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News: Die Form der Zelle macht's

Nach wie vor diskutieren Wissenschaftler über die gesundheitlichen Folgen von Mobiltelefonen. Während einige Mediziner der Ansicht sind, übermäßige Handybenutzung könnte für Kopfschmerzen, Gedächtnisschwund, Schlafstörungen und sogar für Hirntumore verantwortlich sein, sehen andere keine eindeutigen Beweise für Gesundheitsrisiken. Das könnte sich bald ändern. Spanische Forscher haben jetzt eine neue Studie über die Effekte von elektromagnetischer Strahlung auf menschliche Zellen vorgelegt.
Um die Auswirkungen der von Handys emittierten elektromagnetischen Wellen im menschlichen Gewebe zu verstehen, muss man wissen, wie diese Strahlung absorbiert wird. Bisher verwendeten Wissenschaftler dafür Modelle von kugelförmigen Zellen. Tatsächlich haben die meisten Zellen im menschlichen Gewebe andere Formen: Sie können wie kleine Fässchen oder wie Rugbybälle aussehen, manche Zellarten sind dünn und langgestreckt, andere haben die Form eines Tintenkleckses.

Jose Luis Sebastian und seine Kollegen von der Universidad Complutense in Madrid haben jetzt die kugelförmigen Modelle durch zylindrische und ellipsoide Formen ersetzt (Physics in Medicine and Biology Januar 2001). Sie berechneten in ihren Experimenten die Stärke des elektrischen Feldes für kugelige, zylindrische und ellipsoide Säugetierzellen, die elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt waren. Sie entdeckten bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Zellformen. Bei den zylindrischen und ellipsoiden Zellformen ist das in der Zelle induzierte elektrische Feld abhängig vom Winkel, mit dem die Strahlung auf die Zelle auftrifft. Das Besondere an diesen Zellformen ist, dass elektrische Felder an den Zellmembranen verstärkt werden – ein Effekt, der bei früheren Untersuchungen an kugelförmigen Modellen nicht aufgetreten war. Dadurch erhielten die Wissenschaftler höhere Feldstärken für die zylindrischen und ellipsoiden Formen.

Ein weiterer wichtiger, bisher wenig beachteter Aspekt sind die Wechselwirkungen zwischen den Zellen. Es wird allgemein angenommen, dass die Anwesenheit von Nachbarzellen ebenfalls die Werte für das elektrische Feld verändern können. Auch wenn es praktisch kaum möglich ist, dazu präzise Simulationen durchzuführen, haben die Wissenschaftler eine erste Annäherung vorgelegt. Nach ihren Berechnungen verändert sich das elektrische Feld innerhalb einer Zelle signifikant durch die Interaktion zwischen den Zellen eines Gewebes.

"Wenn wir ein Verständnis für die Mechanismen gewinnen wollen, die der biologischen Wirkung von elektromagnetischer Strahlung zugrundeliegen, so ist es von zentraler Bedeutung, den Kombinationseffekt von Zellform und Wechselwirkung der Zellen untereinander zu betrachten", erklärt Jose Luis Sebastian.

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