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News: Kaffee-Abhängige sind nicht süchtig

So mancher Zeitgenosse bekommt morgens nicht die Augen auf und ist auf gar keinen Fall ansprechbar, bevor er nicht seine erste Tasse Kaffee getrunken hat. Seit einigen Jahren diskutieren Wissenschaftler, ob Coffein süchtig macht oder nicht. Jetzt kommt die Entwarnung: Die Substanz erhöht zwar die Aktivität mehrerer Gehirnzentren - die typischen Suchtzentren sind aber nicht dabei. Allerdings wurden diese Ergebnisse im Versuch an Ratten gewonnen. Streng genommen wissen wir also nur, daß diese Nagetiere nicht wirklich abhängig vom Morgenkaffee sind.
Coffein, das in Kaffee und Tee vorkommt, ist die am weitesten verbreitete psychoaktive Droge der Welt. Es gibt wohl kaum einen Forscher, der behauptet, daß das milde Anregungsmittel so gefährlich ist wie seine illegalen Verwandten. Einige Verhaltenswissenschaftler haben jedoch argumentiert, daß Coffein als eine abhängig machende Droge angesehen werden sollte, weil viele Leute regelmäßig Coffein zu sich nehmen. Andere Experten halten dagegen, daß der Genuß des Stoffes keine weiteren charakteristischen Eigenschaften für eine Abhängigkeit mit sich bringt, wie eine im Laufe der Zeit ansteigende Dosierung und die Unfähigkeit, diese Gewohnheit aufzugeben.

Zur Klärung dieses Disputs beschlossen Astrid Nehlig und ihre Kollegen am Institut Fédératif de Recherche (INSERM) herauszufinden, ob Coffein in den Dopamin-freisetzenden Belohnungszentren des Gehirns dieselbe gesteigerte Aktivität auslöst wie Kokain und andere Mittel. Sie injizierten Ratten eine radioaktive Form von Glucose, gefolgt von unterschiedlichen Dosen von Coffein, entsprechend den Mengen, die Menschen durch Trinken von ein bis zehn Tassen Kaffee zu sich nehmen. Dann töteten sie die Tiere und bestimmten die Menge der radioaktiven Glucose – als ein Maß für die Stoffwechselgeschwindigkeit und somit die Aktivität – in verschiedenen Gehirnbereichen, darunter die Hülle des Nucleus accumbens, der vermutlich an Sucht und Belohung beteiligt ist.

Nur bei extrem hohen Coffeinmengen, die etwa dem "Genuß" von sieben Tassen Kaffee in Folge entsprechen, fand Nehligs Team eine Zunahme der Aktivität in Gehirnbereichen, die an Fortbewegung, Stimmung und Schlaf beteiligt sind, aber keine meßbare zusätzliche Aktivität in der Nucleus accumbens-Hülle. "Ich glaube nicht, daß Coffein irgendwelche Hinweise für eine Abhängigkeit liefert," schließt Nehlig.

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