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News: Die Quellen des sanften Röntgenschimmers

Der Weltraum glitzert und funkelt. Nicht nur wegen der Sterne oder der Hintergrundstrahlung. Sogar im Röntgenlicht erstrahlt er sanft in allen Richtungen. Was bislang als ein unerklärliches diffuses Leuchten die Astronomen verwirrt hat, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung mit dem Satelliten Chandra als Leuchtfeuer von unzähligen Schwarzen Löchern, die über den ganzen Himmel verstreut sind. Einige davon sind so weit entfernt, daß wir von ihnen bislang kein Licht im sichtbaren Spektralbereich empfangen haben.
"Was mag wohl die Quelle für dieses Röntgenlicht sein?" mögen sich die Astronomen vor fast 40 Jahren gefragt haben. 1962 hatten sie eine scheinbar gleichförmige Strahlung entdeckt, die sich über das ganze Firmament erstreckte. Deren Intensität war zwar gering, doch die Energie der einzelnen Photonen lag immerhin so hoch, daß nur ein überaus heftiges Ereignis als Urheber für das Röntgenlicht in Frage kam. Worum es sich dabei aber handeln könnte, blieb ein Rätsel.

Bis Richard Mushotzky vom Goddard Space Flight Center in Greenbelt und seine Mitarbeiter den neuen Röntgensatelliten Chandra auf einen kleinen Himmelsausschnitt im Sternbild Canes Venatici (Jagdhunde) richteten. Im Vergleich zu seinen Vorgängern verfügt Chandra über ein viel besseres räumliches Auflösungsvermögen und weit empfindlichere Detektoren. Und so erwies sich das einheitliche Leuchten diesmal als die Strahlung einer Vielzahl einzelner Punktquellen, die Röntgenstrahlung aussenden. Hochgerechnet auf den gesamten Himmel schätzt Mushotzky ihre Zahl auf 70 bis 100 Millionen.

Mit dem Hubble Space Telescope und dem erdgebundenen Keck-Teleskop auf Hawaii schaute sich Amy Barger von der University of Hawaii in Manoa an, was sich im sichtbaren Licht an den betreffenden Koordinaten, die Chandra geliefert hatte, entdecken ließ. Zu ihrer Überraschung fand sie an den Stellen häufig ganz normal aussehende, weit entfernte Galaxien. Anscheinend handelt es sich bei den Röntgenquellen um superschwere Schwarze Löcher in den Zentren der Sternsysteme, meint die Astronomin. Zumindest ist kein anderes bekanntes Objekt in der Lage, so viel Röntgenlicht abzustrahlen, wie ständig auf die Erde trifft. In einem Drittel der Fälle war in Richtung der Röntgenquelle allerdings gar nichts zu sehen. Vielleicht, so sagt Barger, sind die entsprechenden Galaxien zu weit von der Erde entfernt, um mit unseren Instrumenten wahrgenommen zu werden. Die bisherigen Ergebnisse veröffentlichen die Forscher in einer der kommenden Ausgaben von Nature.

Sollte Bargers Vermutung tatsächlich zutreffen, stellen die Röntgenpünktchen wohl den ersten Lichtschimmer aus der Zeit nach dem Urknall dar. Gewißheit sollen die Daten liefern, die der neue europäische Satellit X-ray Multi-Mirror (XXM) in den nächsten Monaten sammelt. Mit deren Hilfe sind die Wissenschaftler vermutlich in der Lage, die Quellen detaillierter zu untersuchen und ihre Entfernung zur Erde zu bestimmen.

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