Direkt zum Inhalt

Wanderungen: Polarfuchs unternimmt epische Reise

Polarfüchse sind auf dem Meereis zu Hause. Dennoch bringt die ausgedehnte Wanderung eines Jungtiers über tausende Kilometer Biologen zum Staunen.
Polarfuchs

In den eisigen Einöden des hohen Nordens findet sich vor allem im Winter nur sehr schwer Nahrung: Eisbären und Polarfüchse streifen daher auf der Suche nach Futter oft weit umher. Dass sie dabei auch rekordverdächtige Distanzen zurücklegen können, zeigt der Fall einer jungen Polarfüchsin, über den die grönländische Zeitung »Sermitsiaq« berichtete. Biologen um Eva Fuglei vom Norwegischen Polarinstitut hatten im März 2018 ein junges Weibchen mit einem GPS-Sender versehen und an der Ostküste der Insel Spitzbergen – Hauptinsel der gleichnamigen Inselgruppe – wieder in die freie Wildbahn entlassen, um die Wanderungen des damals weniger als ein Jahr alten Tiers aufzuzeichnen. Was dann passierte, machte ihr Team sprachlos, so Fuglei gegenüber »Sermitsiaq«: »Wir trauten unseren Augen kaum.«

Schon kurze Zeit später brach die Fähe nach Westen auf, um Nahrung zu finden. Innerhalb von nur 21 Tagen erreichte sie Grönland – eine Reise von mehr als 1500 Kilometern. Hier stoppte das Tier jedoch nicht, sondern wanderte weiter bis zur kanadischen Insel Ellesmere, die nochmal knapp 2000 Kilometer weiter westlich liegt. Die Biologen erstaunte dabei nicht nur die gesamte zurückgelegte Distanz von mehr als 3500 Kilometern, sondern vor allem auch das Tempo, mit dem der Trip absolviert wurde. Durchschnittlich 46 Kilometer am Tag legte die Füchsin zurück; bisweilen legte sie sogar bis zu 155 Kilometer am Stück zurück. In nur 76 Tagen hatte sie Amerika von Europa aus erreicht – bei keinem anderem Fuchs haben Wissenschaftler bislang eine ähnlich lange Reise nachgewiesen.

Unterwegs hat das Tier nur zweimal länger pausiert: Wahrscheinlich hat es sich dann eingerollt und mit seinem buschigen Schwanz gegen schlechtes Wetter gewappnet. Wovon sich der Fuchs unterwegs ernährt hat, ist unklar – die Art folgt bisweilen Eisbären, um Überreste derer Jagdopfer zu fressen. Womöglich habe das Tier auch Seevögel an offenen Stellen im Meereis gejagt, spekulieren die Forscher. Prinzipiell unterscheidet sich die Hauptnahrung von Polarfüchsen auf Spitzbergen und Ellesmere: Erstere fressen vornehmlich Meeresbewohner, Letztere hingegen jagen überwiegend Lemminge. Das schrumpfende Meereis in der Region sorge allerdings dafür, dass diese Wanderungen riskanter und schwieriger werden, so Fuglei. Der Austausch zwischen Island und Spitzbergen ist deshalb nicht mehr möglich; die Population auf Spitzbergen könnte zukünftig vielleicht sogar komplett von anderen Teilbeständen isoliert werden. Doch Fuglei sieht dennoch gute Überlebenschancen für die anpassungsfähigen Tiere: Das wärmere Klima könnte dann Rentiere auf Spitzbergen begünstigen, von deren Kadavern sich auch die Füchse ernähren.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.