Direkt zum Inhalt

News: Kein Schutz durch Ballaststoffe

Das morgendliche Müsli, ein Apfel als Zwischenmahlzeit, der Gemüseauflauf zum Mittagessen, all das gilt als gesund und soll vor Krankheiten schützen. Bereits seit 30 Jahren wird angenommen, daß ballaststoffreiche Ernährung das Auftreten von Dickdarmpolypen und in deren Folge auch von lebensbedrohlichen Dickdarmkarzinomen vermindert. Wissenschaftler aus den USA widerlegten nun diesen medizinischen Lehrsatz. Sie untersuchten über 88 000 Frauen und fanden keinen schützenden Effekt der ballaststoffreichen Ernährung.
Bislang wurde angenommen, Ballaststoffe wirkten ähnlich einem Besen, der krebs-erregende Substanzen aus dem Darm fegt und so vor Dickdarmpolypen und -karzinomen schützt. Daß Ballaststoffe diese Wirkung nicht besitzen, veröffentlichten Charles S. Fuchs und seine Mitarbeiter vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston im New England Journal of Medicine vom 21. Januar 1999.

Bereits 1980 verschickten sie an 88 757 Frauen zwischen 34 und 59 Jahren einen Fragebogen, in dem sie diese detailliert nach ihren Eßgewohnheiten befragten. Die Befragung wurde bis 1996 alle zwei Jahre wiederholt. Während dieses Beobachtungszeitraumes von 16 Jahren erkrankten 787 Frauen an einem Dickdarmkarzinom. 27 530 Frauen hatten in dieser Zeit aus verschiedenen Gründen eine Darmspiegelung. Bei 1012 von ihnen wurde während dieser Untersuchung ein Polyp entdeckt. Dickdarmpolypen sind Vorläufer bösartiger Geschwulste und daher ein hoher Risikofaktor für Dickdarmkarzinome.

Fuchs und seine Kollegen untersuchten nun, ob Frauen, die sich nach Angaben in den Fragebögen ballaststoffreich ernährten, seltener an Polypen oder Karzinomen erkrankten als Frauen, die wenige Ballaststoffe zu sich nahmen. Die Forscher stellten jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen fest. Unabhängig davon, ob täglich 10 g oder 25 g Ballaststoffe gegessen wurden, blieb die Zahl der Erkrankten in beiden Fällen nahezu gleich. Auch, wenn Ballaststoffe aus Früchten, Gemüse oder Müsli separart betrachtet wurden, ließ sich kein signifikanter Unterschied feststellen.

Bedeutet das nun: "Ballaststoffe ade"? Sicherlich nicht. Untersuchungen zum genauen Wirkungsmechanismus der Ballaststoffe sind notwendig. Auch weitere epidemiologische Daten zum Einfluß der Ernährung auf Dickdarmerkrankungen wären interessant. Und schon jetzt konnte in anderen Studien, die das gleiche Fragebogenmaterial wie Fuchs und seine Mitarbeiter verwendeten, gezeigt werden, daß eine ballaststoffreiche Ernährung vor Bluthochdruck, Verkalkung der Herzkranzgefäße, Diabetes mellitus und Divertikulose, einer Aussackung der Darmwand, schützt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.