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News: Neue Studie zur globalen Erwärmung

Alarmierende Daten prägen die Weltklimakonferenz, die noch bis zum 5. November in Bonn stattfindet: Neben den sich stabilisierenden Hinweisen auf eine Erwärmung bodennaher Klimaebenen, tritt jetzt eine bislang nahezu ignorierte 'Etage' der Atmosphäre in den Vordergrund: Die sogenannte 'Mesosphäre' zeigt über einen langen Zeitraum erschreckende Temperaturänderungen.
"Die Messungen der vergangenen fünf bis zehn Jahre legen sehr nahe, daß die Mesosphäre für das Leben am Boden eine viel größere Bedeutung hat, als uns das bislang klar war", resümiert der Direktor des Leibniz-Instituts für Atmosphärenforschung in Kühlungsborn, Professor Franz-Josef Lübken. Standen bisher die ersten beiden "Stockwerke" der den Planeten schützenden Gashülle, die wolkentragende Troposphäre sowie die Stratosphäre mit ihrem schwindenden Ozonreservoir, im Zentrum wissenschaftlicher Untersuchungen, so drängt sich nun die sogenannte Mesophäre, der Bereich zwischen 50 und 90 Kilometern Höhe, in das Bewußtsein der Klimatologen. Der Grund: Stärker als in anderen Klimaschichten ändert sich hier die Temperatur.

Während sich die Luft nahe der Erdoberfläche in diesem Jahrhundert um auf den ersten Blick wenig beeindruckende 0,7 Grad Celsius erwärmt hat, fallen die Änderungen in der Mesosphäre deutlich drastischer aus: "Aus den vorliegenden Daten ergibt sich ein Trend, der eine Abkühlung zwischen drei bis fünf Grad Celsius pro Dekade bedeutet", meint Stratosphärenphysiker Lübken.

Daß sich einerseits bodennahe Klimaschichten erwärmen, die hohen Strato- und Mesosphärenebenen jedoch abkühlen, bedeutet keinen Widerspruch. Klimamodelle und Experten prognostizieren diese Entwicklung sogar: "Zum einen fängt das anwachsende Kohlendioxid die Wärmerückstrahlung der Erde ab und erzeugt dort mit diesem Treibhauseffekt den Temperaturanstieg. In hohen Atmosphärenschichten wirft Kohlendioxid dagegen die einfallenden Wärmewellen in den Weltraum zurück", klärt der Atmosphären-Physiker Garry Thomas, Professor an der University of Colorado, auf.

Auch ein weiteres Phänomen belegt den Wandel in der Dachetage unserer Schutzhülle: "Die Zahl der sogenannten leuchtenden Nachtwolken hat in den vergangenen 30 Jahren stark zugenommen", so Lübkens. Das optische Naturspektakel der bläulich-silbrig schimmernden Wolken in großen Höhen erklärt sich aus der Reflexion von Sonnenlicht. Tiefere Temperaturen begünstigten ihre Entstehung, vermuten Experten. Methan, das ungehindert nach oben aufsteigt und in der Mesosphäre zu Wasserdampf umgewandelt wird, unterstütze den Effekt noch zusätzlich. Die neue Popularität verhilft der Mesosphäre zu mehr Aufmerksamkeit in der Forschungsgemeinde: Im neuen deutschen Atmosphären-Forschungsprogramm "AFO 2000" – Startschuß kommendes Frühjahr – bildet die ferne, kalte Luft erstmals einen eigenen Schwerpunkt.

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