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News: Klimaschutz ist machbar

Eine internationale Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes belegt am Beispiel der Bundesrepublik und Großbritanniens, dass es durchaus erfolgreiche Politiken zur Verminderung der Treibhausgas-Emissionen in Industriestaaten gibt. Die Studie widerlegt zugleich die landläufige Behauptung, Deutschland verdanke seine positive Klimaschutz-Bilanz überwiegend dem Fall der Mauer.
Deutschland hat von 1990 bis 2000 sechs der im Kyoto-Protokoll genannten Treibhausgase um 18 Prozent reduzieren können. Die vom Umweltbundesamt beauftragten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe, des britischen Science and Technology Policy Research (SPRU) in Brighton und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin analysierten, dass die in Deutschland erzielten Treibhausgasreduktionen nur zur Hälfte der deutschen Wiedervereinigung zu verdanken sind. Die andere Hälfte ist Ergebnis der Klimaschutzpolitik mit vielfältigen Aktivitäten in vielen Bereichen.

Die Analysen zeigen, dass Deutschland selbst ohne den "Wiedervereinigungseffekt" seine gesamten Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 1990 um neun Prozent verringern konnte. Wichtige Beiträge lieferten hierzu die Verbesserung der Energieeffizienz sowie die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, für die in Deutschland mit der Einführung der Ökosteuer und dem Gesetz für Erneuerbare Energien wichtige Weichen gestellt wurden. Damit sind die Aussichten gut, dass Deutschland seine in Kyoto und im Rahmen der Lastenverteilung innerhalb der EU übernommenen Ziele erreichen wird: Es muss zwischen 2008 und 2012 seine Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 1990 um mindestens 21 Prozent verringern.

Ähnliches gilt für Großbritannien, wo die Liberalisierung des Energiemarktes und die folgende Stilllegung des Kohlebergbaus zu weniger Emissionen von Treibhausgasen führte. Auch hier konnten die Wissenschaftler nachweisen, wie durch gezielte politische Rahmenvorgaben eine zusätzliche deutliche Reduktion von Treibhausgasen erzielt wurde.

Die Untersuchung widerlegt das Argument insbesondere der neuen US-Regierung, dass Klimaschutz die amerikanische Volkswirtschaft ruinieren würde und Erfolge in Europa bisher nur auf die deutsche Wiedervereinigung und die Umstrukturierung der Kohleindustrie im Vereinigten Königreich zurückzuführen sei.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin sagte zu den Ergebnissen der Studie: "Großbritannien hat bisher 90 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart, Deutschland 180 Millionen Tonnen. Alle EU-Staaten zusammen haben aber nur 100 Millionen Tonnen eingespart. Das zeigt: Die EU verdankt ihre positive Bilanz nur der aktiven Klimaschutzpolitik in diesen beiden Ländern. Allein Deutschland hat fast doppelt so viel CO2 eingespart wie die EU zusammen. Mit anderen Worten: Wir reduzieren unseren CO2-Ausstoß, während andere Länder ihn hochfahren. So kann es nicht endlos weitergehen. Nichts gegen eine Vorreiterrolle Deutschlands beim Klimaschutz, wohl aber gegen eine Stellvertreterrolle, bei der wir für andere handeln. Auch deshalb ist es so wichtig, dass das Kyoto-Protokoll völkerrechtlich verbindlich in Kraft tritt."

Welches Einsparpotenzial gerade in den Vereinigten Staaten von Amerika vorhanden ist, zeigt ein Vergleich: Bei ähnlichem Lebensstandard sind einem US-Amerikaner mit etwa 20 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und Einwohner mehr als doppelt so hohe Emissionen zuzurechnen als einem Durchschnittsbürger der EU (mit 8,5 Tonnen pro Jahr und Einwohner). In Deutschland werden rund zehn Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und Einwohner emittiert.

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