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News: Schlamm drüber

In Pi-Ramesse, der ehemaligen Hauptstadt von Pharao Ramses II., haben Archäologen nach dem aufsehenerregenden Fund des Tempels von Ramses II. weitere interessante Entdeckungen gemacht. Bei Ausgrabungen stießen sie auf Überreste einer Glasproduktionsstätte. Vasen, Schmuck und andere Gegenstände aus Glas sind zwar schon aus früheren Epochen des antiken Ägyptens bekannt, bisher war die Herstellung aber noch unklar.
Unter einer dicken Schlammschicht fanden Edgar Pusch, Archäologe vom Pelizaeus-Museum in Hildesheim, und Thilo Rehren vom Deutschen Bergbau-Museum in Bochum Schlacken und Scherben von antiken Tiegeln. Die zunächst als "Abfall" eingeordneten Bruchstücke entpuppten sich später als Überreste einer Glasproduktionsstätte. Ein Ring ermöglichte die Einordnung der Funde in die Herrschaftszeit von Pharao Sethos II. von 1204 bis 1198 v. Chr., neun Jahre nach dem Tode Ramses II. Die Entdeckung zeigt nach Ansicht von Edgar Pusch, daß Glas in Ägypten bereits in einer Zeit hergestellt wurde, für die das bisher nicht angenommen wurde. Pusch, der Grabungsleiter bei der Freilegung des goldenen Fußboden im Palastes von Ramses II. war, hält diesen Fund für ein wichtiges Puzzleteil in der Technologiegeschichte.

Aus den Bruchstücken schließt er auf die Art und Weise der Glasherstellung. Die Mineralien zur Glasherstellung stammten aus sauberem Sand und Pflanzenasche, gefärbt wurde mit rotem Kupferoxid und blauem Kobaltoxid. Die Tiegel dienten zum Schmelzen und wurden nach dem Erkalten zerschlagen.

Glas war im alten Ägypten ein Luxusgegenstand, der teuer in Gold aufgewogen wurde. So wurden Glasperlen und andere Schmuckgegenstände als Ersatz für Edel- und Halbedelsteine eingesetzt. Gebrauchsgegenstände und Schmuck aus Glas sind allerdings schon aus der Zeit von Pharao Echnaton (1340-1324 v. Chr.), der sogenannten Amarna-Zeit, bekannt. Aus Briefen weiß man auch, daß es einen Handel mit Glasprodukten zwischen Ägypten und Mesopotamien gegeben hat. Welche der beiden Hochkulturen das Glas erfunden hat, bleibt also weiterhin offen.

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