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News: Kleine Ursache, große Wirkung

Im 1500-Jahres-Rhythmus scheint die Sonne mal kräftiger und mal schwächer, und obwohl die Schwankungen sehr gering sind, haben sie offensichtlich tiefgreifende Auswirkungen auf unser Klima. Scheint die Sonne schwach, treiben mehr Eisberge in den Atlantik und laden dort die mitgeführten Sedimente Grönlands ab.
Ein Zusammenhang zwischen dem Ausstoß klimarelevanter Gase seit Beginn der Industrialisierung und der weltweiten Erwärmung wird kaum angezweifelt, denn ein derart rascher Temperaturanstieg scheint nur infolge des menschlichen Tuns möglich. Umso interessanter ist deshalb eine Studie unter der Leitung von Gerard Bond vom Lamont-Doherty Earth Observatory in Palisades. Er und seine Mitarbeiter konnten zeigen, wie winzige Variationen der Sonnenaktivität das Wetter tiefgründig verändern können.

Dass die Aktivität der Sonne alle 1500 Jahren schwankt, ist kein Geheimnis. Baumringe oder die Eiskerne Grönlands überliefern dies seit mindestens 12 000 Jahren mit schönster Regelmäßigkeit. Denn ist die Sonne aktiver, stärkt sie auch das irdische Magnetfeld, das seinerseits nun mehr kosmische Strahlung abschirmt. Diese Strahlung aus dem All ist in den oberen Schichten der Atmosphäre für die Bildung bestimmter Isotope verantwortlich, darunter Kohlenstoff-14 oder Beryllium-10. Je höher der Anteil dieser Isotope also in Pflanzen oder im Eis Grönlands ist, umso schwächer ist das Erdmagnetfeld, und somit umso geringer auch die Sonnenaktivität.

Allerdings, wenngleich die Schwankungen im 1500-Jahres-Rhythmus überaus regelmäßig sind, so ist der Unterschied zwischen maximaler und minimaler Aktivität sehr gering. Die Energie, die auf die Erde auftrifft, schwankt dabei um nicht einmal 0,1 Prozent.

Dass dies allerdings deutliche Klimaveränderungen nach sich ziehen kann, das lässt sich in den Tiefen des Atlantik ergründen. Dort klaubten die Forscher die so genannten drop stones, Steine und Steinchen, die mit Eisbergen auf große Fahrt gingen und nach deren Abschmelzen unter südlicher Sonne in die Tiefe fielen. Je mehr drop stones in südlichen Breiten zu finden sind, umso kälter war es zur Zeit ihrer Ablagerung.

Die Datierung der drop stones war einfach, sie erfolgte an den Schalen gleichzeitig zu Boden gesunkener Meerestiere. Und so zeigte sich, dass die Menge der eisverfrachteten Sedimente in eben jenem 1500-jährigen Wechsel zu- und abnahm - gleichsinnig mit dem 14C in Baumringen und dem 10Be in grönländischen Eiskernen.

Und was hat das nun konkret mit unserem Klima zu tun? Besonders schwach strahlte die Sonne zum letzten Mal im 17. Jahrhundert, und damals konnte man in Europa alljährlich monatelang auf Flüssen und Seen Schlittschuh laufen, die heute selbst im strengsten Winter kaum zufrieren. Die Meere waren seinerzeit um zwei bis drei Grad kälter als heute, und Bond vermutet, dass wir uns derzeit immer noch von dieser Kälteperiode erholen. Die nächste "kleine Eiszeit" stünde dann auch schon fest, und zwar für das Jahr 3100 plus oder minus 500 Jahre.

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