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Beobachtungstipps: Helle Gasriesen dominieren die Nacht

Jupiter und Saturn bestimmen auch im Monat August nach ihren Oppositionen den Nachthimmel. Die beste Beobachtungszeit verlagert sich dabei in die Stunden vor Mitternacht.
Jupiter und Saturn, Kollage von Alexander Müller

Merkur kann in den ersten Augusttagen tief am Morgenhimmel erhascht werden. Er wandert der Sonne entgegen und verschwindet zum Ende der ersten Augustwoche: Am Monatsersten steht er zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand −6 Grad; gegen 05:11 Uhr MESZ) sechs Grad über dem Nordosthorizont; am 8. August ist es zur gleichen Zeit nur noch ein Grad. Seine scheinbare Helligkeit steigt im gleichen Zeitraum von –0,9 auf −1,4 mag. Während dieser Sichtbarkeitsperiode begegnet Merkur an der Himmelssphäre dem Planetoiden (4) Vesta. Der 8,3 mag helle Kleinplanet steht am Morgen des 3. August nur 16 Bogenminuten, also etwa einen halben Vollmonddurchmesser, nordöstlich des Planeten. Wegen der einsetzenden Dämmerung und der niedrigen Horizonthöhe wird es trotz Merkurs Schützenhilfe nicht einfach, Vesta als schwachen Lichtpunkt im Teleskop zu erkennen. Nach dem 8. August wird Merkur für den restlichen Monat unbeobachtbar; am 17. August steht er in oberer Konjunktion mit der Sonne.

Venus erreicht am 13. August ihre größte westliche Elongation; ihr Winkelabstand von der Sonne beträgt an diesem Tag knapp 46 Grad. Mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa −4,4 mag steht sie unübersehbar am Morgenhimmel. Die Venus geht während des gesamten Monats recht konstant gegen 02:30 Uhr MESZ auf. Ihr scheinbarer Durchmesser schrumpft im Lauf des Augusts von 27,0 auf 19,7 Bogensekunden; ihre Lichtphase nimmt dabei von 43 auf 59 Prozent zu. Die Halbphase (Dichotomie) erreicht sie am 12. August. Sehenswert ist die Passage der abnehmenden Mondsichel nördlich von der Venus vom 15. auf den 16. August (siehe Grafik unten).

Mond und Venus | Am 15. August gegen 5 Uhr MESZ verabreden sich der abnehmende Mond und Venus zu einem Rendezvous am Morgenhimmel mit 5 Grad Sicherheitsabstand.

Mars finden wir im Sternbild der Fische. Er entwickelt sich im August zum Planeten für fast die gesamte Nacht: Am Monatsersten geht er um 23:29 Uhr auf; am Monatsletzten erscheint er bereits um 21:51 Uhr auf der Himmelsbühne und kulminiert – knapp 47 Grad hoch und stolze −1,8 mag hell – um 04:29 Uhr, also bereits anderthalb Stunden vor Beginn der bürgerlichen Dämmerung. Im Teleskop wächst das Scheibchen des Roten Planeten bis zum Monatsende auf 18,9 Bogensekunden. Damit beginnt die beste Beobachtungsphase des Mars-Jahres 2020, das mit der Opposition am 14. Oktober seinen Höhepunkt erreichen wird: Noch ist im Teleskop die Lichtphase von 87 (1. August) bis 92 Prozent (31. August) zu erkennen. Bei klarer, ruhiger Luft lassen sich dunkle Albedostrukturen sowie die südliche Polkappe identifizieren. Dazu ist ein Teleskop mit wenigstens 100 Millimeter freier Öffnung und Vergrößerungen ab 200-fach zu empfehlen. Am Morgen des 9. August finden wir den abnehmenden Mond etwa drei Grad südwestlich des Mars (siehe Grafik unten).

Mars und Mond | Der in den nächsten Wochen heller werdende Mars ist auch ohne Teleskop ein Hingucker: Die Begegnungen des Mondes mit dem Roten Planeten können wir jeweils frühmorgens mit einem Fernglas oder mit dem bloßem Auge erblicken.

