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News: Der kürzeste Tag

Er rotiert schneller als jedes bislang beobachtete Objekt unseres Sonnensystems: der Asteroid 1998 KY26. Alle fünf Minuten geht die Sonne auf der unregelmäßigen Oberfläche des wasserreichen Asteroiden auf, der nur einen Durchmesser von etwa dreißig Metern besitzt.
Astronomen haben den Asteroiden Asteroid 1998 KY26 (Bild) kurz nach seiner Entdeckung vom 2. bis zum 8. Juni 1998 beobachtet. Er passierte die Erde dabei in einer Distanz von nur etwa 80000 Kilometern – das entspricht grob der doppelten Entfernung zwischen Erde und Mond. In Science vom 23. Juli 1999 berichten nun Steven J. Ostro und seine Kollegen vom Jet Propulsion Laboratory der NASA über ihre bisherigen Ergebnisse.

Die Rotationsperiode beträgt nach den Berechnungen der Wissenschaftler nur 10,7 Minuten. Die bislang genauer bekannten rund tausend Asteroiden weisen dagegen Rotationsdauern von mindestens einigen Stunden auf. Außerdem enthalten die Mineralien in 1998 KY26 vermutlich fast vier Millionen Liter Wasser, genug, um zwei oder drei große Schwimmbecken zu füllen. Das Reflexionsvermögen des Asteroiden in Bezug auf Farben und Radarwellen erinnert an kohlenstoffhaltige Chondrite, ursprüngliche Meteoriten, die während der Bildung des Sonnensystems entstanden.

Ostro betont die Bedeutung der Ergebnisse für die Asteroidenforschung: "Es gibt in Erdnähe eine enorme Anzahl dieser Objekte von einer solchen Größe, aber dies ist das erste Mal, daß wir eines in aller Genauigkeit studieren konnten. Paradoxerweise ist der Asteroid kleiner als die Radarinstrumente, mit denen wir ihn beobachtet haben."

Ostro und seine Kollegen verwendeten die Antenne vom NASA Deep Space Network in Goldstone, Kalifornien, die einen Durchmesser von siebzig Metern hat. Die Antenne überträgt kontinuierlich Radarsignale zum Asteroiden, die Radarechos werden anschließend von einer 34-Meter-Antenne aufgefangen. Ein zweites Forscherteam benutzt optische Teleskope, um 1998 KY26 auf der Spur zu bleiben, so zum Beispiel das Spacewatch Telescope der University of Arizona, mit dem der Asteroid auch entdeckt wurde.

Aufgrund der erwarteten Zusammensetzung des Kleinstplaneten hält Ostro 1998 KY26 für eine buchstäbliche Oase für zukünftige Weltraumreisende. Dafür spricht seine erwartete Zusammensetzung aus kohlenstoffhaltigen Chondriten, die nachweislich Nährwert besitzen. "Das könnte als Boden genutzt werden, um Nahrung für menschliche Außenposten im All anzubauen", führt Ostro den Gedanken weiter. "Und unter den 25 000 Asteroiden mit zuverlässig bekannten Umlaufbahnen, besitzt 1998 KY26 einen Orbit, der bestens für Raumfahrzeuge erreichbar ist." Solche Spekulationen dürften jedoch noch in weiter Zukunft liegen, auch wenn die Tage auf dem ungewöhnlichen Asteroiden dahinrasen.

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