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Kugelsternhaufen: Messier 71 - ein lockerer Sternhaufen

Der Kugelsternhaufen Messier 71
Zwischen den Sternbildern Schwan und Adler befindet sich das kleine, eher unauffällige Sternbild Pfeil, lateinisch Sagitta. In einer Entfernung von 13 000 Lichtjahren von der Erde enthält es den Sternhaufen Messier 71, eine Ansammlung von etwa 100 000 Sternen mit einem Durchmesser von 27 Lichtjahren. Schon im Amateurfernrohr lässt sich Messier 71 leicht in Einzelsterne auflösen, ein Beleg seiner recht geringen Sterndichte.

Lange Zeit war den Astronomen nicht klar, was für ein Objekt Messier 71 eigentlich ist. Ist es ein offener Sternhaufen oder ein Kugelsternhaufen? Spektralanalysen der in Messier 71 enthaltenen Sterne lieferten dann eine klare Antwort: Es ist ein Kugelsternhaufen.

Kugelsternhaufen gehören zu den ältesten Sternsystemen in unserem Universum und bildeten sich schon, als dieses erst etwa ein Drittel seines heutigen Alters erreicht hatte. Zu dieser Zeit gab es nur wenig Elemente schwerer als Wasserstoff und Helium, die von den Astrophysikern vereinfachend als Metalle bezeichnet werden. Alle Kugelsternhaufen bildeten sich somit aus metallarmen Gas. Auch Messier 71 macht hier keine Ausnahme, was sich deutlich in seinem Spektrum wiederspiegelt.

Zudem enthält der Kugelsternhaufen nur massearme Sterne bis hin zu einer Sonnenmasse. Woran liegt das? Messier 71 ist nach den Spektralanalysen rund neun bis zehn Milliarden Jahre alt, daher haben sich alle Sterne mit mehr als etwa einer Sonnenmasse bereits zu Roten Riesen aufgebläht. Sie entwickelten sich danach, je nach Masse der Vorläufersterne, zu Weißen Zwergen, Neutronensternen und sogar Schwarzen Löchern.

Somit finden sich in Messier 71 und anderen Kugelsternhaufen nur massearme Hauptreihensterne von der Masse unserer Sonne oder weniger und Rote Riesen. Sie werden nach einigen Millionen Jahren zu Weißen Zwergen schrumpfen, Himmelskörpern von der Größe der Erde, aber mit Massen von bis zu einer Sonnenmasse.

Messier 71 wurde um 1745 vom Schweizer Astronomen Philippe de Chéseaux (1718 – 1751) entdeckt, der mehrere Nebel am Himmel aufspürte. Der französische Astronom Charles Messier (1730 – 1817) nahm ihn dann 1780 als 71. Objekt in seine Liste der Nebel und Sternhaufen auf.

Das Bild lichtete das Weltraumteleskop Hubble mit dem Weitfeldkanal der Advanced Camera for Surveys im sichtbaren Licht und im nahen Infraroten ab. Dabei wurde in dieser Falschfarbendarstellung dem gelben sichbaren Licht bei 606 Nanometer die Farbe blau zugeordnet und dem nahen Infraroten um 814 Nanometer rot. Das Bild zeigt den inneren Bereich von Messier 71 und erstreckt sich am Himmel über 3,4 Bogenminuten oder 13 Lichtjahre.

Tilmann Althaus

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