Jupiter bleibt im Monat nach seiner Opposition der dominierende Planet des Nachthimmels. Bereits vor Ende der Abenddämmerung finden wir ihn, −2,7 mag hell, im Südosten – stets mit Saturn im Schlepptau. Am Monatsersten kulminiert der Riesenplanet um 00:03 Uhr, am 31. August bereits um 21:55 Uhr. Seine Untergangszeiten verfrühen sich zeitgleich von 04:14 auf 01:59 Uhr. Die beste Zeit für die Jupiterbeobachtung verlagert sich also in die erste Nachthälfte. Mit maximal knapp 18 Grad im Sternbild Schütze erreicht Jupiter jedoch nur um die Kulminationszeit eine akzeptable Höhe über dem Südhorizont. Im Teleskop schrumpft das Jupiterscheibchen kaum merklich von 47 auf 44 Bogensekunden (gemessen am Äquator). Die Zeiten sind also nach wie vor günstig zur Beobachtung des Planeten, seiner Wolkenstrukturen und der Licht- und Schattenspiele seiner vier großen Monde. Der Begleiter der Erde begegnet Jupiter in diesem Monat gleich zweimal: Vom 1. auf den 2. August passiert er den Planeten rund zwei Grad südlich; die dichteste Annäherung ereignet sich gegen 03:20 Uhr am Morgen des 2. August (siehe Grafik unten links). Am 29. August finden wir den Mond etwa drei Grad südwestlich des Planeten (siehe Grafik unten rechts).

Jupiter, Saturn und Mond | Die sommerlichen Nächte Anfang und Ende August bieten reizvolle Begegnungen des »Planeten-Tandems« Jupiter und Saturn mit dem Erdmond. Allerdings müssen wir diese Schauspiele relativ nah am Horizont bewundern.

Saturn folgt Jupiter wie ein Schatten: Der Ringplanet steht zwischen sieben und acht Grad östlich des Riesen und kulminiert etwa eine halbe Stunde später als dieser; am Monatsersten um 00:36 Uhr, am Monatsletzten um 22:30 Uhr. Der 0,3 mag helle Planet teilt mit Jupiter in diesem Jahr das Schicksal sehr niedriger Kulminationshöhen (knapp 19 Grad für Beobachter auf 50 Grad nördlicher Breite). Die Beobachtung des Planeten, seiner Ringe und seines Mondsystems erfordert also eine stabile Luftschichtung in der Atmosphäre, damit der Effekt der Luftunruhe nicht allzu problematisch wird. Teleskopbeobachter erkennen eine etwa 18 Bogensekunden große Planetenscheibe und ein Ringsystem, das zu rund 22 Grad geöffnet ist. Saturn bekommt in diesem Monat zweimal »Besuch« vom Erdmond, und zwar am 2. August (Mond zirka fünf Grad südöstlich) und am 29. August (rund drei Grad südöstlich).

Uranus gerät am 15. August im Sternbild Widder in Stillstand und beginnt seine diesjährige Oppositionsschleife: Er wechselt seine Bewegungsrichtung an der Himmelsphäre und wird rückläufig, wandert also in Richtung Westen. Für eine Beobachtung des Planeten wählt man am besten die zweite Nachthälfte: Am 1. August geht Uranus erst um 23:54 Uhr auf. Am 31. August erscheint er zwar bereits um 21:56 Uhr auf der Himmelsbühne, erreicht aber erst um 05:14 Uhr seinen höchsten Punkt im Süden. Um den 5,8 mag hellen Planeten zu finden, bildet man am besten zunächst in Gedanken die Verbindungslinie zwischen Alpha und Beta Arietis (α und β Ari), den beiden hellsten Sternen im Sternbild Widder, und fällt anschließend das Lot von der Mitte dieser Linie nach Süden. Etwa nach 10 Grad – was etwa der Winkelausdehnung einer Faust bei ausgestrecktem Arm entspricht – findet man Uranus. Bei dunklem, mondlosem Himmel ist er gerade eben mit bloßem Auge als schwaches sternförmiges Objekt sichtbar. Im Teleskop erscheint der Planet bei höherer Vergrößerung (200-fach oder mehr) als 3,6 Bogensekunden großes, blassgrünes Scheibchen.

Neptun befindet sich, 7,8 mag hell, im Sternbild Wassermann. Er entwickelt sich im Lauf des Monats zum Objekt für fast die gesamte Nacht: Am Monatsersten geht der äußerste Planet des Sonnensystems um 22:23 Uhr auf und kulminiert um 04:06 Uhr. Bis zum 31. August verfrühen sich diese Zeitpunkte auf 20:23 beziehungsweise 02:06 Uhr. Neptun hält sich ungefähr drei Grad nordöstlich des 4,2 mag hellen Sterns Phi Aquarii (φ Aqr) auf. Im Teleskop erscheint der Planet unter einem Winkeldurchmesser von 2,4 Bogensekunden.

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