Direkt zum Inhalt

Exoplaneten: Super Aussichten bei zwei Supererden

Um einen nahe gelegenen Zwergstern kreisen zwei – und vielleicht drei – Planeten. Sie bieten offenbar beste Bedingungen, um erstmals die Atmosphäre fremder Welten zu beobachten.
Zwei - oder womöglich drei - Planeten kreisen um Gliese 887 (künstlerische Darstellung)

Wenn es Forschern gelänge, die Atmosphäre von Planeten außerhalb unseres eigenen Sonnensystems zu untersuchen, würde dies unser Wissen über den Aufbau anderer Sternsysteme, die Planetenentstehung dramatisch erweitern. Eine Analyse der Exoatmosphäre könnte womöglich sogar Hinweise darauf liefern, dass eine fremde Welt belebt ist.

In nur elf Lichtjahren Entfernung – also nach astronomischen Maßstäben in direkter Nachbarschaft der Sonne – haben Forscher nun zwei Exoplaneten entdeckt, die um einen roten Zwergstern mit der Bezeichnung Gliese 887 kreisen. Laut den Wissenschaftlern der Universität Göttingen bieten diese beiden Planeten die bislang beste Chance, einen Blick auf eine Exoatmosphäre zu erhaschen. Insbesondere das geplante James-Webb-Weltraumteleskop, das im März 2021 starten soll, könnte mehr oder weniger viel sagende Details über deren Zusammensetzung liefern.

Wie sie im Fachblatt »Science« schreiben, fanden sie sogar noch Hinweise auf einen dritten Planeten, der ebenfalls Teil des Gliese-887-Systems ist. Bei allen drei Himmelskörpern scheint es sich um so genannte Supererden zu handeln – Felsplaneten, die größer und schwerer sind als die Erde, aber noch weit entfernt vom Gigantismus der Gasplaneten.

Die beiden sicher bestätigten Planeten GJ 887b und GJ 887c umkreisen ihr Zentralgestirn alle 9,3 und 21,8 Tage und befinden sich folglich auf einer sehr engen Umlaufbahn. Der mutmaßliche Dritte im Bunde hätte eine Umlaufperiode von rund 50 Tagen. Weil Gliese 887 als Zwergstern deutlich leuchtschwächer ist als die Sonne, bedeutet der geringe Abstand der Planeten nicht zwangsläufig, dass die Oberfläche überhitzt und gasfrei ist. Tatsächlich sind die beiden inneren Planeten knapp an der Grenze zur habitablen Zone des Sterns, also jenem Bereich, in dem Wasser auf dem Planeten in flüssiger Form vorliegen kann.

Klein und für Zwergenverhältnisse ruhig

Das Forscherteam um Sandra Jeffers hat für ihre Studie den Stern an der Europäischen Südsternwarte in Chile drei Monate am Stück Nacht für Nacht beobachtet. Die Planeten verraten ihre Anwesenheit durch ihre Schwerkraftwirkung auf den Stern, die zu einem minimalen regelmäßigen Wackeln führt.

Eine weitere Besonderheit von GJ 887 ist seine sehr geringe Aktivität. Aktivere Rote Zwerge würden mit ihren Ausbrüchen etwaige Atmosphären nahe gelegener Planeten ins All blasen. So aber besteht eine gute Hoffnung darauf, dass sich eine Gashülle erhalten hat.

Auch für die Entstehung von Leben sind die Verhältnisse günstiger als bei anderen Roten Zwergen. Sollte sich die Existenz des dritten Planeten, der mit seiner Umlaufbahn in der habitablen Zone liegt, bestätigen, »könnte GJ 887 zu einem der meiststudierten Planetensysteme in der Nachbarschaft unserer Sonne werden«, schreibt Melvyn Davies von der Universität Lund in einem Begleitkommentar in »Science«.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.