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News: Strahlenfreie Beinvermessung

Bereits zum dritten Mal (nach 1995 und 1996) ging dieses Jahr der Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, dotiert mit 10.000,- Mark, nach Ulm: an ein Team von Wissenschaftlern aus der Unfallchirurgischen Universitätsklinik (Dr. Peter Keppler, Dr. Wolf Strecker und Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Lothar Kinzl), das in Zusammenarbeit mit der Abteilung Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik (Dipl.-Ing. Martin Simnacher und Abteilungsleiter Prof. Dr. Lutz Claes) eine neue Ultraschallmethode zur Bestimmung der Beingeometrie entwickelt hat.
Wo Knochenfehlstellungen, etwa nach einem Unfall, chirurgisch korrigiert werden, müssen Längen, Winkel und Verwindungen (Torsionen) an den unteren Extremitäten vor und nach der Operation gemessen werden. Als dafür mit Abstand genauestes und zuverlässigstes Verfahren galt bis dato die Computertomographie (CT). Sie mißt fraglos sehr exakt, gestattet Vergleiche zwischen mehreren Aufnahmen, allerdings nur dann, wenn sämtliche Shots aus demselben Winkel vorgenommen wurden. Und sie mißt unter Einsatz von Roentgenstrahlen, was ihre Verwendung zur engmaschigen Langzeitbeoabachtung und zu Screeninguntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen einschränkt.

Bezugspunkt Knochen

Keppler und Co. sind nun auf ein handelsübliches, zweidimensionale Bilder lieferndes Ultraschallgerät umgestiegen, haben es mit einem dreidimensionalen Meßsytem gekoppelt, wie es normalerweise eingesetzt wird, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu messen, und versahen dieses System mit einer eigens entwickelten Auswertungssoftware, die den räumlichen Bezugspunkt der Messungen direkt an den Knochen verlegt, statt die Koordinaten an einem Außenstandpunkt festzumachen. Damit entfiel die Strahlenbelastung, Längen und Torsionen von Ober- und Unterschenkel lassen sich räumlich abbilden, und die Daten verschiedener Messungen sind vergleichbar, unabhängig von Lagerung und zwischenzeitlichen Bewegungen des Patienten.

Sechs Monate lang, von August 1996 bis Februar 1997, haben die Ulmer Unfallchirurgen ihr System in Vergleichsmessungen an 50 Patienten im Alter von 18 bis 50 Jahren getestet, erklärtes Ziel: so genau zu sein wie die CT. Die Ergebnisse koennen sich sehen lassen: je nach Meßareal und -aspekt (Ober- oder Unterschenkel, Länge oder Torsion) erzielte das neue Verfahren durchschnittlich eine weit über 90%ige Übereinstimmung mit den Resulaten aus CT-Parallelmessungen. Ultrasonographische Längenbestimmungen durch zwei voneinander unabhängige Untersucher deckten sich zu 99 Prozent.

Die sonographische Kombinationsmethode wird demnach auch hoechsten Qualitätsanforderungen gerecht – ein Ergebnis, das nicht nur die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurige beeindruckt hat. So ist Kepplers Team für seine Entwicklung bereits im Oktober 1997 mit dem Förderpreis der DEGUM, der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V., ausgezeichnet worden.

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