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Sternentwicklung: Orions Schulter schrumpft

Hubble-Aufnahme des Roten Überriesen Beteigeuze | Beteigeuze, auch Alpha Orionis genannt, ist durch seine Größe und Nähe einer der wenigen Sterne, die vom Weltraumteleskop Hubble aufgelöst werden können und nicht bloß als Lichtpunkt erscheinen. Er bildet die "Schulter" des Sternbilds Orion und ist dort mit bloßem Auge als heller rötlich-gelber Stern auszumachen.
Der Rote Überriese Beteigeuze, zweithellster Stern im Sternbild Orion, hat in den letzten 15 Jahren deutlich an Größe verloren. Dies ist das Ergebnis einer Langzeitbeobachtung von Astronomen am Mount-Wilson-Observatorium der University of California in Berkeley.

Der etwa 600 Lichtjahre von der Erde entfernte, mit dem bloßen Auge gut sichtbare Stern befindet sich am Ende seiner Lebenszeit. Er hat seinen Wasserstoffvorrat aufgebraucht, sich in Folge der wesentlich energiereicheren Heliumfusion in seinem Kern fast bis auf die Größe der Jupiterumlaufbahn ausgedehnt. Er strahlt heute gut 10 000-mal heller als unsere Sonne. Dass er sich nun erneut zusammenzieht, könnte ein erstes Zeichen für das Einsetzen weiterer Fusionsprozesse sein, die schon in den nächsten 1000 Jahren in einer Supernova enden könnten. Dieses Ereignis würde unseren gesamten Nachthimmel erhellen.

Charles Townes vor einem der drei Spiegel des ISI | Charles Hard Townes (93) ist emerierter Professor für Physik an der University of California in Berkeley. Das Bild zeigt ihn vor einem der drei Teleskopspiegel des Infrared Spatial Interferometer (ISI) auf dem Mount Wilson in Kalifornien.
Charles Townes, der 1964 für seinen Beitrag zur Entwicklung des Lasers den Nobelpreis für Physik erhielt, beobachtet Beteigeuze seit den frühen 1990er Jahren mittels des Infrared Spatial Interferometers auf dem Mount Wilson im Süden Kaliforniens. Die drei kombinierten Teleskope mit 1,65 Meter Durchmesser liefern ein ausreichend scharfes Bild des nahen Sterns, so dass sich eine Veränderung seiner Größe rein optisch bestimmen lässt.

Beteigeuze ist ein unregelmäßig pulsierender Roter Überriese – ein alter instabiler Stern, der in Größe und Helligkeit im Zeitraum von Tagen bis Wochen schwankt. Zusätzlich hierzu entdeckten Townes und seine Kollegen nun, dass der Stern seit Beginn ihrer Beobachtungen mehr als 15 Prozent seines Durchmessers verloren hat und dass sich diese Entwicklung zunehmend beschleunigt. Trotzdem hat sich seine Helligkeit während dieser Zeit kaum verändert. Eine mögliche Ursache hierfür sehen die Forscher in vermehrt auftretenden hellen Eruptionen auf der Sternoberfläche.

Townes, der in Kürze seinen 94. Geburtstag feiert, will die Beobachtungen so lange wie möglich fortsetzen. Noch habe man keine abschließende Erklärung für das Schrumpfen des Sterns. Es gelte zu untersuchen, ob dies lediglich eine vorübergehende Phase mit anschließender erneuter Ausdehnung oder tatsächlich eine völlig neue Entwicklung darstelle.

Ralf Strobel

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