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News: Eine zufällig tödliche Begegnung

Fleischfressende Pflanzen sind normalerweise wenig wählerisch, was ihren Speisezettel betrifft. Sie verdauen beinahe alles, was ihnen so in die Falle geht - Insekten, Spinnen und anderes kleines Getier. Eine südostasiatische Art der Kannenpflanzen jedoch hat einen besonderen Heißhunger für Termiten entwickelt, die sie offensichtlich mithilfe schmackhafter weißer Härchen anlockt.
Kannenpflanze
Die lockende Spur führt ins Verderben: Mit Nektar, blütenähnlichen Farben und auffälligen Kontrasten verleiten Kannenpflanzen Insekten dazu, ihren mit Verdauungsenzymen und Ameisensäure gefüllten Fangbehälter zu erklimmen – und hineinzufallen. Einmal abgerutscht sind die Tiere verloren, die besondere Struktur der Kanneninnenwände verhindert, dass sie wieder herauskrabbeln können.

Die meisten Vertreter der Gattung Nepenthes zeigen keine besonderen Vorlieben bei ihrer Menüfolge. Die auf Borneo, Sumatra und Malaysia heimische Nepenthes albomarginata bevorzugt jedoch Termiten, insbesondere der Gattung Hospitalitermes. Und um an ihre Leibspeise zu gelangen, hat sie sich einen raffinierten Trick einfallen lassen.

Rund um ihre Kannenöffnung trägt sie einen schmalen Saum weißer lebender Härchen (Trichome), der sie deutlich von anderen Arten unterscheidet. Marlis und Dennis Merbach von der Universität Frankfurt fiel auf, dass dieser weiße Saum fehlte, wenn die Kanne mit Termiten gefüllt war. Daraufhin platzierten die Forscher Kannen mit und ohne Härchen vor Termitenkolonien auf Nahrungssuche.

Kaum stießen die ersten Termiten auf ein Hindernis mit Haarsaum, alarmierten sie ihre Artgenossen im Nest, die sofort herbeieilten und die weißen Härchen zu Futterkügelchen verarbeiteten. Dabei fielen die Tiere allerdings reihenweise in die Kanne, aus der sie nicht mehr entkommen konnten. Bis zu 22 Termiten pro Minute stürzten so in den Tod. Nach etwa einer Stunde, als auch das letzte Härchen verarbeitet war, verloren die Insekten jedoch jegliches Interesse an der Pflanze und setzten ihre Nahrungssuche fort.

Mit welchen Substanzen die Kannenpflanze lockt, ist noch nicht geklärt. Um einen weitreichenden Duftstoff kann es sich nicht handeln, denn die Termiten wanderten häufig in weniger als einem Zentimeter Abstand an den Kannen vorbei, ohne sie zu registrieren. Die Tiere scheinen eher zufällig über die gefährliche Futterquelle zu stolpern.

Kommen keine Termiten vorbei, muss sich N. albomarginata daher mit normaler Kost zufrieden geben – wie ihre benachbarten Verwandten verdaut eine solche Kanne dann im Laufe ihres sechsmonatigen Lebens Ameisen, Fliegen oder Käfer. Allerdings fällt ihre Beute deutlich magerer aus.

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