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News: Die Bakterien, die aus der Spalte kamen

Der Mensch hat nicht nur Worte, sondern auch Bakterien im Mund. Die Worte läßt er hinaus, die Bakterien bleiben - und da sie ihm wohl gesonnen sind, ist das auch gut so. Sie leben auf Zahnfleisch und Zähnen, helfen die Nahrung zu verdauen, und schützen vor den Attacken wenig freundlicher Eindringliche. Untersuchungen haben nun gezeigt, daß in einem gesunden Mund noch mehr dieser oralen Mitbewohner existieren, als man bisher angenommen hat. Eine Kombination aus alten und neuen wissenschaftlichen Methoden hat 37 unterschiedliche Bakterien nachgewiesen, die den Mikrobiologen bisher noch gänzlich unbekannt waren.
Wissenschaftler haben orale Bakterien bisher stets untersucht, indem sie Mikroorganismen im Labor aufzogen, die sie vorher aus dem Mund entnommen hatten. Anschließend identifizierten sie die Keime durch biochemische Tests. Eine solche Methode wendeten die Forscher von der Stanford University, unter der Leitung von David Relman, ebenfalls an. Dabei verwendeten sie einen Belag, den sie aus den tiefen Zahnfleischtaschen, welche die Zähne umgeben, entnommen haben. Doch obwohl auf diese Weise immerhin schon mehr als 500 Bakterienarten identifiziert wurden, waren die Forscher der Überzeugung, bisherige Funde seien nur ein Teil dessen, was tatsächlich in dieser Spalte zu finden sei. "Unsere Daten lassen vermuten, daß ein großer Teil der menschlichen Bakterienflora immer noch schlecht charakterisiert ist, das gilt auch für diese bekannte und gut untersuchte mikrobielle Umgebung", sagte Relman.

Aufgrund dieser Vermutungen untersuchten die Forscher dieselbe Probe noch einmal mit Hilfe molekularbiologischer Techniken. Dabei zogen sie die Bakterien nicht im Labor auf, sondern isolierten die DNA direkt aus dem Belag und untersuchten jede Sequenz bakteriellen Ursprungs. Ein Vergleich der Ergebnisse zeigte nicht nur, daß die molekulare Methode verschiedenste neue Bakterien zum Vorschein gebracht hatte. Viele von ihnen waren bisher noch gar nicht dokumentiert worden. Mit ihrer molekularen Methode entdeckten die Forscher 31 bisher nicht identifizierte Bakterien, die traditionelle Methode deckte sechs neue Bakterienarten auf (Proceedings of the National Academy of Science vom 7. Dezember 1999).

"Mikrobielle Untersuchungen, die auf Sequenzuntersuchungen basieren, zeigen uns, daß die Kultivierungs-Methode die wirkliche Bakterien-Vielfalt nicht wiedergibt", sagte Relman. Trotz dieser Tatsache arbeiten viele mikrobiologische Labors vorwiegend nach der Methode. Allerdings gelte der Vorteil der neuen Technik nicht für alle Bakterien, einige könnten immer noch besser durch die herkömmliche und andere eher durch die molekularbiologische Technik identifiziert werden, stellten die Wissenschaftler fest.

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