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Trilobiten: Facettenauge der Insekten fast eine halbe Milliarde Jahre alt

Ein 429 Millionen Jahre altes Fossil ist so gut erhalten, dass sogar die Facettenaugen im Detail zu erkennen sind. Sie ähneln erstaunlich stark denen heutiger Bienen und Libellen.
Trilobit der Art Aulacopleura koninckii. Das Fossil des Gliederfüßers ist 429 Millionen Jahre alt.

Schon vor 429 Millionen Jahre besaßen Gliederfüßer ganz ähnliche Facettenaugen wie heutige Großlibellen, Bienen oder tagaktive Krebstiere. Die typischen Merkmale dieses Sehapparats haben Forscher an dem gut erhaltenen Fossil eines Trilobiten der Art Aulacopleura koninckii entdeckt. Laut der beiden Studienautoren Brigitte Schönemann von der Universität Köln und Euan Clarkson von der University of Edinburgh habe sich das Komplexauge offenbar schon sehr früh spätestens im frühen Paläozoikum, dem Erdaltertum von vor 541 bis 252 Millionen Jahren, entwickelt.

Wie die beiden Forscher in »Scientific Reports« berichten, war das Fossil bereits 1846 beim tschechischen Loděnice ausgegraben worden. Sie untersuchten den ein bis zwei Millimeter hohen und gut einen Zentimeter langen Trilobiten in einem Digitalmikroskop. Nur eines der beiden Augen ist erhalten geblieben. Doch in diesem konnten sie die Untereinheiten des Facettenauges erkennen, die so genannten Ommatidien. Jedes davon wies acht Sinneszellen auf, die um das lichtleitende Rhabdom gruppiert sind. Zudem seien die Einzelaugen durch Pigmentzellen voneinander abgegrenzt. Daraus ergäbe sich, dass ähnlich heutigen Insektenaugen, der Seheindruck durch zahlreiche Einzelbilder zusammengesetzt wurde. Über den Sehzellen identifizierten die beiden Wissenschaftler noch den typischen Kristallkegel und eine Chitinlinse, durch die das Licht in das Rhabdom geführt wurde.

Einzelnes Auge | Das erhaltene Facettenauge des fossilierten Aulacopleura koninckii im Detail.

Augen wie ein Insekt

Aus der Größe der Linse schließen Schönemann und Clarkson, dass der Trilobit bei guten Lichtverhältnissen aktiv war, vermutlich bewegte sich das Lebewesen also tagsüber in flachen Gewässern. Auffällig sei an dem Facettenauge auch, dass die einzelnen Seheinheiten nicht so eng nebeneinander liegen würden wie bei heutigen Insekten oder Krebstieren. Dennoch sehen die Forscher mehr Übereinstimmungen als Unterschiede mit heutigen Gliederfüßern: »Dieser 429 Millionen Jahre alte Trilobit besaß bereits einen moderne Art des Komplexauges, und es zeigte sich, dass die Grundlagen des Sehens bei modernen Honigbienen oder Großlibellen wie auch vielen Krebstieren fast eine halbe Milliarde Jahre alt ist«, fassen Schönemann und Clarkson ihre Ergebnisse zusammen.

Während des Paläozoikums existierten hunderte Gattungen von Trilobiten. Aulacopleura koninckii lebte wie wohl alle Trilobiten im Meer oder im schlammigen Meeresboden. Einige Arten organisierten sich zudem im Kollektiv, wie 480 Millionen Jahre alte Fossilien belegen. Die Trilobiten wanderten offenbar dicht an dicht im Gänsemarsch über den Meeresgrund. Ein Grund für dieses Gruppenverhalten könnte sein, dass diese Trilobiten der Art Ampyx priscus blind waren.

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