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News: Ein bißchen Strahlung für die Gesundheit

Bei so schweren Erkrankungen wie dem Morbus Bechterew - eine Art rheumtische Versteinerung der Wirbeläule - hilft das strahlende Gas Radon. Das belegen wissenschaftliche Studien. Sonst ist Radon eher in Lungenkrebs-Verruf gekommen. Doch in kleinen Dosen, wie sie auch in der Behandlung des Morbus Bechterew angewendet werden, scheint die Strahlung einen gesundheitsfördernden Effekt zu haben.
Das erklärten Wissenschaftler bei einem internationalen Symposium zum Thema "Radon und Gesundheit" (28. bis 30. September 1998) in Bad Hofgastein.

"Insgesamt machen Schädigungen der DNA von Zellen, die durch die normale Hintergrund-Strahlung entstehen, nur einen Bruchteil jener Schädigungen aus, die durch normale chemische Prozesse in jeder einzelnen Zelle laufend passieren", sagte Professor Dr. Ludwig Feinendegen von den National Institutes of Health (NIH). Pro Tag – so der Fachmann – würde es durch die Strahlung, die der Mensch aus natürlichen Quellen ausgesetzt sei, zu etwa einer Million Brüchen der beiden Stränge der Erbsubstanz jeder einzelnen Zelle des Körpers kommen. Die beim normalen Stoffwechsel entstehenden Sauerstoff-Radikale würden binnen 24 Stunden in jeder einzelnen Zelle des Körpers 200 Millionen solcher Schadensfälle anrichten.

Trotzdem bekamen es – naturgemäß – viele Menschen in den vergangenen Jahren mit der Angst zu tun, als Fachleute eine ganz andere Meinung vertraten: Radon, das strahlende Edelgas, das in bestimmten Regionen aus dem Gesteinsuntergrund verstärkt diffundiert, wäre für viele Lungenkrebs-Erkrankungen verantwortlich.

Professor Dr. Peter Deetjen vom Institut für Physiologie und Balneologie der Universität Innsbruck: "Da hat man einfach von den extrem hohen Radon-Stahlendosen, die Uran-Bergwerk-Arbeiter über viele Jahre hinweg abbekamen, heruntergerechnet." In der normalen Atemluft kann man beispielsweise etwa 37 Becquerel pro Kubikmeter an Strahlenbelastung durch Radon registrieren. Laut der Strahlengesetzgebung ist eine Belastung ab 250 Becquerel pro Kubikmeter Luft ein bedenklicher Bereich. In den Uran-Bergwerken, aus denen die Daten ursprünglich gestammt hätten, seien die Arbeiter aber viele Jahre lang tagein, tagaus 1 000mal höheren Strahlenwerten ausgesetzt gewesen.

Physiologe Peter Deetjen: "Das Rauchen ist und bleibt die größte Lungenkrebs-Gefahr." Und daß die restlichen fünf Prozent der Lungenkarzinom-Fälle durch die Radon-Belastung hervorgerufen werde, sei mittlerweile mehr als anzuzweifeln.

Sein Kollege Ludwig Feinendegen: "Bei unserem Symposium hat beispielsweise Dr. B. Cohen von der University of Pittsburgh umfassendste Daten aus den USA vorgestellt. Er hat alle Lungenkrebsfälle in den Vereinigten Staaten nach den Orten ausgewertet, wo sie auftraten. Dann hat er die Radon-Belastung jeder einzelnen Region hinzugefügt. Es hat sich herausgestellt, daß in Regionen mit einer etwas erhöhten Radon-Belastung die Lungenkrebsrate geringer war als an Orten mit unterdurchschnittlicher Radon-Konzentration."

Die Wissenschaftler nehmen an, daß auch das ein Indiz dafür ist, daß es bei der Strahlenbelastung keine geradlinige Dosis-Wirkungsbeziehung gibt. Niedrige Strahlendosen würden das Immunsystem des Organismus eher positiv stimulieren als schädigen.

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