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News: Ein unbekanntes Leuchtobjekt

Nicht nur fliegende Untertassen lasssen manchen an seinen Wahrnehmungen zweifeln. Es kommt vor, daß der Betrachter eines schönen Sonnenunterganges seinen eigenen Augen nicht trauen mag: Statt der erwarteten Gelb- und Rottöne tauchen plötzlich grüne Farben auf. Natürlich können durch den Blick in die Sonne für eine kurze Zeitdauer Störungen bei der Farbwahrnehmung auftreten. Aber grüne Sonnenuntergänge existieren tatsächlich - zumindest wenn eine Luftspiegelung als real bezeichnet werden kann.
Manchmal wird während eines Sonnununterganges plötzlich ein grünes Leuchten sichtbar, das nach der Meinung eines amerikanischen Astronoms bisher meist falsch interpretiert wurde. Andrew Young von der San Diego State University erläutert, daß viele Forscher einen "grünen Rand" am oberen Bereich der Sonne beschreiben, der nach ihrer Meinung entsteht, weil die Luft die verschiedenen Spektralbereiche des Lichts in unterschiedlichen Winkeln ablenkt, wenn die Sonne untergeht. Young bestreitet nicht, daß dieses Phänomen existiert. Er behauptet aber, der Effekt wäre zu klein, um das beobachtete grüne Leuchten zu erklären. Vielmehr sei hier eine Art von Luftspiegelung zu sehen, wie sie auch die Phantomwellen von Asphalt darstellen, die häufig über einer heißen Straße zu schweben scheinen.

Young simulierte die Wege, die das Licht durch dicke Luftschichten direkt über dem Horizont zurücklegen muß. Er fand heraus, daß es zwei Typen von grünem Leuchten gibt – abhängig von der Höhenlage des Beobachters und von der Temperatur der Luft und des Bodens. In beiden Fällen reflektieren warme oder kalte Luftschichten Teile des Sonnenlichts. In einem bestimmten Moment können durch ein Zusammenspiel von atmosphärischer Brechung, Absorption und Streuung alle Farben des Sonnenlichts ausgelöscht werden. Alle, bis auf ein spektroskopisch reines Smaragdgrün. Damit dieses Phänomen auftreten kann, wird meist ein gerader Horizont – häufig der Ozean – und ein klarer Himmel benötigt.

Doch nicht jeder Beobachter, der bisher glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen, sollte nach dieser Erklärung vom Gegenteil überzeugt sein. Der zweite Typ von grünem Leuchten beruht auf einem Streich, den uns unsere Sehorgane spielen: Wer lange in die untergehende Sonne starrt, bei dem kann es zu einem temporären "Ausbleichen" der rot-empfindlichen Pigmente der Retina kommen. In diesem Zustand wird der gelbe Bereich der Sonne als grün empfunden. Young ist der Ansicht, daß die meisten Berichte über grünes Leuchten auf diese Art und Weise entstanden sind.

Wer nun ganz sicher gehen will, dem bleibt nur die Möglichkeit, früh aufzustehen. Beim Sonnenaufgang ist nur das "echte" grüne Leuchten zu beobachten. In diesem Fall hat "Morgenstund' Smaragd im Mund".

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