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Coronavirus: Fachleute fordern Maßnahmen gegen Aerosole

Übertragung durch die Luft werde nicht genug berücksichtigt, heißt es in einem offenen Brief. Die Autorinnen und Autoren empfehlen drei Maßnahmen.
Ein Mann und eine Frau mit Mund-Nase-Schutz auf einer belebten Straße.

In einem offenen Brief im Journal »Clinical Infectious Diseases« warnen insgesamt 239 Forscherinnen und Forscher verschiedenster Disziplinen davor, Aerosole als Übertragungsweg von Covid-19 zu unterschätzen. Die Autoren und Unterzeichner des Briefes mahnen zum Schutz vor Aerosolübertragung durch gezieltes Lüften und durch Vermeidung von Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen.

Dem Brief zufolge gebe es »allen Anlass« zu der Annahme, dass respiratorische Mikrotröpfchen, die schon beim Atmen ausgestoßen werden, das neue Coronavirus Sars-CoV-2 in geschlossenen Räumen über viele Meter tragen können und dabei ihre Ansteckungsfähigkeit behalten. Dieser Infektionsmechanismus sei von anderen Viren wie RSV, MERS und Influenza bekannt. Bei ihnen könnten ausgeatmete Speicheltröpfchen mit einer Größe von 5 Mikrometern mit »lebensfähigen« Viruspartikeln als Fracht bei üblichen Luftbewegungen in Räumen mehrere zig Meter wandern, bevor sie zu Boden fallen.

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Als anekdotisches Beispiel für die Aerosolübertragung von Covid-19 nennen die Autoren des Briefes den Fall einer Massenübertragung in einem Restaurant in der Stadt Guangzhou in China. Hier steckte eine infizierte Person insgesamt zehn Mitglieder dreier Familien an Nachbartischen mit Sars-CoV-2 an, ohne dass ein direkter Kontakt zwischen den Tischen stattgefunden hatte. Vergleichbare Beispiele wahrscheinlicher Aerosolübertragung hätten sich seit dieser Episode im Januar 2020 gehäuft.

Es gebe »allen Grund zu erwarten, dass SARS-CoV-2 sich ähnlich verhält [wie andere Viren mit Aerosolübertragung] und dass die Übertragung durch Mirkotröpfchen in der Luft ein wichtiger Übertragungsweg ist«, schließen die Autoren. Sie kritisieren, die WHO und andere Gesundheitsbehörden hätten diesem Infektionsweg bisher kaum Beachtung in ihren Empfehlungen geschenkt. Dazu fordern sie, dass in Zukunft drei Maßnahmen berücksichtigt werden: erstens für eine ausreichende und effektive Belüftung (Zufuhr sauberer Außenluft, Minimierung der Umluft) zu sorgen, speziell in öffentlichen Gebäuden, Arbeitsumgebungen, Schulen, Krankenhäusern und Altenheimen. Zweitens, die allgemeine Belüftung zu ergänzen, zum Beispiel durch lokale Absaugung, effiziente Luftfilterung und keimtötendes ultraviolettes Licht. Und drittens, Menschenansammlungen insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln und öffentlichen Gebäuden zu vermeiden.

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