das »blutende Auge« des Jupiters | Seit einigen Monaten beobachten Amateurastronomen und Profis, dass sich um den Großen Roten Fleck, den größten Wirbelsturm des Riesenplaneten Jupiter, seltsame Dinge tun: Immer wieder werden aus dem Wirbel mit dem Durchmesser der Erde rötliche Wolkenfetzen herausgerissen. Auf diesem Bild ist gerade eine dreieckige Wolke unmittelbar links des Wirbels zu sehen. Sie erweckt den Eindruck, dass das »Jupiter-Auge« blutet.

Schon in der Vergangenheit traten solche Phänomene auf, aber in den 200 Jahren der kontinuierlichen Beobachtung des Wirbelsturms bis heute noch nie so ausgeprägt. Deutet sich hier vielleicht das Ende des Großen Roten Flecks an? Das Bild nahm der philippinische Amateurastronom Christopher Go von der Insel Cebu aus auf.

Jupiter stand im Vormonat in Opposition und ist mit einer scheinbaren Helligkeit von −2,5 mag im Juli weiterhin nach dem Mond das auffälligste Objekt am Nachthimmel. Seine Kulminationszeiten verfrühen sich von 23:45 Uhr am 1. Juli auf 21:37 Uhr am Monatsletzten. Damit steht der Riesenplanet optimal am Abendhimmel: Schon mit einem kleinen Teleskop lassen sich dunkle Wolkenstreifen erkennen, die sich parallel zum Äquator ziehen. Der Große Rote Fleck, der in den vergangenen Jahren zwar weiter geschrumpft ist, aber immer noch die Größe der Erde übertrifft, leuchtet in einem auffälligen Orangerot. Der Tanz der vier großen Jupitermonde Ganymed, Kallisto, Io und Europa lässt sich ebenso verfolgen wie gelegentliche Durchgänge, Schattenwürfe, Verfinsterungen und Bedeckungen der Monde im Zusammenspiel mit ihrem Planeten. Im Teleskop erkennt man Jupiter als leicht abgeplattete Scheibe, deren Äquatordurchmesser kaum merklich von 45 Bogensekunden am Monatsersten auf 43 Bogensekunden am 31. Juli schrumpft. Erschwert wird die Beobachtung durch Jupiters tiefen Stand am Himmel: Er befindet sich im Sternbild Schlangenträger und erreicht Kulminationshöhen um maximal 18 Grad. Der zunehmende Mond begegnet Jupiter am Abend des 13. Juli und passiert den Planeten in 1,2 Grad Abstand nördlich (siehe Grafik unten). Am letzten Tag des Juli geht Jupiter um 01:45 Uhr unter.

Tanz der Gasriesen um den Mond | Am 16. Juli ist der partiell verfinsterte Mond neben dem Ringplaneten Saturn zu bewundern. Drei Tage früher gesellt sich Jupiter zu unserem Erdtrabanten.

Saturn steht am 9. Juli im Sternbild Schütze in Opposition. Der Ringplanet geht bei Sonnenuntergang auf und ist die gesamte Nacht am Himmel zu sehen. Am 1. Juli kulminiert Saturn um 02:02 Uhr, bis zum 31. Juli verfrüht sich diese Zeit auf 23:51 Uhr. Wegen seiner weit südlichen Position auf der Ekliptik erhebt sich der Planet aber nicht viel mehr als 18 Grad über den Südhorizont. Am Tag der Opposition ist Saturn immer noch stolze 1,4 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt – im Teleskop erscheint seine abgeplattete Scheibe daher nur 18 Bogensekunden groß. Dank seines Ringsystems, das in diesem Jahr mit rund 24  Grad weit geöffnet ist, wirkt er aber mehr als doppelt so groß. Auch Saturns Mondsystem ist interessant: Der hellste Mond, Titan, ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 8,5 mag schon in kleinen Teleskopen leicht zu sehen. Drei weitere, Rhea, Tethys und Dione, erreichen die 9. beziehungsweise 10. Größenklasse. Der volle Mond passiert Saturn vom 15. auf den 16. Juli südlich (siehe Grafik oben).

Uranus finden wir als 5,8 mag helles »Sternchen«, das bei klarem, dunklem Himmel gerade noch mit bloßem Auge zu sehen ist, im Sternbild Widder und damit am Morgenhimmel: Am 1. Juli geht der Planet etwa um 01:50 Uhr auf, am Monatsletzten bereits gegen 23:55 Uhr. Er befindet sich in einer relativ sternarmen Gegend, etwa zehn Grad südlich vom Hauptstern des Widders, Hamal oder Alpha Arietis. Im Teleskop erscheint Uranus bei höherer Vergrößerung als 3,5 Bogensekunden großes, blassgrünes Scheibchen.

Neptun steht im Sternbild Wassermann, etwa ein Grad nordöstlich des 4,2 mag hellen Sterns Phi Aquarii (φ Aqr). Er ist selbst 7,8 mag hell und damit nur mit Fernglas oder Fernrohr zu sehen. Bei hoher Vergrößerung sieht man ihn als 2,3 Bogensekunden großes Scheibchen, das eine bläuliche Färbung zeigt. Seine Bewegung an der Himmelssphäre ist derzeit gegenläufig, also westwärts gerichtet, das heißt, er nähert sich seiner Oppositionsstellung, die er am 10. September erreichen wird. Am 1. Juli geht Neptun um 00:25 Uhr auf. Am 31. Juli erscheint er bereits um 22:25 Uhr über dem Osthorizont und kulminiert um 04:05 Uhr.

Noch mehr aktuelle Beobachtungstipps für den Monat Juli finden Sie in der Zeitschrift »Sterne und Weltraum«, Ausgabe 7/2019.

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