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News: Klonen stößt auf natürlichen Widerstand

Als Wissenschaftler stolz das Klonschaf Dolly präsentierten, fürchteten manche, dass Huxleys 'Schöne neue Welt' Wirklichkeit geworden war. Schlag auf Schlag ging es weiter: Ziegen, Kühe, Mäuse - Klone bevölkerten die Labors, die Fachzeitschriften und die Medien. Schon sehen einige darin die Möglichkeit, gefährdete Arten wie den Panda zu erhalten oder ausgestorbene Tiere wieder zu neuem Leben zu erwecken. Aber manchmal klappt es eben nicht: Forscher berichten, dass sich ein bestimmter Mäusestamm als 'klonresistent' erwiesen hat.
Schafe, Mäuse, Kühe und Ziegen wurden bisher alle mit derselben Methode geklont. Wissenschaftler verpflanzen den Zellkern einer Körperzelle in eine Eizelle, deren genetisches Material sie zuvor entfernt hatten. Im Folgenden 'programmiert' die Eizelle den eingepflanzten Zellkern so um, dass er wieder in einen embryonalen Zustand zurück versetzt wird. Was genau dabei geschieht, ist bisher aber noch unklar.

Dieser Logik zufolge sollten embryonale Stammzellen eigentlich am besten für diese Methode geeignet sein, da bei ihnen recht wenig umprogrammiert werden müsste. William Rideout und seine Kollegen vom Whitehead Institute for Biomedical Research bei Boston versuchten daher, aus Stammzellen verschiedener Mäusestämme Klone herzustellen. Dabei stellten sie zu ihrem Erstaunen bedeutende Unterschiede fest (New Scientist vom 5. Februar 2000).

Bei einem Mäusestamm konnten sie aus 227 Ausgangszellen immerhin sieben lebende Tiere erzeugen – eine Erfolgsquote von drei Prozent, die bereits als sehr hoch gilt. Der andere Mäusestamm jedoch ließ sich nicht klonen: Von 418 Embryonen überlebte kein einziger.

Die Wissenschaftler nennen zwei mögliche Erklärungen für den Fehlschlag. Zum einen könnte es sein, dass bestimmte Gene im Zellkern der Spenderzelle nicht aktiv genug sind, um die 'Reprogrammierung' durchzuführen. Bei der natürlichen Vermehrung spielt das wohl keine Rolle, da der Paarungspartner aktivere Gene einbringt.

Die zweite Möglichkeit ist, dass die Inzucht innerhalb des Mäusestamms eine genetische Barrierre geschaffen hat. Damit wären die väterlichen und mütterlichen Chromosomen nahezu identisch, was nach Ansicht Rideouts dazu führen könnte, dass die Zelle beim Verarbeiten der Chromosomen durcheinander kommt.

Auch Steve Stice von der University of Georgia in Athens kennt Probleme beim Klonen. Bei seiner Arbeit mit Kühen kam schon häufiger der Verdacht auf, dass sich manche Rassen recht widerspenstig verhalten. Seine Arbeitsgruppe hatte das Phänomen bisher aber nicht weiter verfolgt. "Die Mausgenetik ist so viel weiter fortgeschritten, sie sollten in der Lage sein herauszufinden, warum das passiert", meint Stice. "Das wird sehr interessant sein."

Wie auch immer die Antwort lauten wird, sie wird wohl für alle Wissenschaftler von Bedeutung sein, die an Klonierungen arbeiten. Vielleicht treten vergleichbare Sperren ja auch bei anderen Tieren auf. Wenn sie identifizierbar sind, dann könnte man sie auch ausschalten, hofft Rideout. Ansonsten werden so manche Projekte wohl doch Wunschträume bleiben.

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