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Schlafschwierigkeiten: Nächtliches Aufwachen schadet Babys nicht

Das Thema Schlaf ist in vielen Familien ein Problemfeld. Doch eine Studie zeigt: Wenn Einjährige noch nicht durchschlafen können, ist das kein Zeichen von Entwicklungsproblemen.
In den Schlaf weinen

Viele Eltern sorgen sich, wenn ihr Baby im Alter 12 Monaten noch nicht gelernt hat, die Nacht über durchzuschlafen – und suchen Hilfe bei Schlaftrainings, die den Kleinen beibringen sollen, möglichst problemlos ein- und durchzuschlafen. Tatsächlich schafft es aber ein beträchtlicher Anteil von Einjährigen noch nicht, sechs Stunden oder mehr am Stück zu ruhen – und das hat weder Konsequenzen für die Entwicklung des Kindes noch für die psychische Gesundheit der Mutter. Das zeigt nun eine Studie im Fachmagazin »Pediatrics«, für die kanadische Wissenschaftler mehr als 380 Mütter mit ihren Säuglingen untersuchten.

Das Team um Marie-Hélène Pennestri von der McGill University befragte die Teilnehmerinnen, wie lange ihre Kleinkinder einmal im Alter von sechs und einmal im Alter von zwölf Monaten durchschliefen. Zudem erfassten die Forscher die geistigen und psychomotorischen Fähigkeiten der Kleinen mit Hilfe von standardisierten Testes – ebenso wie mögliche Anzeichen einer Depression bei den Müttern.

Im Ergebnis berichteten nur knapp 60 Prozent der Probandinnen, dass ihre Sprösslinge im Alter von sechs Monaten sechs Stunden oder mehr pro Nacht ruhten – und nur rund 40 Prozent der Mütter konnten sich über acht Stunden Babyschlaf am Stück freuen. Auch im Alter von einem Jahr kamen knapp 30 Prozent der Kinder noch immer nicht auf sechs Stunden Schlaf am Stück; 43 Prozent schliefen keine acht Stunden oder länger. Mädchen schienen dabei im Schnitt etwas eher zum Durchschlafen zu neigen als Jungen, wie die Daten zeigen. Für die geistigen und psychomotorischen Fähigkeiten machte das jedoch keinen Unterschied. Und auch die Mütter von Babys, die häufiger mitten in der Nacht aufwachten, zeigten keine verstärkten Hinweise auf eine Depression. Sie schienen ihre Kinder durch die Schlafpausen dafür häufiger zu stillen – wovon sowohl die Mütter als auch die Säuglinge profitieren könnten, wie die Forscher argumentieren.

Alles in allem raten Pennestri und ihre Kollegen Eltern und Kinderärzten deshalb dazu, etwas entspannter mit den Thema Schlaf umzugehen. Statt sich auf Trainings und Interventionen zu versteifen, bei denen man die Kinder bei Schlafproblemen für einen gewissen Zeitraum einfach schreien lässt, könne es Sinn machen, Eltern stärker über die normale Entwicklung von Kindern aufzuklären. Und dazu gehöre auch das Wissen, dass eben nicht alle von Beginn an denselben Schlaf-wach-Rhythmus haben.

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