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News: Schwerhörigkeit unter jungen Menschen breitet sich aus

Kinder und Jugendliche leiden immer häufiger unter Hörschäden. Mediziner fordern daher in Discotheken eine Begrenzung des Lärmpegels, einem der Hauptverursacher späterer Schwerhörigkeit. Doch Gefahr droht auch von Spielzeugpistolen und Silvesterböller - und von Eltern, die ihre Kinder stundenlang von Funk und Fernsehen berieseln lassen.
Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Hörschäden. Dafür ist vor allem der Lärm in Diskotheken verantwortlich, aber auch das laute Knallen von Spielzeugpistolen oder Silvesterböller, sagte Hans-Peter Zenner, Direktor der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in Tübingen. Allein bei den Millennumsfeiern hätten einer Studie zufolge rund dreitausend Menschen durch Kracher Hörschäden erlitten.

Um das zu vermeiden, fordern Bundesärztekammer und Umweltbundesamt Lärmgrenzen für Diskotheken, Kopfhörer und lautes Spielzeug. Zenner sagte, Jugendliche verbringen heute extrem lang in Diskotheken auf: Während sich Jugendliche Anfang der achtziger Jahre durchschnittlich zweieinhalb Stunden in Diskos aufhielten, sind es heute schon über fünf. Der Lärm, dem die Jugendlichen dabei ausgesetzt seien, liege mit teilweise bis zu 110 Dezibel weit im gehörschädigenden Bereich. "Wir erwarten, daß rund zehn Prozent der 15-jährigen in zehn Jahren durchschnittlich zehn Dezibel ihrer Hörfähigkeit verlieren werden", meinte Hartmut Ising vom Umweltbundesamt in Berlin. Außerdem könnten auch andere Arten von Freizeitlärm zu Schäden führen, etwa Spielzeugpistolen.

Aber auch die Gewohnheiten der Eltern sind an den Hörverlusten ihrer Kindern schuld. Inzwischen sind in Deutschland mehr als ein Viertel aller Kindergartenkinder in ihrer Sprachentwicklung teilweise gestört, sagte der Recklinghäuser Mediziner Peter Plath. Ursache sei häufig die stundenlange informationslose Berieselung mit Musik oder ein ständig laufendes Fernsehgerät. Denn beides verhindere die für ein differenziertes Hören notwendige Ausbildung des Gehirns. Auch wenn Eltern ihr Kind nur selten direkt ansprächen, könne dies die Entwicklung hemmen. Die Gefahr von Silvesterböllern sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden: Bei einer Untersuchung von 424 jungen Männern zu Beginn ihres Wehrdienstes stellten Ärzte kürzlich bei der Hälfte von ihnen Symptome eines Knalltraumas fest. Bei 73 Prozent der Betroffenen wurde dieses durch Silvesterböller verursacht. Nicht immer wird ein Hörverlust jedoch durch hohe Dezibel-Werte hervorgerufen. Die noch immer häufigste Ursache von Schwerhörigkeit im Kindes- oder Jugendalter sind chronische oder oder immer wiederkehrende Entzündungen des Mittelohres, wie Plath meinte. Oft verlieren Menschen ihr Gehör durch einen Unfall, was in diesen Fällen sehr häufig übersehen wird – denn bei der Behandlung werden zunächst die schweren und offensichtlichen Verletzungen behandelt.

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