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Schlaf: Mit Träumenden reden? Das geht!

Menschen, die klarträumen, wissen, dass sie gerade träumen. Dabei können sie manchmal sogar mit der Umwelt kommunizieren und etwa Rechenaufgaben lösen, wie ein Versuch zeigt.
Frau träumt

Wer gerade schläft und träumt, bekommt von seiner Umwelt nicht viel mit. Das sollte man zumindest meinen. Ein internationales Forscherteam hat nun gezeigt, dass dies allerdings nicht für alle Menschen zu gelten scheint: Mit einem ausgeklügelten Versuchsaufbau gelang es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, mit Träumenden zu kommunizieren.

Die Gruppe um Karen Konkoly von der Northwestern University in Evanston wählte ganz besondere Personen für ihr Experiment aus. Alle Probanden waren entweder regelmäßige Klarträumer oder hatten ein spezielles Training dazu erhalten. Unter Klarträumen oder auch luzidem Träumen verstehen Wissenschaftler die Fähigkeit, sich während eines Traums dessen bewusst zu sein, dass man gerade träumt. Viele Klarträumer können dann sogar die Inhalte ihres Traums gezielt verändern.

Konkoly und ihre Kollegen bestellten die Teilnehmer entweder in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden oder den USA ins Schlaflabor und ließen sie dort nächtigen oder für längere Zeit ein Nickerchen machen. Mit Hilfe von Polysomnografie überwachten die Forscher die Körperfunktionen der Versuchspersonen dabei genau. So zeichneten sie unter anderem deren Hirnwellen, Herzfrequenz, Körpertemperatur, Augenbewegungen und Atemverlauf auf. Auf diese Weise konnte die Gruppe genau bestimmen, wann die Probanden sich im REM-Schlaf befanden, jener Schlafphase, in der Träume und luzide Träume in aller Regel auftreten. Sie ist unter anderem durch das Vorhandensein von schnellen Augenbewegungen gekennzeichnet.

Die Wissenschaftler hatten mit den Teilnehmern zuvor verschiedene Signale ausgemacht und eingeübt. Dabei sollten die Probanden zunächst durch eine ganz bestimmte Abfolge von Augenbewegungen signalisieren, dass sie sich nun in einem Klartraum befanden. Anschließend folgte eine Fragerunde, bei der die Forscher den Teilnehmern etwa einfache Ja-Nein-Fragen oder Rechenaufgaben stellten. Die Antwort sollten die Probanden auch hier über vorher ausgemachte Bewegungen von Augen oder Gesichtsmuskeln geben.

In 26 Prozent der Fälle gelang die Kommunikation

In etwa einem Viertel der Sitzungen konnten die Probanden den Forschern erfolgreich mitteilen, dass sie gerade einen luziden Traum erlebten. In der Hälfte der Fälle beantworteten die Teilnehmer mindestens eine der anschließend gestellten Fragen korrekt. Zudem konnten sie sich auch hinterher meistens an die Kommunikation mit den Forschern im Schlaf erinnern. Manchmal, berichteten die Probanden, hätte es sich so angefühlt, als sei die Frage der Forscher von außen in den Traum getragen worden. In anderen Fällen wurde sie Teil des Traums. Dann erinnerten die Teilnehmer sich hinterher etwa an eine Stimme aus dem Radio, die sie im Traum fragte, wie viel fünf minus zwei ist.

Doch können die richtigen Antworten nicht auch bloß Zufall gewesen sein? Um das auszuschließen, befragten die Forscher die schlafenden Probanden auch zu Zeitpunkten, in denen diese kein Signal für luzides Träumen gegeben hatten oder in denen ihre Körperfunktionen darauf hindeuteten, dass sie sich nicht im Traumschlaf befanden. Hier erhielten die Forscher bei mehr als 350 Versuchen nur eine richtige und eine falsche Antwort sowie elf Antworten, die sich nicht eindeutig klassifizieren ließen. Sonst reagierten die Probanden in keiner spezifischen Art und Weise.

Konkoly und ihre Kollegen glauben deshalb, dass es ihnen tatsächlich gelungen ist, zu den Träumenden im Schlaf Kontakt aufzunehmen. Insgesamt, so schreibt die Gruppe, sei es sehr schwierig, luzides Träumen zu untersuchen. Nicht immer gelingt es den Probanden im Labor, sozusagen auf Knopfdruck in den Zustand des Klarträumens zu gelangen. Zudem seien anschließende Befragungen oft wenig aussagekräftig, da sich auch Klarträumer später nicht immer an jedes Detail ihrer Träume erinnern können.

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